Das Werk gliedert sich in die Kapitel:
1 Soziales
2 Strukturen
3 Daten
4 Methoden
Im ersten Kapitel wird zunächst der Wissenschaftsprozess dargestellt. Dazu analysiert der Autor zwei Ebenen: die des Wissens und die der Menschen, sozialen Gruppen und Organisationen.
Balzer gibt kurze
Einführungen zu Theorien und Modellen, Daten, intendierten Systemen, Messmethoden und Wissen.
In einem…mehrDas Werk gliedert sich in die Kapitel:
1 Soziales
2 Strukturen
3 Daten
4 Methoden
Im ersten Kapitel wird zunächst der Wissenschaftsprozess dargestellt. Dazu analysiert der Autor zwei Ebenen: die des Wissens und die der Menschen, sozialen Gruppen und Organisationen.
Balzer gibt kurze Einführungen zu Theorien und Modellen, Daten, intendierten Systemen, Messmethoden und Wissen.
In einem längeren Abschnitt geht der Autor auf die Wertediskussion der Wissenschaftstheorie ein. Es folgt eine Abgrenzung zwischen doktrinärem Wissen, Pseudowissenschaft und Offenbarung. Das erste Kapitel wird durch einen Abschnitt zur Verantwortung in der Wissenschaft abgeschlossen.
Die weiteren Kapitel thematisieren dann den strukturalistischen Ansatz. Dabei werden bei allem Tiefgang auch viele allgemein interessierenden Probleme angesprochen.
Für den Strukturalisten besteht eine wissenschaftliche Theorie aus einer Klasse von Modellen, einer Menge intendierter Systeme, Datenstrukturen und einem Approximationsapparat. Modelle sind dabei geistige Konstrukte zur "Abbildung" realer Systeme - einschließlich der Daten - oder zum Umgang mit solchen Systemen. Sie werden mittels einem geeigneten Repräsentationsformalismus ausgedrückt und enthalten die eigentlichen Sätze der Theorie, ihre Hypothesen. Die intendierten Systeme sind die realen Systeme, über die etwas aussagt wird, die durch Modelle repräsentiert werden. Der Begriffsapparat wird ausführlich, teilweise recht anspruchsvoll eingeführt.
Es kommen noch drei weitere Bedingungen hinzu:
- Abstammungs-,
- Passungs- und
- Widerlegbarkeitsbedingung.
Die Passung zwischen Hypothesen und Daten ist Hauptkriterium für die Akzeptanz dieser beiden Komponenten. Eine Theorie, deren Hypothesen zu ihren Daten passen, wird als brauchbar bezeichnet.
Im Abschnitt "Strukturen" wird's ziemlich abstrakt. Hier fehlten mir Beispiele zu jedem Abstraktionsschritt. Es folgen zwar zwei ausführliche Beispiele (Stossmechanik und Wahlverhalten) aber bis dahin hat man eine Durststrecke zu durchlesen. Andrerseits sind die zahlreichen Beispiele - zusätzlich zu denen aus den "harten" Wissenschaften - aus Psychologie und Sozialwissenschaften sehr instruktiv. Der Autor wird seiner Absicht auch den Sozialwissenschaften einen angemessenen Raum zu geben voll gerecht. Das Kapitel schließt mit einem Abschnitt zu Computerprogrammen und zu umfassenderen Theorienetzen bzw. Querverbindungen zwischen Theorien.
Das Kapitel 3 widmet sich den Daten, die durch die Theorien erst ihre Bedeutung erhalten.
Dies ist wieder ein Abschnitt, dessen Diskussion weit über den eigentlichen Strukturalismus hinausführt und den lapidaren Untertitel "Ein Lehrbuch" rechtfertigt.
Zur Datengewinnung dienen Messung, Experiment, Beobachtung, theoretische Bestimmung, Umfragen und das Lesen. Der Bogen ist weit gespannt .
Eine sehr tief gehende Analyse zu Messung, Messproblemen, Datenstrukturen und Test der Hypothesen folgt.
Das vierte und letzte Kapitel widmet sich den Methoden: Induktion, maschinelle Entdeckung, Deduktion, Abduktion (nur sehr knapp), Konvergenzverhalten von Lernfunktionen, hermeneutische Methode und Computersimulation. Dazu kann man einiges über Bestätigung und Erklärung lesen.
Die weiterführende, kommentierte Literatur am Ende jedes Kapitels ist ausreichend und auf dem neuesten Stand, wie überhaupt die Überarbeitung zur Neuauflage an neuesten Ergänzungen erkennbar ist. Dass trotzdem einige wenige Druckfehler überlebten (z.B. "Labtop") stört nicht.
Wer eine Einführung zum wissenschaftstheoretischen Strukturalismus sucht hat hier gefunden. Das Werk ist aber auch allen Studierenden, die sich schon allgemein mit der Wissenschaftstheorie (z.B. mit dem ganz anders aufgebautem und mit anderem Anspruch antretenden Standardwerk von Lauth/Sareiter: "Wissenschaftliche Erkenntnis") befasst haben, zu empfehlen.