Galsan Tschinag hat in vielen seiner lesenswerten Bücher die Kulturkontraste zwischen globaler Konsumzivilisation und archaischen Lebens- und Wertvorstellungen zum Thema seiner Dichtung gemacht. „Die Rückkehr“ nennt er einen „autobiografischen Roman“. Das stimmt insofern als Tschinag in diesem Buch
von sich selbst erzählt. Im Wesentlichen beschreibt er die Ereignisse, die mit seiner Rückkehr zu…mehrGalsan Tschinag hat in vielen seiner lesenswerten Bücher die Kulturkontraste zwischen globaler Konsumzivilisation und archaischen Lebens- und Wertvorstellungen zum Thema seiner Dichtung gemacht. „Die Rückkehr“ nennt er einen „autobiografischen Roman“. Das stimmt insofern als Tschinag in diesem Buch von sich selbst erzählt. Im Wesentlichen beschreibt er die Ereignisse, die mit seiner Rückkehr zu seinem Volk nach vielen Lebensjahren als „Globetrotter“ in Verbindung stehen und an die er verschiedene Reflexionen knüpft. Dabei ist sein Blick weniger in die Vergangenheit als in die Gegenwart und Zukunft gerichtet. Vor noch nicht 20 Jahren hat er – Stammeshaupt und Schamane – sein Volk aus der Zwangszerstreuung in die alten Stammesgebiete im Altai-Gebirge und zu seiner nomadischen Lebensform zurückgeführt (beschrieben in „Die Karawane“). Mit der „Rückkehr“ verlegt er seinen Lebensmittelpunkt ganz zu seinem Volk und teilt so die Lebensweise und die Sorgen dieses Volkes nicht mehr als nur beobachtend Handelnder, sondern als Mitlebender. Ist „Die Rückkehr“ zugleich eine Bilanz der Lebenserkenntnisse und gewonnener Weisheit? Bei Tschinag war im Grunde immer alles schon da, beobachtet, be- und verarbeitet, geordnet und literarisch verfasst. Vielleicht fand er in der literarischen Verarbeitung auch eine notwendige Distanz zu den Ereignissen selbst, die sein Leben geprägt haben. In „Die Rückkehr“ wird diese Distanz aufgehoben. Man kann dieses Buch nicht schnell lesen, sondern nur bedächtig. Auch der zum Teil manieristische Stil dieses Bericht-Romans lässt ein schnelles Lesen nicht zu. Vieles ist in zu weitschweifig erzählt und Manches zu autozentrisch. Natürlich dreht sich eine Autobiografie immer um den Autor selbst, aber hier ist es streckenweise doch ermüdend. Die Aufmerksamkeit, die Tschinag in den früheren Büchern seinem Volk und dessen Kultur gewidmet hat, erfährt hier eine andere Perspektive: das Volk wird zum Zweck für die Selbstdarstellung des Autors. Schade, denn so hat das Buch nicht die Kraft und das literarische Niveau wie die Gedichte, Erzählungen, Romane und Berichte, die Tschinag bisher veröffentlicht hat und in denen er sich als großer Autor erweist.