Terry Eagletons "kulturelle Gesamtschau" ist ein großer Mischmasch an Fakten und subjektiven Leidenschaften, der recht unsystematisch daherkommt und zudem auf den anglo-irischen Raum zentriert ist.
Der ironisch-britische Erzählstil des Literaturtheoretikers und Professors für Englische Literatur
war zwar amüsant, konnte aber keineswegs die inhaltliche Achterbahnfahrt übertreffen. Letztere…mehrTerry Eagletons "kulturelle Gesamtschau" ist ein großer Mischmasch an Fakten und subjektiven Leidenschaften, der recht unsystematisch daherkommt und zudem auf den anglo-irischen Raum zentriert ist.
Der ironisch-britische Erzählstil des Literaturtheoretikers und Professors für Englische Literatur war zwar amüsant, konnte aber keineswegs die inhaltliche Achterbahnfahrt übertreffen. Letztere forderte dem Leser eine Menge Geduld ab. Die Weitschweifigkeit von Eagletons Gedanken und die teilweise ausufernden Ausführungen zu von ihm verehrten Geistesgrößen wie Karl Marx, Oscar Wilde oder Gottfried Herder strengten an und führten nicht nur einmal dazu, dass Passagen nur gestreift bzw. quergelesen wurden. Das Interesse an den stark philosophisch geprägten Beschreibungen und Denkmodellen ebbte spätestens nach der dritten Seite ab.
Sicherlich lässt sich der Begriff "Kultur" nicht mit einem Satz abtun, da er im Laufe der Zeit immer vielschichtiger geworden ist. D.h., es haben sich unzählige "Kulturen" entwickelt. Dass Eagleton diese nicht alle abbilden kann, ist verständlich. Doch ein kleiner Abriss wäre möglich gewesen. Darüber hinaus habe ich mich gewundert, dass der Autor erst gegen Ende des Buchs auf die lateinischen Wurzeln des Begriffs "Kultur" zu sprechen kam. Letzteres lässt darauf schließen, dass diesen Buch kein wirkliches Konzept, also ein roter Faden, vorausgegangen ist. Wenn Eagleton über die Kultur von gestern und heute berichtet, dann mit Wehmut und Angst vor der Zukunft. Wird man in der heutigen, schnelllebigen Zeit bald noch Literatur- und Geisteswissenschaften studieren können? Dies ist eine berechtigte Frage, die aber m. E. genauso wie die etymologische Herleitung des Wortes Kultur an den Buchanfang gehört.
FAZIT
Eine unstrukturierte Studie zum Begriff "Kultur", deren Lektüre den Leser einiges abverlangt und aus der man leider nur wenig mitnehmen kann. Schlussendlich hat man den Eindruck, dass der Autor das Buch aus Spaß an der Freude und damit mehr für sich als für den Leser geschrieben hat.