In Zeiten wirtschaftlicher Verunsicherung erscheint einem die Lebe das einzig Verlässliche zu sein. Vor allem jene, die man selber empfindet. Ist die eigene Ehe erst in eine Sackgasse geraten, sucht man sie in einem Seitensprung. Der Zufall steht im Mittelpunkt von John O'Hara sprachlich
ausgereiftem Roman, der das Mädchen Gloria und den Ehemann Weston zusammenführt. Aus einer Sektlaune heraus,…mehrIn Zeiten wirtschaftlicher Verunsicherung erscheint einem die Lebe das einzig Verlässliche zu sein. Vor allem jene, die man selber empfindet. Ist die eigene Ehe erst in eine Sackgasse geraten, sucht man sie in einem Seitensprung. Der Zufall steht im Mittelpunkt von John O'Hara sprachlich ausgereiftem Roman, der das Mädchen Gloria und den Ehemann Weston zusammenführt. Aus einer Sektlaune heraus, nach einer durchzechten Nacht. Es kommt im Verlauf zu einigen Missverständnissen, die Glorias Leben direkt in die Tragödie führt. Am Anfang steht ein mitgenommener Pelzmantel, der nicht einmal gestohlen ist, auf den Gloria vielmehr Anspruch erhebt, weil sie sich von Weston in der Nacht zuvor brutal behandelt fühlt. Weston ist in seiner behüteten Welt mit Ehefrau und Arbeit triebgesteuert. Sein Verlangen verdeckt die Leere. Dass ein fehlender Pelzmantel das Konstrukt zum Einsturz bringt, das sich sein Leben nennt, wird von O'Hara messerscharf und ironisch beschrieben. Vor allem wenn Weston dem Ende seiner Ehe entgegenwirken will, indem er Gloria einen Heiratsantrag macht, und sie ausgerechnet in dem Moment verliert, als er sie zu überreden versucht, sich ihm in einer stickigen, wie eine Absteige aussehenden Schiffskabine hinzugeben. John O'Hara ist mit Butterfield 8 ein Roman gelungen, an dessen Figuren man sich lange erinnern wird. Die Geschichte spielt zu einer Zeit, als viele Träume sich in Luft aufgelöst hatten. In Weston Ligget gelingt dem Autor das Portrait eines Mannes, das zeigt, wie gefährlich es sein kann, sich Ersatzträumen hinzugeben. Die heimliche Heldin ist jedoch Gloria Wanderous. In ihrer Zeit wäre sie wegen ihres Lebenswandels sicher als Flittchen bezeichnet worden. John O'Hara zeichnet sie auf Grund ihrer schrecklichen Vergangenheit mit so viel Lebenswillen aus, dass es faszinierend ist, sie bei ihrem scheinbar leichtfertigen Überlebenskampf zu beobachten. Ein Roman voller Facetten und tieferer Wahrheiten.