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Ist die politische Meinung von Schriftstellern relevanter als die von Metzgern? Oder nur besser formuliert? Woher kommt der Gestus des Auserwähltseins, der so oft das Gehabe von Autoren und Intellektuellen prägt? Warum gibt es so große intellektuelle Widerstände gegen, die "popular culture" als demokratischen Gewinn zu begreifen? Fragen wie diesen geht Josef Haslinger in seinem Essayband nach. »Josef Haslingers lebendig geschriebener, seine Argumente unprätentiös abwägender Essay sei zur erfrischenden Lektüre empfohlen, wenn deutsche Literaturdiskussionen, die sich weniger um den Gehalt der…mehr

Produktbeschreibung
Ist die politische Meinung von Schriftstellern relevanter als die von Metzgern? Oder nur besser formuliert? Woher kommt der Gestus des Auserwähltseins, der so oft das Gehabe von Autoren und Intellektuellen prägt? Warum gibt es so große intellektuelle Widerstände gegen, die "popular culture" als demokratischen Gewinn zu begreifen? Fragen wie diesen geht Josef Haslinger in seinem Essayband nach. »Josef Haslingers lebendig geschriebener, seine Argumente unprätentiös abwägender Essay sei zur erfrischenden Lektüre empfohlen, wenn deutsche Literaturdiskussionen, die sich weniger um den Gehalt der Bücher als um ihre Exportfähigkeit sorgen, zunehmendes Gähnen verursachen.« Lothar Baier, Süddeutsche Zeitung Preise: Theodor Körner Literaturpreis (1980) Österreichisches Staatsstipendium für Literatur (1982) Stipendium des DAAD (1983/84) Förderungspreis der Stadt Wien (1984) Elias Canetti-Stipendium (1993/94)
Autorenporträt
Josef Haslinger, 1955 in Zwettl/Niederösterreich geboren, lebt in Wien und Leipzig. Seit 1996 lehrt Haslinger als Professor für literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 1995 erschien sein Roman ¿Opernball¿, 2000 ¿Das Vaterspiel¿, 2006 ¿Zugvögel¿, 2007 ¿Phi Phi Island¿. Sein letztes Buch ¿Jáchymov¿ erschien im Herbst 2011. Haslinger erhielt zahlreiche Preise, zuletzt den Preis der Stadt Wien, den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels und den Rheingau Literaturpreis. 2010 war er Mainzer Stadtschreiber.Literaturpreise:Theodor Körner Preis (1980)Österreichisches Staatsstipendium für Literatur (1982)Förderungspreis der Stadt Wien (1984)Stipendium des Deutschen Literaturfonds (1985)Österreichisches Dramatikerstipendium (1988)Elias Canetti-Stipendium der Stadt Wien (1993-94)Stipendium des Deutschen Literaturfonds (1994)Förderungspreis des Landes Niederösterreich für Literatur (1994)Preis der Stadt Wien und Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels (2000)Mainzer Stadtschreiber (2010)Rheingau Literatur Preis (2011)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.1996

Es kommt vor, daß die Zensur ein Segen ist
Josef Haslingers kluge Essays Von Ulrich Weinzierl

Erfolg ist immer noch die Garantie, sich bei Kollegen unbeliebt zu machen. Als Josef Haslinger mit dem politischen Spannungsroman "Opernball" plötzlich und unerwartet die Bestsellerlisten eroberte, sank bei so manchem in Österreich sein Ansehen. Aus einem ernsthaften Autor war für Anhänger der reinen Lehre über Nacht ein Unterhaltungsbelletrist geworden. Vielleicht wird auch Haslingers jüngster Essayband Naserümpfen hervorrufen, denn Trockenheit oder gar Langeweile lassen sich ihm keineswegs nachsagen. Schon der Titel zeigt die Qualität, im Zusammenspiel von Metapher und naturgemäß minder sublimer, ja kruder Wirklichkeit: "Hausdurchsuchung im Elfenbeinturm".

Viel scheinbar Disparates hat darin Platz: das Selbstverständnis der Literaten, Kunsttheorie nach dem Ende verbindlicher Normen, gesellschaftliches Engagement in Zeiten, da viele Intellektuelle sich aus der publizistischen Arena zurückgezogen haben. Auch das Klima im ästhetischen Bezirk ist mittlerweile verändert: Die "Grazer Autorenversammlung" etwa, die sich vordem als Speerspitze der Avantgarde begriff, gilt längst als besserer Traditionsverein. Nicht einmal die gute alte Provokation des "épater le bourgeois" konnte bleiben, was sie einst gewesen. Oft dient sie bloß der Marktstrategie und soll Aufmerksamkeit erregen.

Zuweilen muß der sogenannte Skandal von Helfershelfern mühsam herbeigeschrieben werden - ein bißchen Werbung, weiter nichts. Alle haben etwas davon, die Medien, die für die Freiheit der Kunst streiten, und die "Umstrittenen". Ist der ohnehin seltene Ruf nach Zensur, das Grollen des vom Boulevard mobilisierten "gesunden Volksempfindens" unter den Gesetzen des Massenkonsums nicht beinah ein Segen? Solch vermeintlich zynisch zugespitzte Fragen stellt Josef Haslinger mit hartnäckiger Sanftmut. Er verirrt sich nie in apodiktische Behauptungen, sondern beobachtet genau, schöpft stets aus selbst Erfahrenem. Die Schreibpraxis ist Ausgangspunkt seiner Erwägungen, genauer gesagt: seiner Abwägungen. Haslinger macht sich und der Gegenwart den Denkprozeß in mehreren Instanzen.

Offenbar will der erzählende Essayist aus diesem Verfahren nichts anderes gewinnen als Annäherungen an die tatsächlichen Verhältnisse, um das pompöse Wort Wahrheit zu vermeiden. Völlig unpolemisch reagiert Haslinger zum Beispiel auf den Serbien-Wanderer Handke, sein nüchternes Urteil fällt er ohne Pathos, jegliches Eifern scheint ihm fremd. Um so mehr überzeugt freilich die Ablehnung, weil sie nicht mit dem Vorschlaghammer moralischer Entrüstung, sondern gelassen analytisch zustande gekommen ist.

Wenn sich Schriftsteller in die Aufgeregtheiten des Tagesgeschäfts einmischen, tun sie das heute oft mittels Leerformeln. Sie liefern Sprachhülsen zugunsten der guten Sache ab, ihre Solidaritätsabgabe. Leider degenerieren einige dadurch zu "Unterschriftstellern". Die Rückbesinnung auf ihr Metier, das Wort, den Satz und den Kampf gegen die Phrase, kann ihnen nur nützen. Denn hier sind sie Experten und in der Lage aufzuklären, unüberlegte Automatismen zumindest für die "happy few" korrigieren. Daß man die zwölf Kapitel des schmalen Buches mit Vergnügen liest, hat zweierlei Ursache: Indem Josef Haslinger auf kluge und amüsante Weise unterhält, belehrt er uns. Und umgekehrt.

Josef Haslinger: "Hausdurchsuchung im Elfenbeinturm". Essays. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1996. 146 S., br., 18,- DM.

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