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Heute verdrängen wir nicht mehr Sexualität, sondern Schuld: Klopft das Schuldgefühl an der Türe des Bewusstseins, geben wir schnell die heiße Kartoffel an andere weiter. Eltern, Lehrer, Ehepartner - alle sollen schuld sein, nur damit wir uns nicht schuldig fühlen müssen. Beim Wiener Psychiater Raphael M. Bonelli legt sich die Unschuld auf die Couch. An vielen Fällen aus seiner Praxis zeigt er: Fremdbeschuldigung und Selbstmitleid machen unfrei, bitter und oft auch wirklich krank. Der korpulenten Patientin ist klar: »An meinem Gewicht ist meine Familie schuld!« Der Ehemann schiebt den...
Heute verdrängen wir nicht mehr Sexualität, sondern Schuld: Klopft das Schuldgefühl an der Türe des Bewusstseins, geben wir schnell die heiße Kartoffel an andere weiter. Eltern, Lehrer, Ehepartner - alle sollen schuld sein, nur damit wir uns nicht schuldig fühlen müssen. Beim Wiener Psychiater Raphael M. Bonelli legt sich die Unschuld auf die Couch. An vielen Fällen aus seiner Praxis zeigt er: Fremdbeschuldigung und Selbstmitleid machen unfrei, bitter und oft auch wirklich krank. Der korpulenten Patientin ist klar: »An meinem Gewicht ist meine Familie schuld!« Der Ehemann schiebt den Seitensprung, bei dem er ertappt wurde, seiner bigotten Umgebung in die Schuhe, denn: »Ein gesunder Mann braucht das!« Und der überführte Dopingsünder sieht sich als Opfer der Medien. Bonellis Therapievorschlag lautet: Persönliche Schuld erkennen und selbst Verantwortung für das eigene Tun übernehmen. Wer zu einem schmunzelnden "Selber schuld!" bereit ist, kann auch leichter anderen verzeihen.
Raphael M. Bonelli, geboren am 10. September 1968 in Schärding (Österreich), ist ein österreichischer Psychiater und Neurowissenschaftler an der Sigmund Freud Universität in Wien. Er ist Universitäts-Dozent für Psychiatrie, Facharzt für Neurologie, Doktor der gesamten Heilkunde, Doktor der medizinischen Wissenschaften und systemischer Psychotherapeut.Nach dem Medizinstudium von 1986 bis 1993 an der Universität Wien folgte 1994 seine Promotion mit einer Dissertation über Bipolare affektive Störung, 1995 bis 2002 die Facharztausbildung für Neurologie, 1996 bis 2005 die Psychotherapieausbildung in systemischer Therapie. Er spezialisierte sich ab 1997 auf die neuropsychiatrische Erkrankung Chorea Huntington. Zwischen 2003 und 2006 erfolgte Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie an der Medizinischen Universität Graz. 2004 war er Visiting Fellow der Harvard Medical School in Boston (USA) im Brain Imaging Center des McLean Hospital. Er ist Preisträger der ÖGPB für klinische Psychiatrie 2004. 2005 habilitierte sich Bonelli im Fach Psychiatrie. Im selben Jahr war er Visiting Fellow der University of California, Los Angeles (UCLA). 2006 wurde er Facharzt für Psychiatrie. 2011 wurde er als Leiter der Forschungsgruppe Neuropsychiatrie an die Sigmund Freud Universität Wien berufen.Bonelli ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen im Grenzbereich von Neurologie und Psychiatrie mit dem Forschungsschwerpunkt demenzielle Erkrankungen. Aufgrund seiner internationalen Publikationstätigkeit ist er seit 2001 zunehmend Peer Reviewer prominenter internationaler wissenschaftlicher Journale sowie des Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank, der Telethon Foundation (Italien) und des Wellcome Trust (UK). Bonelli entwickelte an der University of California, Los Angeles (UCLA) mit Jeffrey Cummings ein neues Klassifikationssystem für subkortikale Demenzen und analysierte im Rahmen dieser Kooperation die neurobiologische Basis dieser Störungen. Aufgrund seiner Forschungsarbeit ist er 2005 als jüngster Österreicher in die GaM-Bestenlisten der deutschsprachigen Medizin für das Fach Psychiatrie aufgenommen worden.Als Direktor des interdisziplinären und interreligiösen "Instituts für Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie" (RPP) in Wien hat er seit 2007 Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten in einen wissenschaftlichen Dialog mit Philosophen, Theologen und Religionswissenschaftler gebracht.
Produktdetails
- Knaur Taschenbücher 30093
- Verlag: BoD - Books on Demand / Droemer Knaur / Droemer/Knaur
- Originaltitel: Selber schuld!
- Artikelnr. des Verlages: 3007436
- 5. Aufl.
- Seitenzahl: 336
- Erscheinungstermin: 11. Januar 2016
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 125mm x 19mm
- Gewicht: 335g
- ISBN-13: 9783426300930
- ISBN-10: 3426300931
- Artikelnr.: 42707399
Herstellerkennzeichnung
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Prinzip Selbstverantwortung
„Opferdasein ist eine psychodynamische Sackgasse“, unterstreicht Raphael Bonelli in der Einleitung seines Buches. Es geht ihm darum, selbst Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Das ist eine These, die Zustimmung auch in der …
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Prinzip Selbstverantwortung
„Opferdasein ist eine psychodynamische Sackgasse“, unterstreicht Raphael Bonelli in der Einleitung seines Buches. Es geht ihm darum, selbst Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Das ist eine These, die Zustimmung auch in der Managementliteratur von Reinhard Sprenger [1] findet. Während Sprenger eher Weisheiten aus der Philosophie in seine Werke integriert, sind es bei Bonelli Erkenntnisse aus der Psychotherapie. Bonelli richtet den Fokus auf das Thema Schuld und den Umgang mit dieser, ohne zu moralisieren. Um das Thema für die Leser plastisch darzustellen, stellt er 45 Fälle aus seiner Praxis vor und untermauert seine Thesen mit Beispielen aus der Weltliteratur.
Neurowissenschaftler Bonelli befindet sich mit seinem Werk „Selber Schuld!“ in Opposition zu Thesen bekannter Hirnforscher wie Wolf Singer [2] und Gerhard Roth [3]. Der freie Wille ist umstritten, wie auch aus verschiedenen Beiträgen zum Thema [4] hervorgeht. Bonelli bezieht sich auf Experimente von Robert Cloninger und ist der Meinung: „Der Mensch ist aus naturwissenschaftlicher Sicht letztlich doch frei“. Das ist eine Aussage, die er m.E. nicht hinreichend begründet.
Wer frei entscheiden kann, kann auch Schuld auf sich laden. Der Umgang mit Schuld ist das Kernthema des Buches. So überrascht es nicht, dass Bonelli sich ausführlich mit Dostojewskis Meisterwerk „Schuld und Sühne“ beschäftigt. Dostojewski zeigt auf, wie Protagonist Raskolnikow aus einem Gefühl der Überlegenheit einen Mord begeht, an der Schuld fast zugrunde geht und erst durch ein Schuldbekenntnis und spätere Sühne frei wird. Bonelli erläutert die Zusammenhänge anhand eines einfachen Modells von „Kopf, Bauch und Herz“, welches nicht wörtlich zu nehmen, sondern als Metapher zu verstehen ist.
Bonelli nimmt sich Sigmund Freud vor. Er analysiert, wo seine Thesen heute noch Bestand haben und wo sie als überholt gelten. Er stellt Zusammenhänge und prinzipielle Unterschiede von Psychotherapie und Beichte heraus. Beides sind ritualisierte Gespräche, bei denen es um einen subjektiven Leidensdruck geht. Während der Psychotherapeut dazu beitragen soll, den Patienten frei zu machen, thematisiert der Seelsorger, was der Mensch mit seiner Freiheit anfangen kann. “Denn nur, wenn der Mensch frei ist, kann er sich zwischen Gut und Böse entscheiden ...“ und damit befindet sich Bonelli in Opposition zu Michael Schmidt-Salomon [5], der sich von den archaischen Denkmustern „Schuld und Sühne“ verabschiedet hat und das Böse für eine Wahnidee hält.
Bonelli hat ein wichtiges Buch geschrieben, welches wahrgenommen werden wird. Er macht deutlich, dass es nicht nur die Sicht der Naturwissenschaften gibt. Seine Erklärungen beruhen auf seinen Erfahrungen und klingen plausibel. Er bekennt sich zum Dualismus „Die Seele bedient sich des Gehirns wie der Fahrer des Autos“. Als Leser dieses Buches und auch diesem Buch entgegenstehenden Werken muss ich zugestehen, dass es unterschiedliche Denkmodelle gibt, die (weitgehend) in sich schlüssig sind, aber eben nicht alle richtig sein können. Stellt man wie Paul Watzlawick den Nutzen (und nicht die Wahrheit) diverser Modelle in den Vordergrund, wird manches klarer. Watzlawick [6] spricht von der Möglichkeit, dass der Konstruktivismus eines Tages die Brücke zwischen den Natur- und den Geisteswissenschaften schlagen könnte.
[1] Reinhard Sprenger: „Das Prinzip Selbstverantwortung“
[2] Wolf Singer: „Ein neues Menschenbild?“
[3] Gerhard Roth: „Das Gehirn und seine Wirklichkeit“
[4] Christian Geyer (Herausgeber): „Hirnforschung und Willensfreiheit“
[5] Michael Schmidt-Salomon: „Jenseits von Gut und Böse“
[6] Paul Watzlawick: „Wirklichkeitsanpassung oder angepasste „Wirklichkeit“?“ in „Einführung in den Konstruktivismus“
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„Selber Schuld!“
Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen
Raphael Bonelli
Nachdem 18 Experten aus Psychologie, Psychotherapie, Philosophie, Sexualwissenschaft, Theologie und Soziologie, Ihre Statements wegweisend zur Lektüre des Wiener, Psychiater, Neurowissenschaftler und …
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„Selber Schuld!“
Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen
Raphael Bonelli
Nachdem 18 Experten aus Psychologie, Psychotherapie, Philosophie, Sexualwissenschaft, Theologie und Soziologie, Ihre Statements wegweisend zur Lektüre des Wiener, Psychiater, Neurowissenschaftler und Psychotherapeuten Raphael Bonelli abgegeben haben, war ich zunächst irritiert.
Irgendwie klingt alles nach einem gemütlichen Beisammensein von Experten, die das Werk eines jungen Kollegen wohlwollend bewerten. Bemerkungen wie, „genussvoll, klug, witzig, gelehrt, tiefschürfend, ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit liebevollem Schmunzeln, Wegweiser durch den Gefühlsdschungel“, füllen die ersten 13 Seiten. Ich frage mich: „Sollte der Leser positiv beeindruckt werden? Bonellis Buch hat das nicht nötig!
Der Inhalt gliedert sich in 3 Teile, zerlegt in 9 Kapitel. Ähnlich wie in der Einleitung „ Die Unschuld auf der Couch“ kündigt sich jeder Abschnitt mit lockender Überschrift an.
Ein bisschen Querlesen macht gar nichts. Es kommt der Punkt, wo man es genau wissen will.
Dann entfaltet sich das Buch in seiner wunderbaren Vielfalt.
In unserer Zeit, in der Hilfesuchende kurz gehalten werden, weil alles der Diktatur der Ökonomie unterworfen wird, erzählt Raphael Bonelli Beispiele aus seiner Praxis, verbindet sie mit den neuesten Erkenntnissen der Neurowissenschaft, nicht ohne vergangene Theorien, die heute von einem anderen Standpunkt weniger stigmatisierend sind, zu erwähnen. Er baut eine Brücke, die selbst dem Verzagten, auf Therapie wartenden, ermutig sie zu überqueren, allein im Kämmerlein, ohne schwierige Sitzungen, die nicht immer das Ziel der Veränderung einer undurchsichtigen Situation hervorrufen, Klienten zu Psychohopper machen.
Bonelli macht Mut in den angebotenen Fallbeispielen den eigenen wunden Punkt herauszufinden. Manchmal ist er dort versteckt, wo wir über den beschriebenen „Deppen“ am meisten Lachen können. Vielleicht schaut man gerade da in einen Spiegel, erkennt sich selbst. Da ist es gut weiterzulesen, um zu erfahren was die Neurowissenschaft dazu erforscht hat.
Doch nicht nur die Wissenschaft kommt zu Wort. Bonelli beweist mit treffend ausgesuchten Werken der Weltliteratur, dass das eigene Problem nicht das einzige Drama dieses Lebens ist. Immer wieder suchen Menschen durch die Jahrhunderte hindurch nach Lösungen für ihren Leidensdruck.
Raphael Bonelli zeigt wie eng alles miteinander verbunden ist. Er bildet, erweitert Wissen und macht sogar Psychotherapiegegner neugierig.
Das Buch ist ein Mosaik, das die Farben des Lebens zusammenfügt. Es ist kein Ersatz für notwendige Therapie, aber es macht gelassen, wenn eine empfohlen wird. Es befreit aus der Umklammerung einer Opferrolle, öffnet den Blick für den nächsten Schritt.
„Selber schuld!“ist, wer es nicht liest, das Buch, dass für Gesprächsstoff sorgt, auch innerhalb der Familie hilfreich sein kann, erschienen bei Pattloch 2013 für 19.99 €, weniger als eine Therapiestunde kostet.
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