Als Anaximander vor der Prüfungskommission der Akademie erscheint, ahnt sie noch nicht im Ansatz, welche Wendung ihr Leben an diesem Tag nehmen würde. Der Mann, dessen Leben ihr Spezialgebiet und Prüfungsthema ist, der Mann, dessen Lebensgeschichte sie fast besser zu kennen glaubte als ihre eigene,
hat die Welt, in der Anax lebt, erst möglich gemacht. Aber weiß sie wirklich alles? Oder gibt es…mehrAls Anaximander vor der Prüfungskommission der Akademie erscheint, ahnt sie noch nicht im Ansatz, welche Wendung ihr Leben an diesem Tag nehmen würde. Der Mann, dessen Leben ihr Spezialgebiet und Prüfungsthema ist, der Mann, dessen Lebensgeschichte sie fast besser zu kennen glaubte als ihre eigene, hat die Welt, in der Anax lebt, erst möglich gemacht. Aber weiß sie wirklich alles? Oder gibt es eine grundlegende Wahrheit, die alles in Frage stellt?
Was Bernard Beckett hier geschafft hat, hat meinen allertiefsten Respekt verdient. Ein Buch mit nicht einmal zweihundert Seiten, das die grundlegendste aller Fragen der Menschheit aufgreift und ihr in einer Weise gerecht wird, wie man es zu Beginn der Lektüre kaum zu glauben wagt.
Wo beginnt Bewusstsein?
Wo beginnt Menschlichkeit?
Ein höchst philosophischer Roman der nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern eine Idee in die Köpfe seiner Leser pflanzt. Eine Idee, der man sich nicht entziehen kann und die, gehegt durch die Macht des Bewusstseins, keimt und sich fortpflanzt.
Beckett hat eine sehr ungewöhnliche Erzählform für sein Buch gewählt, die auf eine großartige Art zwei Erzählstränge zu einem verbindet. Als ich zum ersten Mal, auf Seite 107, ahnte, in welche Richtung die Auflösung gehen würde, fachte das meinen Wissensdurst nur noch mehr an. Und ich kann glaubhaft versichern, dass zwar mein Grundgedanke richtig war, das ganze Ausmaß der Lösung mir jedoch niemals in den Sinn gekommen wäre.
Der Moment, in dem man vollends begreift ist der Moment, in dem man das Buch nach der letzten Seite zuklappt und man bleibt mit einem Gefühl des Unglaubens zurück.
Mehr kann und will ich zu diesem großartigen Buch nicht schreiben, denn jedes Wort mehr, wäre ein Wort zu viel. Man muss es lesen um es zu verstehen.
Wie sagte Carl Hilty so schön: Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene.
Es sollte mehr Bücher wie dieses geben!
Zitate:
Es muss nichts besonderes an dem Streichholz sein, dass das Feuer entzündet. […] Bis auf die Tatsache, dass es das Streichholz ist, das das Feuer entzündet. (Seite 24)
Damit eine Gesellschaft erfolgreich funktioniere kann, ist vielleicht ein Maß an Mitgefühl nötig, das nicht korrumpiert werden kann. (Seite 47)
Was war zuerst da? Der Geist oder die Idee des Geistes? (Seite 114)
[…] letztlich ist Bewusstsein nichts anderes, als der Kontext, in dem Denken stattfindet. (Seite 127)