New York 1871: Das Mädchen Moth lebt mit ihrer Mutter in der Lower East Side von Manhattan. Das Leben ist ein täglicher Kampf. Mit 12 Jahren erhält sie eine Anstellung in einer angesehenen Familie New Yorks - die Zustände und die Ereignisse hier beeinflussen ihre Zukunft nachhaltig. Sie nimmt ihr
Leben selbst in die Hand, träumt von Liebe und Wohlstand, und landet bei Miss Everett, die sie ihrem…mehrNew York 1871: Das Mädchen Moth lebt mit ihrer Mutter in der Lower East Side von Manhattan. Das Leben ist ein täglicher Kampf. Mit 12 Jahren erhält sie eine Anstellung in einer angesehenen Familie New Yorks - die Zustände und die Ereignisse hier beeinflussen ihre Zukunft nachhaltig. Sie nimmt ihr Leben selbst in die Hand, träumt von Liebe und Wohlstand, und landet bei Miss Everett, die sie ihrem Traum näherzubringen scheint. Doch Miss Everett, die Leiterin eines ganz besonderen "Mädchenpensionates" hat ein ganz spezielles Interesse und an jungen, unschuldigen Mädchen...
Meine Meinung:
Dieses Buch vermittelt mit seinem blumigen Cover und dem Titel „Der verbotene Garten“ den Eindruck, dass es sich um einen lockeren, leichten und unterhaltsamen Wohlfühlroman handelt. Dem ist nicht so – der Roman ist zwar äußerst unterhaltsam und sehr faszinierend, beschreibt jedoch die düsteren und oft schockierenden Zustände in den Armenviertel im New York um 1870, in denen es kaum Zukunftsperspektiven gab, und führt den Leser in das Milieu der New Yorker Prostitution, in denen Kindesmissbrauch, Syphillis und Gewalt an der Tagesordnung sind und zu den ständigen Gefahren gehören. Mittendrin findet sich die 12-jährige Moth wieder, die von einem besseren Leben träumt – und von der Liebe, von der sie bisher so wenig erhalten hat.
Dabei erhält dieser Roman einen äußerst authentischen Charakter dadurch, dass die Autorin im Vorwort den Leser ein wenig über das Zustandekommen dieser Geschichte erzählt – ihre Urur-Großmutter hatte als Ärztin in New York gearbeitet und deren Lebensgeschichte inspirierte die Autorin zum vorliegenden Roman und übernimmt eine sehr wichtige Rolle in Moth' Leben.
Gespickt mit vielen Randbemerkungen, die über die gesellschaftliche Ereignisse und Gewohnheiten informieren – passend zum jeweiligen Abschnitt in Moth’s Lebenslauf, und zusammen mit authentischen Zeitungsinseraten wird das Lesen zum wahren Erlebnis – man „entdeckt“ das Buch ebenso wie die Stadt New York im Jahre 1870/1871. Der Schreibstil ist dabei so flüssig und angenehm zu lesen, dass man schneller vorankommt, als einem lieb ist und man nur zu schnell auf der letzten Seite angekommen ist.
Die Geschichte selbst ist –wie gesagt- oft schockierend, dennoch geht die Autorin sehr sensibel mit diesen Themen um – ohne voyeuristische Einzelheiten auszubreiten. Es geht auch ohne bzw. mit einem Minimum an sexistischen Details, aber dafür mit einem Maximum an Einfühlungsvermögen, sodass man sich vollkommen in die Situation hineinversetzen kann und mit Moth lebt, fühlt und hofft. Der Autorin gelingt es, die Gedanken eines jungen, hoffnungsvollen Mädchens zu erfassen, sie wiederzugeben und zu vermitteln.
Auch die Charaktere der anderen Figuren werden bildhaft und sorgen dabei immer wieder für überraschende Entwicklungen. Die Schicksale anderer Personen in ähnlicher Situation werden angedeutet oder näher beschrieben –ohne sich in den Vordergrund zu drängen - sie verdeutlichen die Situation, die Vorurteile, die Probleme, mit denen Moth und viele andere Mädchen ihres Alters in New York zu kämpfen haben.
Fazit:
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, besonders die außergewöhnliche Gestaltung der Innenseiten mit den bereits erwähnten Randbemerkungen, die vielen Zusatzinformationen – dies alles sorgt in Verbindung mit einer spannenden und lebensnahen Geschichte über das Mädchen Moth dafür, dass man ein authentisches Bild über das Leben in New York 1871 erhält. Ich empfehle dieses Buch gerne an alle weiter, die sich für dieses Thema interessieren, aber Achtung: es ist kein „Wohlfühlroman“, sondern ein eher düsterer Roman, der bewegt, berührt und einige sehr sensible Themen aufgreift. Ein amerikanisches Mädchenschicksal – düster, bewegend, hoffnungsvoll und absolut lesenswert !