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Benutzername: 
Hans Peter Weiß
Wohnort: 
Ahrensburg

Bewertungen

Insgesamt 17 Bewertungen
12
Bewertung vom 19.09.2011
Fabeln und Erzählungen
Gellert, Christian F.

Fabeln und Erzählungen


ausgezeichnet

Große Literatur zum kleinen Preis
Wer liebt nicht Fabeln? Sowohl für Kinder als auch für Erwachsene gehören Fabeln zu den beliebtesten Geschichten, wahrscheinlich weil sie wegen der Fantasie ebenso wie wegen dem Humor den meisten Menschen Freude machen und durch Ihre "Moral" - als Pointe und als freundlich belehrendem Sinn der Geschichte - heiter versöhnlich wirken. Und es gibt wohl kaum einen Lebensbereich oder menschliches Handeln, die man nicht in Form einer Fabel erzählen oder beschreiben könnte. Du bist immer die/der zuletzt lacht und zugleich ein bisschen weiser geworden.
Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) war der vielleicht bedeutendste Fabeldichter in deutscher Sprache und seine Fabeln das erfolgreichste Buch des 18. Jahrhunderts. Dem damaligen Geschmack entsprechend hat er seine Fabeln in Versform geschrieben, was diesen Geschichte zusätzlichen Reiz verleiht; allerdings sind diese Verse heute nicht mehr jedermanns Sache und so selbstverständlich zu lesen wie für die Menschen zu Gellerts Zeit.
Es ist klar, dass man bei einem Dichter der zur klassischen Literatur gehört eine Ausgabe seiner Werke nur nach der Auswahl der Texte und nach der Art der Edition bewerten kann. Die Reclam-Ausgabe der Fabeln Gellerts erfüllt (wie immer bei Reclam) von der Auswahl der Texte her wissenschaftliche Ansprüche und die Kosten des Büchleins sind gering. Wer also Freude an Gellerts Fabeln hat oder sie zu einem günstigen Preis kennenlernen möchte, kommt mit diesem Buch preiswert auf seine Rechnung.

Bewertung vom 19.09.2011
Von Menschen und Göttern

Von Menschen und Göttern


ausgezeichnet

Diese Rezension bezieht sich auf den Film "Von Menschen und Göttern" und damit auch auf die sehnlich erwartete und inzwischen erschienene DVD. Diese filmische Dokumetation über das Leben, die Spiritualität, das Handeln und den Tod der Mönche von Tibhirine in Algerien (Entführung und Ermordung 1996) ist absolut sehens- und empfehlenswert: für junge Menschen bei den Fragen nach ihren Entscheidungen, für die Alten bei den Fragen nach dem Sinn des Lebens, für die die in der Mitte des Lebens stehen bei den Fragen nach der Treue zu ihrer Lebensaufgabe. Für das Selbstverständnis der Glaubensgemeinschaften bei der Frage nach ihrer Aufgabe bzw. dem Dienst für die Menschen in der Welt - unterschiedslos. Für den interreligiösen Dialog vor allem zwischen Christen und Moslems, aber auch zwischen den Religionen allgemein im Hinblick auf das Verbindende und einander Bereichernde in den Religionen ebenso wie im Hinblick auf die Gefahren durch religiösen Fanatismus und seine politischen Folgen. Der Film wirkt tief und ist dicht verarbeitet und gestaltet, Regie, Kamera, Bilder, symbolische Bilder und Einschübe, Schauspiel und Musik im Detail und im Ganzen hervorragend; so lässt dieser Film sicher keinen Betrachter unberührt. Also in jeder Hinsicht ein sehenswerter, zum Nachdenken anregender und jeder/jedem zu empfehlender Film. Die minutenlange Stille in den Kinos am Ende des Films wird jede/r beim Anschauen der DVD selbst noch unmittelbarer persönlich erfahren und der Film nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern mit Impulsen für die Menschlichkeit und Offenheit im Handeln aus den eigenen Überzeugungen weiter wirken. In diesem Sinn möge dieser Film ebenso wie im Kino auch als DVD viele Menschen erreichen.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2011
Grüner Himmel über schwarzen Tulpen
Naziri, Barbara

Grüner Himmel über schwarzen Tulpen


ausgezeichnet

Barbara Naziris Buch ist ein sehr persönliches und auch ein poetisches Buch; kein Roman und auch kein zusammenhängender Bericht journalistischer Art, nicht linear, sondern episodenhaft: Erinnerungen, Erlebnisse, Beobachtungen und Erfahrungen bei Reisen in den Iran in verschiedenen Jahren von 1986 bis 2010. Zusammengehalten wird das alles durch den Blick der Autorin, ihre Gefühle, ihre eigenen Entwicklungen und Ereignisse in ihrem Leben. Das Buch berichtet von ihrer Liebe zum Iran, ihre "orientalische Heimat", ihr zweites Ich; es berichtet vom Land und seinen kulturellen Wurzeln und Entwicklungen, von den politischen Entwicklungen und Deformationen seit der Schah-Zeit, von den Menschen, ihrer Vielfalt, ihren vielfach enttäuschten Hoffnungen und ihrem Überlebenswillen und immer wieder von den Frauen, die in besonderer Weise den entwürdigenden Strukturen der islamistischen Machtansprüche ihre selbstbewusste Würde als Widerstand entgegensetzen. Der Blick von Frau Naziri beschönigt nichts, vieles von dem was sie berichtet ist erschütternd, dabei ist ihr kritischer Blick aber immer von der Liebe zum Land und zu seinen Menschen geprägt. Frau Naziri erzählt in einer ruhig fließenden Sprache, die ihre Erlebnisse, Beobachtungen und Eindrücke zu starken Bildern werden lässt; durch in das Erzählen eingebundene Gedichte und heitere Episoden ebenso wie durch den mitunter orientalisch bildhaft geprägten Erzählstil erhält das Buch seinen besonderen poetischen Reiz. Frau Naziri betrachtet ihr Buch selbst als "Brücke" , die sie sich zwischen den Kulturen ersehnt, mit dem Glauben an den besonderen Wert jeder Kultur und dass wir nur dann von einander lernen können, wenn wir jede Kultur in ihrer eigenen Art zu würdigen wissen und die eigene Geschichte und Wertvorstellungen nicht über andere Lebenserfahrungen und Lebensformen stellen. Ein lesenswertes Buch nicht nur über den Iran, sondern zu vielen politischen Fragen und kulturellen Konflikten.

Bewertung vom 20.05.2010
Mein Altai
Tschinag, Galsan

Mein Altai


ausgezeichnet

Worauf es im Leben ankommt
Der Vorteil dieses Buches liegt darin, dass es die wunderbaren Geschichten aus dem Volk und über das Volk des Autors aus dem Altai zusammenfasst und damit die Lebenswirklichkeiten der Menschen dieses Volkes verbunden mit ihrer Weisheit und Energie. Es sind schöne und spannende Geschichten und sie haben uns trotz der scheinbar fernen Welt, von der sie erzählen, viel zu sagen, nämlich im Hinblick auf Realitätssinn und Lebensgestaltung in Genügsamkeit und innerer Freiheit dort gegenüber politischer und wirtschaftlicher Unterdrückung und Last durch Zivilisations- und Konsummüll hier. Kein vergleichender alternativer Gegenentwurf, aber das, worauf es im Leben ankommt. Die Geschichten handeln von ursprünglichen Erfahrungen und menschlicher Größe. Tschinag ist ein großer Erzähler und meisterhafter, facettenreicher Sprachgestalter. Alle Geschichten in diesem Band gehören zu den erzählerischen Meisterwerken dieses großen deutschsprachigen Dichters aus dem Hohen Altai.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.04.2010
Das Menschenwild
Tschinag, Galsan

Das Menschenwild


ausgezeichnet

Diese Erzählung ist in jeder Hinsicht ein Meisterwerk: eine reich differenzierte schöne Sprache mit unglaublicher Intensität in Einheit mit einem Erzählfluss, der stets das Gegenwärtige beschreibt und zugleich von der Spannung geprägt ist auf das, was weiter geschehen wird; auch die wenigen Erinnerungen der Heldin stehen im Bezug zum gegenwärtigen Augenblick und zur Spannung auf die weitere Entwicklung hin. Der Erzählstil stellt die inneren Entwicklungen der Heldin im Bericht des Erzählers so dar, dass man beständig den Eindruck des unmittelbaren Erlebens aus der Sicht der Heldin empfindet.
Die Geschichte handelt von einer jungen Frau – genauer einem gerade zur Frau entwickelten Mädchen aus einer Nomadensippe im Altai, die mit ihrem ebenso noch jungen Freund aus der Jurte ihrer Eltern ins Gebirge flieht, um sich dort ein Leben aufzubauen, und von einem wildähnlichen menschlichen Wesen geraubt wird. Immer in der Hoffnung auf eine Fluchtmöglichkeit entwickelt sich dennoch eine mitunter fast zarte Beziehung zwischen dem Wildmenschen und der jungen Frau, die auch zur sexuellen Verbindung der Beiden führt und zur Schwangerschaft der Frau. Trotz der seelischen Zartheit zwischen den Beiden ist das Leben – das Überleben – animalisch.
Es ist die Geschichte einer körperlichen Entwicklung in Verbindung mit einer seelischen Reifung. Das Animalische im Bereich der Grundbedürfnisse des Lebens – Nahrung, Schutz und Überlebensmöglichkeiten – drückt sich auch im leidenschaftlichen körperlichen Verlangen und in der Ichfindung in der Sexualität aus. Allerdings verändern die Extremerfahrungen die junge Frau so, dass sie eine Gezeichnete bleibt, der die Normalität des menschlichen Lebens in einer Partnerschaft versagt bleibt, als ihr endlich die Flucht gelingt und sie zu ihrer Sippe zurückkehrt.
Sie lebt mit ihrem Wildmenschen hoch in den Bergen, eigentlich dem Himmel oder dem Sitz der Götter nahe, zugleich verborgen und geschützt in einer Höhle. Und trotz der Nähe zum Animalischen ist das Leben nicht tierhaft, sondern eher so wie wir uns urmenschliches Verhalten vorstellen können. Die Extremerfahrungen der jungen Frau gehen so über das gewohnte menschliche Maß hinaus wie sie im ureigensten persönlichen Erleben körperlich und seelisch auch zutiefst menschlich sind. Vielleicht ist es eine Erfahrung in Verbindung mit der Entwicklung der Weiblichkeit in ihrem leidenschaftlichen Verlangen ebenso wie im Maß der nicht naturhaften sondern kulturgeprägten Lebenswirklichkeit und der damit verbundenen Grenzen für die persönlichen Entwicklungen und Möglichkeiten.
Tschinag erzählt die Geschichte spannungsvoll und vollkommen dicht. In jeder Hinsicht ein Meisterwerk.

Bewertung vom 23.01.2010
Die Rückkehr
Tschinag, Galsan

Die Rückkehr


gut

Galsan Tschinag hat in vielen seiner lesenswerten Bücher die Kulturkontraste zwischen globaler Konsumzivilisation und archaischen Lebens- und Wertvorstellungen zum Thema seiner Dichtung gemacht. „Die Rückkehr“ nennt er einen „autobiografischen Roman“. Das stimmt insofern als Tschinag in diesem Buch von sich selbst erzählt. Im Wesentlichen beschreibt er die Ereignisse, die mit seiner Rückkehr zu seinem Volk nach vielen Lebensjahren als „Globetrotter“ in Verbindung stehen und an die er verschiedene Reflexionen knüpft. Dabei ist sein Blick weniger in die Vergangenheit als in die Gegenwart und Zukunft gerichtet. Vor noch nicht 20 Jahren hat er – Stammeshaupt und Schamane – sein Volk aus der Zwangszerstreuung in die alten Stammesgebiete im Altai-Gebirge und zu seiner nomadischen Lebensform zurückgeführt (beschrieben in „Die Karawane“). Mit der „Rückkehr“ verlegt er seinen Lebensmittelpunkt ganz zu seinem Volk und teilt so die Lebensweise und die Sorgen dieses Volkes nicht mehr als nur beobachtend Handelnder, sondern als Mitlebender. Ist „Die Rückkehr“ zugleich eine Bilanz der Lebenserkenntnisse und gewonnener Weisheit? Bei Tschinag war im Grunde immer alles schon da, beobachtet, be- und verarbeitet, geordnet und literarisch verfasst. Vielleicht fand er in der literarischen Verarbeitung auch eine notwendige Distanz zu den Ereignissen selbst, die sein Leben geprägt haben. In „Die Rückkehr“ wird diese Distanz aufgehoben. Man kann dieses Buch nicht schnell lesen, sondern nur bedächtig. Auch der zum Teil manieristische Stil dieses Bericht-Romans lässt ein schnelles Lesen nicht zu. Vieles ist in zu weitschweifig erzählt und Manches zu autozentrisch. Natürlich dreht sich eine Autobiografie immer um den Autor selbst, aber hier ist es streckenweise doch ermüdend. Die Aufmerksamkeit, die Tschinag in den früheren Büchern seinem Volk und dessen Kultur gewidmet hat, erfährt hier eine andere Perspektive: das Volk wird zum Zweck für die Selbstdarstellung des Autors. Schade, denn so hat das Buch nicht die Kraft und das literarische Niveau wie die Gedichte, Erzählungen, Romane und Berichte, die Tschinag bisher veröffentlicht hat und in denen er sich als großer Autor erweist.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2009
Mütter der Bibel
Käßmann, Margot

Mütter der Bibel


ausgezeichnet

Lesenswert!
Was macht dieses Buch so lesenswert? Es gibt wahrscheinlich wenige Bücher, die so offen und verständlich so viele verschiedene Muttersituationen - immerhin 20 Beispiele, und es gibt in Wirklichkeit noch mehr - und Mutterrollen darstellen; sogar Soziologen können sich nach diesem kleinen Buch orientieren. Aber es ist kein "wissenschaftliches" oder gar soziologisches Buch, sondern ein zutiefst menschliches - zugleich sehr fundiert. Dabei zeigt es an den Beispielen der Bibel einfach, dass die verschiedenen Muttersituationen heute nicht neu sind, sondern uralt, zeitlos und gesellschaftsunabhängig. Indem es beschreibt wie die verschiedenen Frauen in der Bibel ihre jeweilige Situation als Frau und Mutter erlebt haben, weist dieses Buch bewusst in die Gegenwart. Frau Käßmann geht sehr offen mit diesem Blick auf die Gegenwart (und damit auch mit den Texten der Bibel) um, und sie macht mit den Parallelen aus der Bibel deutlich, worauf es auch heute immer wieder ankommt: Wie nehmen wir die Wirklichkeit wahr und was kann uns die Bibel sagen? - nicht theologisch-dogmatisch, sondern menschlich und in mitmenschlicher Verantwortung. Das Buch ist keineswegs nur für Frauen oder Mütter geschrieben, sondern ebenso für Männer (ohne die es ja die Mütter in den verschiedenen Situationen nicht gäbe; insofern nehmen die aufgenommenen biblischen Geschichten auch immer Bezug auf die Verhaltensweisen der Männer); und das Buch ist für die Menschen im täglichen Leben ebenso lesenswert wie für die, die besondere Verantwortung wahr zu nehmen haben - ob in der Gesellschaft, in der Politik, in Religionsgemeinschaften bzw. im Bereich humanistischer Ethik. Keine lebensfremden Geschichten, sondern wirklichkeitsbewusst und wirklichkeitsorientiert. Informativ, nachdenkenswert, anregend. Und (z.B. besonders für Weihnachten) als Geschenk sehr gut geeignet.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.10.2009
Mit Ottern stottern, mit Drachen lachen
Schreiber-Wicke, Edith;Holland, Carola

Mit Ottern stottern, mit Drachen lachen


schlecht

Ein für Kinder völlig ungeeignetes Buch mit schwachsinnigen Reimzeilern, die sich Erwachsene ausgedacht haben, als ihnen nichts anderes mehr einfiel. Beispiel: Der Jelefant, der hat zwar Stil, doch einen Buchstaben zuviel; oder: Der Yltis ist hier falsch geschrieben, sonst wär' die Zeile leer geblieben. Das ganze Buch wirkt leider so: viel geschrieben - leer geblieben. Weder wird hier Sprachkompetenz angeregt, noch handelt es sich bei den Zweizeilern im Buch um sinnvolle Spachspiele. Das heißt nicht, dass die Idee, so mit Kindern Sprachspiele zu machen, falsch ist. Aber dieses Buch - nein! Schade, denn der Titel ist ansprechend, aber das Buch erfüllt die Erwartungen, die er weckt, überhaupt nicht. Also kann ich von diesem Buch nur abraten. Für seinen Preis findet man im Zoo sinnvollere Erlebnisse und auch Anregungen für Sprachspiele als in diesem Buch. Das ist nur doof und wird irgendwo landen und liegen bleiben, aber im Kopf und im Sprachgefühl keine kreativen Spuren hinterlassen.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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