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Um eine unbedingte Leidenschaft geht es in Véronique Olmis neuem Roman, um Liebe und Theater - und die Momente, in denen ein ganzes Leben auf dem Spiel steht.Mitten in der Nacht, auf einer Bank in der Gare de L'Est: Die Züge stehen still, und auch das Leben scheint zum Stillstand gekommen. Wer hier sitzt, ist gestrandet, aus der Welt gefallen. Was hat Nelly, die erfolgreiche Theaterschauspielerin, hier zu suchen?Bis gestern war ihr Tageslauf, ihr ganzes Denken magnetisch auf die Rolle, auf das fremde Leben ausgerichtet, das sie abends auf der Bühne verkörpert. Bis gestern, als sie im Moment…mehr

Produktbeschreibung
Um eine unbedingte Leidenschaft geht es in Véronique Olmis neuem Roman, um Liebe und Theater - und die Momente, in denen ein ganzes Leben auf dem Spiel steht.Mitten in der Nacht, auf einer Bank in der Gare de L'Est: Die Züge stehen still, und auch das Leben scheint zum Stillstand gekommen. Wer hier sitzt, ist gestrandet, aus der Welt gefallen. Was hat Nelly, die erfolgreiche Theaterschauspielerin, hier zu suchen?Bis gestern war ihr Tageslauf, ihr ganzes Denken magnetisch auf die Rolle, auf das fremde Leben ausgerichtet, das sie abends auf der Bühne verkörpert. Bis gestern, als sie im Moment ihres Auftritts den Mann in der fünften Reihe sah, der als einziger nicht zu ihr hinblickte. Was will er von ihr, dieser Mann, von dem sie sich vor Monaten getrennt hat, den sie immer noch liebt, selbst wenn sie sich weigert, auch nur seinen Namen zu denken? Der Körper versagt der Schauspielerin den Dienst, denn diese Liebe war kein Spiel.
Autorenporträt
Véronique Olmi wurde 1962 in Nizza geboren und lebt in Paris. In Frankreich wurde sie, als eine der bekanntesten Dramatikerinnen des Landes, für ihre Arbeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Ihre Theaterstücke wurden in viele Sprachen übersetzt und werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgeführt. Ihre Romane stehen seit Jahren auf den Bestsellerlisten. In Deutschland erschien von ihr zuletzt "Nacht der Wahrheit" (Kunstmann 2015).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.05.2017

Die enteignete Frau
Véronique Olmis Roman erzählt Tragödien aus Paris

Das Theater basiert auf Verabredungen, die in Proben erarbeitet werden: Wenn sich hinten links die Tür öffnet, fängt rechts vorne jemand zu schreien an. Jedenfalls wird vorab genau festgelegt, was wann passieren soll. Im Leben freilich klappt das selten, und das wird der Schauspielerin Nelly im neuen Roman von Véronique Olmi zum Verhängnis. Sie lernt einen Mann kennen, der ihr privates wie berufliches Koordinatensystem mehr durcheinanderbringt, als ihr guttut. Doch der folgende Zusammenbruch, den sie als "sechs Monate Koma" bezeichnet, mündet in einen Neubeginn - möglicherweise. Oder in Nellys Jargon: Die Vorstellung ist aus, das Glück verspielt, der Vorhang gefallen - aber am nächsten Abend geht er wieder hoch, und alles fängt von vorne an.

Véronique Olmi, geboren 1962 in Nizza und sowohl als Dramatikerin wie als Romanautorin erfolgreich, verschmilzt den auf den ersten Blick nicht sonderlich originellen Plot von der großen Liebe, die viele Hindernisse überwinden muss und nicht unbedingt freudvoll enden wird, mit den künstlerischen Fliehkräften, die das Theater zu beschwören vermag. Die Reibungsenergie zwischen Realität und Fiktion gibt ihrem Buch Schwung und der Geschichte einen schönen Doppelsinn.

Da das Liebespaar im besten Alter ist - Nelly, 47 Jahre, wohl geschieden, zwei Kinder; Paul, verheiratet, zwei Kinder -, hat es natürlich Erwachsenenprobleme zu bewältigen, benimmt sich dabei indes wie lustvoll erregte Jugendliche. Eine SMS jagt die andere, Telefonhörer werden aufgelegt, Andenken sorgsam gehütet oder kurzerhand wütend weggeschmissen. Die aufgeflammten Emotionen machen die zwei jung und verletzlich. Was Paul denkt und fühlt, erfahren wir allerdings nur durch Nelly, der als leidenschaftlicher Schauspielerin die ganze Welt eine Bühne ist.

Véronique Olmi lässt sie zuerst einen harmlosen Tag verbringen, der von den üblichen, meist irrationalen Ängsten vor dem abendlichen Auftritt geprägt ist - hoffentlich bleibt die Metro nicht stecken, hoffentlich werde ich nicht krank, hoffentlich vergesse ich meinen Text nicht. Was Nelly nicht bedenkt: Hoffentlich sitzt Paul nicht überraschend im Saal. Aber so geschieht es. Sie sieht ihn und ist dermaßen irritiert, dass sie fast kollabiert. Die Aufführung muss abgebrochen, die achthundert Zuschauer nach Hause geschickt werden: "Und jetzt bin ich niemand mehr." Was dann folgt, ist ein berührender Monolog, den sie im Wartesaal des nächtlichen Gare de l'Est vor einer schlafenden obdachlosen Frau hält. Sie denkt über ihr Leben, ihre Eltern, ihren Beruf nach, natürlich über Paul, die Trennung und "unsere kleine mörderische Tragödie". Zumeist im Präsens äußert sie sich wie eine tragisch gestrauchelte Diva, die auf den Einbruch der Wirklichkeit nicht vorbereitet war und nun sehen muss, wie sie abseits der Bühne und ohne fremde Regie zurechtkommt.

Paris als atmosphärisch aufgeladener Schauplatz liefert dafür den stimmungsvollen Rahmen. Emotional durchlässig nimmt die Erzählerin die Stadtlandschaft im Februar auf, samt dem "Geruch nach Teer und frischem Holz", die "scharfe Kälte, die plötzliche Schwärze der Metroeingänge und das Pfeifen des Windes in den hochgezogenen Ladengittern. Die Bewegungen waren gegensätzlich, die Geräusche kreuzten sich, und so viele Leben schlängelten sich hindurch. Paris ist ein riesiges Rendezvous. Wir wissen nur nicht, mit wem." Doch gerade durch die elegante Leichtigkeit der Sprache wird die Verzweiflung von Nelly deutlich und packend. Sie begreift sich nach der Trennung von Paul als "enteignete Frau", die nicht mehr weiß, wohin sie sich wenden soll, fühlt sich sowohl zu Hause als auch im Theater fremd.

Dass Paul bei all den Irrungen und Wirrungen etwas blass bleibt, ist vermutlich Absicht. Denn Nelly scheint sich stets wie in einer Palette von Rollen zu fühlen: "Mutter. Tochter. Freundin. Geliebte. Nachbarin." Insofern ist Paul im übertragenen Sinne der intellektuell wie gefühlsmäßige Stichwortgeber für die Figur, die sie ihm gegenüber verkörpert. Als sie sich schließlich vom Bahnhof in die Wohnung aufmacht, in der sie einander früher trafen und in der er sie jetzt im Morgengrauen erwartet, denkt sie in literarischen Kategorien: "Wir werden den fehlenden Akt spielen. Die Trennungsszene. Wir werden die Geschichte abschließen . . ."

Am Schluss möchte man aufstehen und Nelly applaudieren - welche darstellerische Bravour und Grazie! Dabei war es gar kein ausgefeilter Monolog, sondern ein realer Abschnitt ihres Daseins. Aber wenn die Kunst zum Leben wird und das Leben zur Kunst, sind Schmerzen unvermeidlich - und schön. Und Véronique Olmis herzensklarer Theaterroman wird zur Überhöhung eines Liebesromans, in dem sich plötzlich alle Grenzen aufheben: "Die Zeit beugt sich und verlässt uns. Und das Leben ist da."

IRENE BAZINGER

Véronique Olmi: "Der Mann in der fünften Reihe". Roman.

Verlag Antje Kunstmann, München 2017.

112 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.03.2019

NEUE TASCHENBÜCHER
Leben und
Liebe
Nelly gerät aus dem Gleis. Sie ist Schauspielerin, jeden Tag unsicher, wie das Leben auf der Bühne weitergehen wird. Von einer erst erfüllten, dann verzweifelten Liebe hat Nelly sich erholt „wie von einer Brandwunde“, aber dann sitzt er im Publikum, und das Leben im Theater und das jenseits der Bühne bricht zusammen. Jetzt reflektiert sie im Wartesaal des Gare de l’Est in Paris ihr Leben und ihre Liebe, die Machtkämpfe, das Absolute von Hingabe und Besitzanspruch, wenn zwei es wagen, „einer das Tier des anderen zu sein“, und den Verrat eines Mannes, der seine Familie nicht verlässt. Im Durcheinander erlebter, imaginierter und aus Theaterstücken zitierter Dialoge, prägender Momente der Kindheit und dem Zwiespalt von Selbstvorwurf und Freiheitsdrang ihrer eigenen Rolle als Mutter zeigt sich, wie labil die Balance war zwischen Nellys Bühnen- und ihrer wirklichen Existenz, wie sie mit kühler Vernunft ihr Leben führen konnte bis zu diesem Augenblick. Weil sie stark ist, wird dies statt einer Vernichtung der Ausgangspunkt eines Neubeginns. Zumindest klingt es so, die Autorin Véronique Olmi lässt es offen.
RUDOLF VON BITTER
Véronique Olmi: Der Mann in der fünften Reihe. Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. btb, München 2019. 112 Seiten, 9 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Man folgt der Schauspielerin, die beinahe minutiös jene Stunden beschreibt, die vor der persönlichen Katastrophe im Theater liegen. Und das Ende hat mich dann wirklich überrascht. Mit soviel Licht im Dunkel hatte ich wirklich nicht gerechnet.« Christine Westermann, WDR