Eine Niere bekommt man in Indien für 300 Euro, ein afrikanisches Adoptivkind »kostet« mit allen notwendigen Papieren 20000 Euro, eine Frau ist in Albanien unter Umständen schon für 800 Euro zu haben. Hieß es nicht immer: Der Mensch ist keine Ware? Tatsächlich werden Menschenleben inzwischen überall ökonomisch bewertet, auch in Deutschland: In Krankenhäusern, Behörden und Personalabteilungen denkt man nach über Fragen wie: »Lohnt« sich eine Ampel, wenn man den Wert eines Lebens mit 1,2 Millionen ansetzt? »Lohnt« es sich, 75jährigen noch neue Hüften einzusetzen? Doch darf man solche Fragen überhaupt stellen? Ist es legitim, die Würde des Menschen ökonomisch zu relativieren?»Was bin ich wert?«: Mit dieser Frage hat sich Jörn Klare auf eine sehr persönliche Recherchereise ins Reich der Menschenwertberechner gemacht. Sie führt ihn auf Ämter und ins Gefängnis, zu Politikern und Philosophen, zu Ärzten und Gesundheitsökonomen, aber auch zu seiner kleinen Tochter. Ganz am Ende steht eine konkrete Zahl, auf Euro und Cent genau. Und die Erkenntnis: Die Würde des Menschen ist antastbar - zumindest wenn es sich »lohnt«.
»Es ist eine unglaublich spannende Reise, auf die wir da mitgenommen werden. Es ist ein Spinnennetz von Recherchen - jedes neue Ergebnis eröffnet neue Spurensuchen - das nicht nur das Herz einer Journalistin höher schlagen lässt. Brillant geschrieben, lässt es einem mit Genuss von Kapitel zu Kapitel hüpfen, jedes Mal neugierig, welches Tabu Jörn Klare diesmal bricht. … Ein Buch, das nicht kaltlässt, zu Diskussionen anregt und gleichzeitig unterhaltsam ist.«
»Anstatt zu moralisieren, fächert der Autor die teils erstaunlichen, teils unerträglichen Positionen minutiös auf. Wie viel gäbe ein Händler auf dem grauen Markt für seine Nieren? Die zusammengetragenen Zahlenkolonnen wirken inmitten des scheinbar naiven Plaudertons von ganz allein immer absurder und bedrückender.«
Susanne Billig, Deutschlandfunk Kultur 28.05.2010
Susanne Billig, Deutschlandfunk Kultur 28.05.2010