Das Verlangen danach Gras unter den Zehen zu spüren und in Kontakt mit der Natur zu stehen, wird größer je mehr Beton und Gebäude uns umgeben. Dieser Gartenführer erzählt die Geschichte grüner Projekte in deutschen und internationalen Städten. Er porträtiert den Garten an sich und die Köpfe und Charaktere dahinter. Das Gartenbuch der etwas anderen Art soll einen Einblick in bestehende Urban Gardening Projekte aus Deutschland und anderen Ländern geben. Jedes Projekt wird in einem Porträt vorgestellt und beinhaltet Hintergrund, Geschichte, Besonderheiten, Gartentipps, Kochrezepte und Pflanzentipps. Ein umfassendes Verzeichnis gibt einen Überblick über alle öffentlichen Gartenprojekte.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.05.2019LESESTOFF
Stadtgarten-Porträts. Mit diesem Buch erweist sich Renate Künast als Expertin für das Thema „Urban Gardening“, jener aus den USA stammenden Bewegung, die städtische Brachen mit Gemüse, Obststräuchern und Kräutern bepflanzen will. Die Grünen-Politikerin legt eine Art Stadtgarten-Reiseführer durch den deutschsprachigen Raum vor. In Berlin, Künasts Heimat, befindet sich das hierzulande bekannteste dieser Projekte: die Prinzessinnengärten, die sich in Kreuzberg direkt an einen Kreisverkehr schmiegen. Auch anderswo verschönern die Stadtgärten unwirtliche Orte: In Köln blüht es auf einer Industriebrache zwischen alten Übersee-Containern. Im Münchner Bahnhofsviertel wurde das Dach eines Parkhauses begrünt, in Stuttgart das Gelände eines einstigen Güterbahnhofs.
Künast und ihre Co-Autorin Victoria Wegner präsentieren 22 Stadtgärten. Deutlich wird: Die Anlagen sind zugleich Orte des Kennenlernens; sie bringen Nachbarn, Kulturen, Generationen zusammen. In den „Internationalen Gärten Göttingen“ oder bei „Annalinde“ in Leipzig treffen sich Einheimische und Migranten zum gemeinsamen Umgraben und Jäten. Auf der Bremer „Gemüsewerft“ betätigen sich Behinderte an den Beeten.
Zwischendurch stellt Künast einige ihrer Lieblingsrezepte vor. Sie beschäftigt sich mit der Idee der „Essbaren Stadt“ ebenso wie mit urbaner Bienenzucht. Einziger Makel dieses reich bebilderten und mit viel Herzblut verfassten Buches ist die winzige Schrift.
Renate Künasts Publikation ist auch ein Manifest für den Erhalt der Gärten, die im innerstädtischen Immobilienkampf oft um ihr Überleben ringen. Auch die Prinzessinnengärten wäre ohne die heftigen Proteste der Berliner längt bebaut.
ANTJE RÖSSLER
Renate Künast/
Victoria Wegner:
Rein ins Grüne, raus in die Stadt. Eine Reise durch urbane Gärten.
München, Callwey 2019. 176 Seiten, 29,95 Euro
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Stadtgarten-Porträts. Mit diesem Buch erweist sich Renate Künast als Expertin für das Thema „Urban Gardening“, jener aus den USA stammenden Bewegung, die städtische Brachen mit Gemüse, Obststräuchern und Kräutern bepflanzen will. Die Grünen-Politikerin legt eine Art Stadtgarten-Reiseführer durch den deutschsprachigen Raum vor. In Berlin, Künasts Heimat, befindet sich das hierzulande bekannteste dieser Projekte: die Prinzessinnengärten, die sich in Kreuzberg direkt an einen Kreisverkehr schmiegen. Auch anderswo verschönern die Stadtgärten unwirtliche Orte: In Köln blüht es auf einer Industriebrache zwischen alten Übersee-Containern. Im Münchner Bahnhofsviertel wurde das Dach eines Parkhauses begrünt, in Stuttgart das Gelände eines einstigen Güterbahnhofs.
Künast und ihre Co-Autorin Victoria Wegner präsentieren 22 Stadtgärten. Deutlich wird: Die Anlagen sind zugleich Orte des Kennenlernens; sie bringen Nachbarn, Kulturen, Generationen zusammen. In den „Internationalen Gärten Göttingen“ oder bei „Annalinde“ in Leipzig treffen sich Einheimische und Migranten zum gemeinsamen Umgraben und Jäten. Auf der Bremer „Gemüsewerft“ betätigen sich Behinderte an den Beeten.
Zwischendurch stellt Künast einige ihrer Lieblingsrezepte vor. Sie beschäftigt sich mit der Idee der „Essbaren Stadt“ ebenso wie mit urbaner Bienenzucht. Einziger Makel dieses reich bebilderten und mit viel Herzblut verfassten Buches ist die winzige Schrift.
Renate Künasts Publikation ist auch ein Manifest für den Erhalt der Gärten, die im innerstädtischen Immobilienkampf oft um ihr Überleben ringen. Auch die Prinzessinnengärten wäre ohne die heftigen Proteste der Berliner längt bebaut.
ANTJE RÖSSLER
Renate Künast/
Victoria Wegner:
Rein ins Grüne, raus in die Stadt. Eine Reise durch urbane Gärten.
München, Callwey 2019. 176 Seiten, 29,95 Euro
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