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Faszinierendes Biopic über das schizophrene Mathegenie John Nash, dessen Frau über Jahrzehnte seiner Krankheit zu ihm hält.
Dank eines Stipendiums kommt John Forbes Nash Jr. 1947 an die amerikanische Eliteuniversität Princeton, um höhere Mathematik zu studieren. Es fällt Nash jedoch nicht leicht, sich in Princeton zurechtzufinden: gesellschaftlicher Smalltalk und oberflächliche Nettigkeiten findet er überflüssig, und auch für die Vorlesungen interessiert der Einzelgänger sich herzlich wenig. Er ist von einer einzigen Idee besessen: eine völlig originäre Theorie zu entwickeln. Denn er ist…mehr

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Produktbeschreibung
Faszinierendes Biopic über das schizophrene Mathegenie John Nash, dessen Frau über Jahrzehnte seiner Krankheit zu ihm hält.
Dank eines Stipendiums kommt John Forbes Nash Jr. 1947 an die amerikanische Eliteuniversität Princeton, um höhere Mathematik zu studieren. Es fällt Nash jedoch nicht leicht, sich in Princeton zurechtzufinden: gesellschaftlicher Smalltalk und oberflächliche Nettigkeiten findet er überflüssig, und auch für die Vorlesungen interessiert der Einzelgänger sich herzlich wenig. Er ist von einer einzigen Idee besessen: eine völlig originäre Theorie zu entwickeln. Denn er ist davon überzeugt, dies sei die einzige Möglichkeit für ihn, jemals etwas Bedeutsames zu bewirken. Kurz bevor sein Doktorvater jede Hoffnung für den talentierten jungen Mann aufgibt, gelingt Nash mit einer Forschungsarbeit zum Thema "Spiel- und Entscheidungstheorie" über die mathematischen Prinzipien des Wettbewerbs der Durchbruch, mit dem keiner mehr gerechnet hätte.

Dabei steht seine Arbeit im kühnen Widerspruch zur Doktrin von Adam Smith, dem Vater der modernen Wirtschaftswissenschaften. Dieser geniale Coup sichert Nash einen heiß begehrten Posten als Forscher und Dozent am MIT (Massachusetts Institute of Technology), doch ganz zufrieden ist Nash immer noch nicht. Als ihn wenig später der zwielichtige William Parcher im Namen des Pentagon als geheimen Code-Dechiffrierer anwerben will, sagt Nash sofort zu. Er genießt die neue Herausforderung, endlich kann er sein außerordentliches Talent auf die Probe stellen. Fieberhaft durchforstet er fortan die Zeitungen nach geheimen Botschaften der Russen. Seine Ergebnisse steckt er in einen Umschlag, den er nachts in den Briefkasten einer abgelegenen Villa wirft. Neben seiner Geheim-Mission lehrt Nash weiter am MIT. In einer seiner Vorlesung lernt er die schöne und hochbegabte Physikstudentin Alicia kennen und verliebt sich in sie. Was erstaunlicher ist: sie verliebt sich ebenfalls in den verschlossenen, merkwürdigen und hochbegabten Mathematiker, und schon bald heiraten die beiden.

Doch das Geheimnis, das Parcher und die Dechiffrierungen betrifft, kann er nicht einmal mit seiner Frau teilen. Immer mehr steigert Nash sich in die Heimlichtuerei und bald schon weiß er nicht mehr, wem er vertrauen kann. Die ständige Gefahr fordert ihren Preis: Nash ist verschlossen, obsessiv und schließlich völlig verloren in einer anderen Welt - Halluzinationen begleiten ihn auf Schritt und Tritt. Unfähig, zwischen Phantasie und Realität zu unterscheiden, steigert er sich immer mehr in seinen Verfolgungswahn. Gibt es Parcher wirklich? Wer sind die Russen, die ihn verfolgen? Und ist der Arzt, der "Paranoide Schizophrenie" bei Nash diagnostiziert, ein Doppelagent?

Bonusmaterial

Kapitel- / Szenenanwahl Audiokommentar von Ron Howard und Akiva Goldsman unveröffentlichte Szenen (optional mit Audiokommentar)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.02.2002

Im Spukhaus des reinen Denkens
Mathematik ist Irrenkunst: Der Film "A Beautiful Mind" erzählt die wahre Geschichte vom schizophrenen Genie

Normalerweise sollte man im Kino nicht wissen müssen, worauf man sich einläßt. Die Wirkung aber, die "A Beautiful Mind" hat, hängt sehr davon ab, ob die Zuschauer glauben, was das vorab in den Medien entworfene Lesemodell ihnen suggerieren will: Man habe es mit einem "Biopic" zu tun, der Verfilmung eines Lebens, das irgendwo irgendwann von irgendwem so oder ähnlich gelebt wurde. "A Beautiful Mind" ist jedoch kein Film über den Mathematiker John Nash.

Nash, der seine beträchliche, aber rein abstrakte soziale Intelligenz selten in Freundschaften investierte, arbeitete eine Weile bei der militärnahen amerikanischen Forschungsinstitution Rand Corporation. Ansonsten pflegte er störanfällige, homoerotisch gefärbte Beziehungen zu anderen Männern, verlor wegen eines entsprechenden "Vorfalls" seine Rand-Stelle, schrieb brillante Arbeiten zur reinen Mathematik, hatte eine Geliebte, dann eine Ehefrau, einen unehelichen Sohn, dann einen ehelichen, erkrankte an einer als Schizophrenie diagnostizierten Geistesstörung und verbrachte mehrere Jahre seines Lebens abwechselnd in psychiatrischen Kliniken und auf der Flucht vor der Einweisung in diese. Seine Frau ließ sich scheiden, nahm ihn lange danach aber wieder bei sich auf. Zuletzt scheint ihm eine erstaunliche Selbstheilung gelungen zu sein. 1994 erhielt er für seine spieltheoretische Forschung den Wirtschaftsnobelpreis.

Der John Nash, den Russell Crowe in "A Beautiful Mind" spielt, ist jemand ganz anderes: Er hat es nicht mit den Besten der Mathematikgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts zu tun, sondern mit lauter erfundenen Figuren; nur Einstein wird einmal kurz erwähnt, dem der echte Nash tatsächlich eine Weile hartnäckig nachstellte. Die ödipalem Muster folgende Konkurrenz mit seinem Vorbild John von Neumann ist im Film auf ein Gespräch mit einem wohlwollenden älteren Herrn reduziert. Ein uneheliches Kind gibt es ebensowenig wie die dazugehörige erste Freundin. Die idealisierte Gattin, verkörpert von Jennifer Connelly, bleibt durch allen Horror hindurch bei ihrem Mann; von Homosexualität ist dieser dafür weiter entfernt als selbst der Gladiator Maximus, den Crowe für Ridley Scott gespielt hat.

Das alles aber ist in diesem Film weder Verrat an dessen Thema noch Verkürzung; es bedeutet nicht einmal, daß Nashs geistig-seelische Erkrankung aus ihrer sozialen Nährlösung gehoben und den Furien des Biologismus zum Fraß vorgeworfen wird. Denn "A Beautiful Mind" ist kein Film über einen Menschen. Er handelt nicht von John Nash, sondern von dem, wovon sein Leben nach eigenem Willen allein hätte handeln sollen: Mathematik. "A Beautiful Mind" ist ein Science-fiction-Film. Daß er die spezifische Wissenschaft nicht selten mit einem subjektiven Wahnsystem verwechselt, ist als biographische Einsicht absurd, als wissensästhetische These trivial, als Filmerzählung aber nur zu wahr: Wo wäre das Kino ohne diese Sorte Verwechslung von Subjekt und Objekt, zu der visuelle Künste ihr Publikum immer dann überreden, wenn porträtierte Personen in Wirklichkeit nur maskierte Ideen sind?

In kaum einer Szene des Films fehlt Russell Crowe. Selbst wenn Jennifer Connelly auf seinen Spuren den Kinderwagen durch die Gegend schiebt, rostige Briefkästen öffnet oder in einen Schuppen voller pseudomathematischer Irrenkunst eindringt, geistert sein Nachbild über ihren Gesichtsausdruck, genauer: der Schatten seiner Gedanken. Die sind nicht etwa Quelle der Handlung - sie sind die ganze Handlung, mehr gibt es nicht. Alle Schwächen des Films werden über der hochanständigen Kapitulation vor seinem Thema verzeihlich: die alberne, Nashs fieberndem Hirn zugeschriebene Agenten-Geschichte, die noch einmal die ganze käsige Dämonie des Kalten Krieges mit Gehirnwäsche, Bomben und Code-Knackereien aufwärmt; die grobe Umsetzung von fixen Ideen als Gespenster; die wüste Verherrlichung alleinseligmachender Zweisamkeit, bei der die heilende Hand der treuen Frau die Rolle eines säkularisierten Herz-Jesu-Wunders spielt - wen kümmert das alles, wenn Crowes Nash dafür Gelegenheit erhält, einen ganzen Film lang nichts anderes zu tun, als zu denken?

Er grübelt, murmelt, sinnt und spekuliert alles kurz und klein, Weib und Kind inbegriffen. Gegenstand seiner Gedanken aber ist, und da hört aller Spaß auf und wird der verblüffende Umriß echter Größe erkennbar, ausgerechnet das brennendste Thema jeder Wissenssoziologie der Gegenwart: die allen bildgebenden Verfahren trotzende Nichtbildhaftigkeit dessen, was unser aller Anschauung formt.

Zu einem Zeitpunkt, da die visuelle Unterhaltungsindustrie und ihr Imagineering durch den Einsatz bilderzeugender Computer so mathematisch geworden sind wie nie zuvor, ist das ein echtes Himmelsgeschenk. Das Bildkürzel fürs mathematische Erkennen in "A Beautiful Mind" setzt auf "Erkennen heißt Unterscheiden": Während die innere Stimme abzählt, was Nash sieht, hebt sich im Zeichenwust manches deutlich ab, wird ein bißchen heller, tritt aus dem Hintergrund heraus. Die Art, wie Nash seine dadurch in Fahrt geratenden Denkprozesse festhält, kommt diesem Bildeinfall fast ein bißchen zu weit entgegen: Er schreibt sie auf Fensterglas.

Das ist wunderschön und überläßt sich bedenkenlos dem Kribbeln jener Klarheit, die man bei sachtem Schneefall auf großen öffentlichen Plätzen erleben kann. Schade nur, daß diese Schönheit die beiden füreinander undurchschaubaren Erfahrungssphären, zwischen denen Crowe/Nash sich verliert, allzu gekonnt miteinander versöhnt: den Wahn und die beweisbare Einsicht. Das Auseinanderbrechen der beiden wirkt danach wie Willkür; die Gewalt wird so eine des Drehbuchs, nicht des Schicksals. Hätte man gezeigt, daß die Welt, der Nash seine Gleichungen supplementiert, weit weniger transparent ist als ein Fenster, dann wären die Gleichungen wirklich die übermächtigen Kontrastspender geworden, die sie kraft ihrer sinnerzeugenden Immanenz sein wollen.

Zugleich hinter und vor den Gleichungen stehend, zu deren leerem Schauplatz er seinen Verstand zurichten muß, wenn er Erfolg haben will, ersteht dem Rechnenden aus Reizchaos und stierer Konzentration auf ein Problem das Bild seines Ichkalküls. Die Gleichungen, deren Reichweite nicht mehr von einem Außen, sondern nur noch von der Binnenkomplexität dieses Kalküls begrenzt ist, sind dann so sehr "der Rechnende selbst", wie das kein Hautjucken, kein Herzschlag und kein Kopfschmerz je sein könnten. Nach diesem Kalkül greift "A Beautiful Mind", folgt ihm bei der Selbstdurchdringung, schreckt aber dankenswerterweise an den zartesten Stellen klug zurück und wird so mit leiser romantischer Ironie manchmal sogar witzig.

Die letzte Einstellung zeigt die Eheleute Nash, wie sie sich abwenden. Der Film gesteht da seine Niederlage ein und läßt so seinem Hauptdarsteller dessen Sieg. Es ist, sagt dieses Ende, eigentlich doch nicht möglich, Nash mit den Mitteln von Drehbuch, Regie und Kamera zu verstehen. Aber man kann ihn, wenn man Schauspieler ist, zumindest eine Weile bewohnen wie ein allzu großes Spukhaus - wenn man nur nie vergißt, daß man da eigentlich nicht hingehört.

DIETMAR DATH

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