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»Ja«, antwortete die Perserin, die Protagonistin des 1978 erschienenen Romans von Thomas Bernhard, auf die Frage des Erzählers, ob sie sich eines Tages umbringen werde - und zwar lachend.

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Produktbeschreibung
»Ja«, antwortete die Perserin, die Protagonistin des 1978 erschienenen Romans von Thomas Bernhard, auf die Frage des Erzählers, ob sie sich eines Tages umbringen werde - und zwar lachend.
Autorenporträt
Thomas Bernhard, 1931 in Heerlen (Niederlande) geboren, starb im Februar 1989 in Gmunden (Oberösterreich). Er zählt zu den bedeutendsten österreichischen Schriftstellern und wurde unter anderem 1970 mit dem Georg-Büchner-Preis und 1972 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Der Suhrkamp Verlag publiziert eine Werkausgabe in 22 Bänden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.03.2006

Bittersüß im Faltplan
Ein Muss für Hartmut Mehdorn: Thomas Bernhards Erzählung „Ja”
Ob er ein Buch richtigrum halten kann, weiß man nicht, aber er liest, der Bahnchef Hartmut Mehdorn, liest alles, was über die Bahn, was über den Neubau von Bahnhöfen und den Umzug von Bahnverwaltungen geschrieben wird, also über ihn geschrieben wird, und wenn er sich richtig ärgert, dann verklagt er diese widerwärtigen Menschen, die über ihn und seine schöne neue Bahn geschrieben haben, die ja noch schöner und noch neuer und noch chinaexportfähiger werden soll, exportweltmeisterlich sozusagen und fußballweltmeisterlich sowieso.
Darum wirbt die weltoffene Bahn auch für die Erzählung „Ja” von Thomas Bernhard, weil die Leute in der Bahn doch lesen und am liebsten Liebesgeschichten lesen, Geschichten von bittersüßer Liebe und dem ganzen hauchzarten Schmerz. Deshalb wird im Faltblatt „Ihr Reiseplan” aus der Erzählung „Ja” zitiert, aus den oft seitenlangen Sätzen Thomas Bernhards nur bruchstückhaft, hauchzartest zitiert. Von „zwei Menschen” ist da die Rede, naturgemäß nur in Auszügen, von zwei Menschen, „die sich nicht kennen und die sich vorher nur ein einziges Mal gesehen haben”. Nur ein einziges Mal! Das muss doch, wird sich Bahnchef Mehdorn gedacht haben, das muss doch eine schöne Geschichte für unsere Fahrgäste sein, die auch noch so positiv „Ja” heißt und nicht dieses ewige „Nein” der Bundesbahn- und Bundesbahnchefkritiker, sondern eine richtig schöne bittersüße Liebesgeschichte.
Ein einziges Mal nur! Und wenn er in die gar nicht so lange Erzählung von Thomas Bernhard hineingesehen hätte, dann hätte sich Bahnchef Mehdorn gleich noch mehr gefreut, weil doch auch eine Bahn drin vorkommt. Nachdem sie, die Hauptperson, die auch „die Perserin” heißt, mit dem Autobus nach Linz gereist war, heißt es da, nimmt sie die Bahn nach Perg. Ganz gleich, wo Perg ist, in Perg hat sich die Person in die Bahnhofsgaststätte gesetzt, ja, die gab es 1977 noch, als Bernhard seine Erzählung schrieb, in die Bahnhofsgaststätte in Perg also gesetzt und ein Glas heißen Tees getrunken. Das Übrige wird bei Thomas Bernhard in indirekter Rede berichtet, und wir geben es weiter, damit es Bahnchef Mehdorn gelegentlich nachlesen kann. „Sie habe bezahlt und sei aufgestanden und geradeaus in den in diesem Augenblick an dem Gasthaus vorbeifahrenden mit mehreren Tonnen Zement beladenen Lastwagen hineingelaufen. Ihre Leiche . . . ”, aber das muss jetzt nicht sein, es lesen ja vielleicht Kinder mit, und weit bis zum „Ja” ist es von da auch nicht mehr. „Ja”, das müsste dem Herrn Bahnchef doch mal einer sagen, „Ja” kann nur der Anfang sein, denn der ultimative, der absolute, der vollkommene Eisenbahnroman ist doch Tolstois „Anna Karenina”, vor allem der Schluss. wink
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