Unter den einheimischen Insekten haben Bienen, Wespen und Ameisen das mit Abstand interessanteste Brut- und Sozialverhalten. Wer schon einmal ein Insektenhotel ausdauernd beobachtet hat, der bekommt eine Vorstellung davon, was Sodom und Gomorrha meint. Der Kosmos Naturführer bietet eine hervorragende und qualifizierte Übersicht über die Vielfalt dieser Hautflügler, ihre perfekte Anpassung an den Lebensraum, die komplexen Verhaltensweisen und Sozialstrategien. Es gibt bei ihnen alle Übergänge zwischen staatenbildend und solitär lebend und das Brutverhalten ist oft hochspezialisiert. Das hat
Vorteile (Besetzung einer Nische) aber auch Nachteile (akute Bedrohung, sobald die Nische verschwindet). Der Mensch macht sich die Umwelt untertan und drängt zunehmend die Insekten in winzige, nicht mehr…mehrUnter den einheimischen Insekten haben Bienen, Wespen und Ameisen das mit Abstand interessanteste Brut- und Sozialverhalten. Wer schon einmal ein Insektenhotel ausdauernd beobachtet hat, der bekommt eine Vorstellung davon, was Sodom und Gomorrha meint. Der Kosmos Naturführer bietet eine hervorragende und qualifizierte Übersicht über die Vielfalt dieser Hautflügler, ihre perfekte Anpassung an den Lebensraum, die komplexen Verhaltensweisen und Sozialstrategien. Es gibt bei ihnen alle Übergänge zwischen staatenbildend und solitär lebend und das Brutverhalten ist oft hochspezialisiert. Das hat Vorteile (Besetzung einer Nische) aber auch Nachteile (akute Bedrohung, sobald die Nische verschwindet). Der Mensch macht sich die Umwelt untertan und drängt zunehmend die Insekten in winzige, nicht mehr vernetzte Rückzugsgebiete. Die kürzlich bekannt gewordenen Zahlen zum Populationsrückgang bei den Insekten - und das selbst in Schutzgebieten - decken sich mit meinen Beobachtungen. Es ist wirklich fünf vor zwölf, wenn wir diese Vielfalt noch retten wollen.
Ein wichtiger Baustein für solche Bemühungen ist die Aufklärung und da sind Bücher wie "Bienen, Wespen und Ameisen" unendlich wertvoll. Sie vermitteln die Faszination der Insektenwelt mit qualifizierter Information, hervorragendem Bildmaterial und einer Informationstiefe, die für Laien gut nachvollziehbar ist.
Nach einem einleitenden Kapitel, das die Merkmale der Hautflügler sowie ihre Einbindung in ein komplexes Ökosystem beschreibt, folgen auf jeweils ein bis zwei Seiten Steckbriefe von einzelnen Arten, sortiert nach der heute üblichen Systematik. Exzellente Makrofotografien zeigen adulte Tiere, oft bei ihren typischen Verhaltensweisen, die man meistens im Gelände so auch beobachten kann. Manchmal kommen auch noch Aufnahmen im Nest dazu. Jeder Steckbrief besteht aus Abschnitten zu den arttypischen Kennzeichen, sowie dem Lebensraum und der Verbreitung. Ein weiterer Abschnitt weist auf Verwechslungsmöglichkeiten mit ähnlichen Arten hin. Besonders interessant ist das Kapitel zur Lebensweise, in dem sehr detailliert die typischen Verhaltensweisen, sei es im Sozialverhalten oder der Brutpflege dargestellt sind.
Der Autor fokussiert sich auf Arten, die sich mit einiger Sicherheit auch anhand der Fotos und Beschreibungen identifizieren lassen. Bei insgesamt 11000 in Mitteleuropa vorkommenden Hautflüglerarten muss ein Handführer eine Auswahl treffen. Heiko Bellmann hat Häufigkeit und markantes Aussehen zur Entscheidung gewählt, eine Art aufzunehmen, was sich gerade für den Laien anbietet. Bis auf die Ebene der Familie lässt sich so fast jeder Fund korrekt bestimmen, und wenn man auch nicht immer mit letzter Sicherheit eine Art richtig identifiziert, so bekommt man in jedem Fall wertvolle Hinweise. Zum Trost sei gesagt, dass auch Experten viele Arten nur mit Mikroskop und Skalpell bestimmen können. Hier geht es also weder um Vollständigkeit, noch um absolute Bestimmungssicherheit, sondern darum, die Faszination für die Insektenwelt zu wecken, zum eigenen Beobachten anzuregen und, wenn man die Anforderungen einzelner Arten kennt, vielleicht sogar im eigenen Garten geeignete Rückzugsräume zu schaffen. Denn man schützt nur, was man schätzt.