Ein gefährliches Pflaster
Jeder hat wohl schon mal im Internet nach Krankheitssymptomen gegoogelt oder einen Shitstorm verfolgt. Jugendliche (aber nicht nur) haben einen großen Freundeskreis, der hauptsächlich nur noch aus Followern in den Sozialen Netzwerken besteht. Kinder verbringen mehr Zeit
im Internet als ihnen guttut, sogar Kleinkindern werden bereits Smartphones in die Hände gedrückt ……mehrEin gefährliches Pflaster
Jeder hat wohl schon mal im Internet nach Krankheitssymptomen gegoogelt oder einen Shitstorm verfolgt. Jugendliche (aber nicht nur) haben einen großen Freundeskreis, der hauptsächlich nur noch aus Followern in den Sozialen Netzwerken besteht. Kinder verbringen mehr Zeit im Internet als ihnen guttut, sogar Kleinkindern werden bereits Smartphones in die Hände gedrückt … Wo soll das alles noch hinführen? Der Cyberspace ist eine Parallelwelt, die für allzu viele mit der Realität getauscht wird.
Die Irin Mary Aiken ist Cyber-Psychologin mit den Schwerpunkten Internetsicherheit, organisierte Kriminalität, Cyberstalking, Menschenhandel und Rechte von Kindern im Internet.
In ihrem Buch „Der Cyber-Effekt“, das nun auch auf Deutsch erschienen ist, stellt sie bestimmte Phänomene in den Fokus. Anhand von etlichen Fallbeispielen zeigt sie z.B. Stalking-Attacken, Spielsucht, die Normalisierung eines Fetischs (wenn sich abartige Phantasien unter Gleichgesinnten verstärken, wie etwa Pädophilie), Cyber-Romantik, Cyberchondrie und gibt auch einen Einblick in das Deep Web.
Viele Aussagen fand ich wirklich erschreckend und lassen mich nachdenklich werden:
„… dass ein durchschnittlicher Erwachsener mit einem internetfähigen Telefon sein oder ihr Gerät mehr als zweihundert Mal am Tag überprüft. Das entspricht einer fünfminütigen Frequenz. Am Abend, wenn die meisten Menschen von der Arbeit nach Hause zurückkehren, steigert sich die Frequenz noch.“
Wenn man bedenkt wie viel Zeit damit verloren geht… Das wäre doch kostbare Familienzeit, gemeinsames Miteinander wird auf die Seite gestellt, um Mails zu checken oder noch schnell etwas zu posten.
Beängstigend finde ich auch die Aussage einer Spieldesignerin, die über Spieler spricht. „…das klingt ein wenig, als würde sie über Laborratten reden, die gerade dressiert werden.“
Viele solcher Aussagen finden sich in dem Buch. Die Autorin schreibt eher romanhaft, was dem Buch vielleicht auch mehr Leser beschert. Für mich war es manches Mal zu reißerisch und anekdotenhaft, einige Seiten weniger und dafür etwas sachlicher hätten dem Buch gut getan. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse habe ich hier nicht gefunden, vieles war mir bereits bekannt, wenn man sich für das Thema interessiert. Trotzdem finde ich das Buch lesenswert – für alle, die Kinder haben und eine Zusammenfassung der Gefahren im Internet wollen, findet sich hier einiges.
Wie wir in Zukunft mit dem Internet umgehen, welche Probleme wir umschiffen können und ob wir unsere Kinder wieder vorrangig Kind sein lassen, fällt in die Kategorie Eigenverantwortung. Wenn man dazu nicht bereit ist, wird es mit unserer Zukunft traurig aussehen…