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Ging Georg Simmel ins Kino? Auf dem Weg zu einer kulturellen Institution bringt das Kino um 1907 einen individuellen Zuschauer hervor. Zur gleichen Zeit beschreibt Simmel Veränderungen des Sehens und die Individualisierung als Neuerungen der Epoche - ohne jedoch das neue Medium zu nennen.Die enge Verwandtschaft des frühen Films mit der jungen Wissenschaft Soziologie liegt in ihrer direkten Reaktion auf die Moderne. Dieses Buch verbindet Simmels kulturphilosophische Analysen von Mobilität, Großstadt und Abenteuer mit dem jähen Ende der Wanderkinos, frischen Texten aus Filmzeitschriften und…mehr

Produktbeschreibung
Ging Georg Simmel ins Kino? Auf dem Weg zu einer kulturellen Institution bringt das Kino um 1907 einen individuellen Zuschauer hervor. Zur gleichen Zeit beschreibt Simmel Veränderungen des Sehens und die Individualisierung als Neuerungen der Epoche - ohne jedoch das neue Medium zu nennen.Die enge Verwandtschaft des frühen Films mit der jungen Wissenschaft Soziologie liegt in ihrer direkten Reaktion auf die Moderne. Dieses Buch verbindet Simmels kulturphilosophische Analysen von Mobilität, Großstadt und Abenteuer mit dem jähen Ende der Wanderkinos, frischen Texten aus Filmzeitschriften und genauen Filmanalysen zu einer innovativen Soziologie des frühen Films.
Autorenporträt
Fritsch, DanielDaniel Fritsch (Dr. phil.) arbeitet als Kulturmanager in Berlin. Kulturwissenschaftlicher Forschungsschwerpunkt ist die Ästhetik des frühen Kinos.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.06.2010

Kurzfilmerfahrung

Das Unterhaltungsmedium Kino als Schule der Moderne ist seit Walter Benjamin ein stehender Begriff. Und dennoch bleibt der Film in kulturkritischer Perspektive das Instrument einer Vermassung von Unterhaltung. Eine Studie von Daniel Fritsch eröffnet dagegen eine neue Sicht auf das frühe Kino. Die Untersuchung setzt vor Benjamin an und widmet sich Georg Simmel. Dieser hat das Kino in seinen Schriften freilich nie erwähnt. Und dennoch schlägt die Studie ihr Kapital aus dem "empfindlichen Sensorium für zeittypische Reize, für ästhetische Neuerungen, für geistige Tendenzwenden" (Jürgen Habermas), das Simmels Schriften auszeichnet. Fritsch entdeckt auffällige Ähnlichkeiten zwischen den von Simmel beschriebenen Wahrnehmungsformen, die den Bewohner der Großstadt prägen, und Beschreibungen des Kinos, wie sie in zeitgenössischen Filmzeitschriften zu finden sind. Simmel beschreibt zunehmend Erlebnisformen, wie Glücksspiel, Abenteuer und erotische Rendezvous, die zwar punktuell und flüchtig sind, aber durch ihre Intensität einen besonderen Halt im Bewusstsein erlangen. Der Einzelne erfährt die moderne Großstadtumgebung nicht mehr nur passiv, sondern nutzt neue persönliche Spielräume. Das frühe Kino mit seinen kurzen Filmen, die wie Nummern im Varieté hintereinander ablaufen, erschafft solche Erfahrungsmöglichkeiten. Mit seinem Trick, Simmel ins Kino zu schicken, macht der Autor eine überraschende Entdeckung. Statt einer Vermassung der Unterhaltungskultur erscheint das Kino um 1900 als Schule der Individualität. Eine neue Kulturtechnik tritt auf den Plan, die es erlaubt, die Ereignisse der Leinwand für den eigenen Erfahrungshorizont zu veranschlagen. Im Kinosaal kommt der Mensch in der Moderne an. (Daniel Fritsch: "Georg Simmel im Kino". Die Soziologie des frühen Films und das Abenteuer der Moderne. transcript Verlag, Bielefeld 2009. 248 S., br., Abb., 27,80 [Euro].) mith

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»[Die] Studie von Daniel Fritsch eröffnet [...] eine neue Sicht auf das frühe Kino.« Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.06.2010 Besprochen in: MEDIENwissenschaft, 3 (2010), Jan-Christopher Horak