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Monumental angelegt, kreist das ganze Werk um die Schlacht von Stalingrad. Seinem Vorbild Tolstoi folgend, erzählt Wassili Grossman die Geschichte einer Familie in den Schrecknissen des Krieges. Schließlich dringt er in das ein, was man das Hinterland des Hinterlandes nennen könnte, in die Konzentrationslager und die Gulags. Und doch, so versichert der Autor, ist nicht alles verloren, solange es noch Güte gibt ...

Produktbeschreibung
Monumental angelegt, kreist das ganze Werk um die Schlacht von Stalingrad. Seinem Vorbild Tolstoi folgend, erzählt Wassili Grossman die Geschichte einer Familie in den Schrecknissen des Krieges. Schließlich dringt er in das ein, was man das Hinterland des Hinterlandes nennen könnte, in die Konzentrationslager und die Gulags. Und doch, so versichert der Autor, ist nicht alles verloren, solange es noch Güte gibt ...
Autorenporträt
Wassili Semionowitsch Grossman (1905-1964) war zunächst einer der anerkanntesten linientreuen Schriftsteller der Sowjetunion. Die Erfahrungen während des Vaterländischen Krieges, die Katastrophe der europäischen Juden, die auch ihn unmittelbar traf, sowie die vielen Schicksale, denen er als Korrespondent der Armeezeitung Roter Stern begegnete, veränderten sein Leben jedoch von Grund auf und er wurde zu einem der unbeugsamsten Chronisten seiner Zeit.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.12.2009

DAS HÖRBUCH
Frühling im Krieg
Grossmans Stalingrad-Roman „Leben und Schicksal”
Im Oktober 1960 legte der sowjetische Schriftsteller Wassili Grossman der Redaktion der Zeitschrift Snamja ein Manuskript seines Romans „Leben und Schicksal” vor. Zehn Jahre hatte er daran gearbeitet, hatte auf mehr als tausend Seiten die Sowjetunion im Kriege geschildert, so wie er es als Frontberichterstatter erlebt hatte. Die Handlung spielt in den Jahren 1942/43. Im Mittelpunkt stehen der Kampf um Stalingrad und die Ermordung der sowjetischen Juden. Deutsche Vernichtungslager und die Hölle des Gulag werden gleichermaßen geschildert.
Kaum hatte der Chefredakteur von Snamja begriffen, was er da in der Hand hielt, brachte er das Manuskript ins Zentralkomitee. Im Februar 1961 kamen KGB-Mitarbeiter zu Grossman, präsentierten einen Hausdurchsuchungsbefehl und beschlagnahmten Reinschrift, Urmanuskript sowie sämtliche Entwürfe zu „Leben und Schicksal”. Der Roman wurde verhaftet. Zwei Jahre zuvor hatte Boris Pasternak für seinen „Doktor Schiwago” den Literaturnobelpreis erhalten. Dergleichen sollte sich nicht wiederholen.
Der aufmerksame Soldat
Grossman bat 1962 in einem Brief an Chruschtschow um Freiheit für sein Buch. Vergeblich. „Leben und Schicksal” konnte in seiner Heimat nicht erscheinen. Kurz bevor er 1964 an Krebs starb, meinte Grossman, man habe ihn im Torweg erwürgt, still, jedes Aufsehen vermeidend, um die Ecke gebracht.
Freunden und Dissidenten mit guten Kontakten ist es zu verdanken, dass eine gerettete Abschrift des Romans in den Westen gelangte. 1980 erschien die russische Originalausgabe in der Schweiz. 2007 wurden die deutschen Leser mit einer überarbeiteten und ergänzten Ausgabe überrascht und verstanden nun erst Bedeutung und Größe dieses Romans. Er erzählt vor allem vom zaghaften Frühling der Freiheit mitten im Krieg, als nicht mehr eingebildete Faschisten und „Volksfeinde” gejagt, sondern wirkliche Feinde und Okkupanten bekriegt wurden. Ebenso eindringlich erzählt Grossman, wie der totalitäre Staat nach den kurzen Monaten der verhaltenen Entstalinisierung wieder zur gewohnten Unterdrückung zurückkehrt.
Dieses figurenreiche Panorama, das Nebeneinander von Dialog und langen, fast essayistischen Passagen in ein Hörspiel zu verwandeln, musste für unmöglich gelten, bis Helmut Peschina und Norbert Schaeffer es taten. Es ist verblüffend gut gelungen, obwohl die Geräuschkulisse zunächst übertrieben wirklichkeitsnah anmutet: Da pfeift der Wind, da rattern die Züge, da donnern Geschütze. Präzision und Wirklichkeitsfülle der Beobachtungen Grossmans beruhen auf der ungeheuer geschärften Aufmerksamkeit des Frontsoldaten, der nur dank verlässlicher Sinne überleben kann. Die aufwendigen Klanginszenierungen setzen das in Szene. Der Erzähler – Jürgen Hentsch mit unglaublich sonorer Stimme – beschränkt sich meist auf knappe Informationen über Schauplatz und Handelnde. Vorangetrieben wird die Handlung durch die vielen, meist kurzen Gespräche.
Mehr als 50 Namen stehen im Personenverzeichnis, und dass man beim Hören dennoch den Überblick nicht verliert, spricht für die Sorgfalt der Sprecher. Sie gewinnen dem Roman eine neue Dimension ab. Man erfährt hörend, wie die Figuren ihr Leben gegen den Zugriff der Geschichte, der „Gewalthaber” Hitler und Stalin behaupten müssen: Manche fallen dabei ins Gemeine, in Verrat oder Mitläufertum, andere wandeln sich zu Helden, die meisten schwanken zwischen Größe und Kleinheit. JENS BISKY
WASSILI GROSSMAN: Leben und Schicksal. Hörspielbearbeitung: Helmut Peschina. Regie: Norbert Schaeffer. Mit Jürgen Hentsch, Dietmar Mues, Astrid Meyerfeldt, Margarita Lounis u.v.a. Der Hörverlag, München 2009. 4 CDs, 327 Minuten, 29,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dafür dass das, wie Wolfgang Schneider meint, eigentlich nicht geht, geht es hier eigentlich erstaunlich gut: die Kürzung des Jahrhundertromans von Wassili Grossman auf ein fünfeinhalbstündiges Kondensat im Hörbuchformat. In seiner ausführlichen Rezension fasst Schneider noch einmal die Handlung des Werks zusammen. In dessen Zentrum steht der Kernphysiker Viktor Pawlowitsch Strum, der zwischen Kritik und Staatstreue hin- und hergerissen ist und auch einmal einen Anruf von Stalin bekommt. Vom epischen Format erinnert der Roman an Tolstoi, durch seine auch biografisch begründete Nähe zum Geschehen ist die Perspektive jedoch eine ganz andere, so Schneider. Das Hörbuch, erläutert er, setzt mit mehr als fünfzig Sprecherinnen und Sprechern auf die Vielzahl der Eindrücke, sucht mit Toneffekten den Effekt des Realen. Nur gelegentlich findet der Rezensent eine Kürzung ungeschickt oder bedenklich. Den positiven "Gesamteindruck", versichert er, "trübt das kaum".

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