In Zeiten, in denen ein Handke den Literaturnobelpreis bekommt, muss man sich wohl nicht darüber wundern, dass ein Ernst Wiechert fast vergessen ist. Zutiefst vom Humanismus und Antifaschismus getragen, in seinem Stil alles andere als „süffig“, subtil wo andere mit Eisenbahnschienen reinschlagen –
Wiechert entspricht nicht dem heutigen Literaturgeschmack. Das ändert für mich aber nichts an seiner…mehrIn Zeiten, in denen ein Handke den Literaturnobelpreis bekommt, muss man sich wohl nicht darüber wundern, dass ein Ernst Wiechert fast vergessen ist. Zutiefst vom Humanismus und Antifaschismus getragen, in seinem Stil alles andere als „süffig“, subtil wo andere mit Eisenbahnschienen reinschlagen – Wiechert entspricht nicht dem heutigen Literaturgeschmack. Das ändert für mich aber nichts an seiner „Lesewürdigkeit“.
Die Majorin gehört zu den Büchern, die Wiechert nach dem zweiten Weltkrieg und seiner KZ Haft geschrieben hat. Und wer seinen „Totenwald“ gelesen hat, die „Märchen“, die er noch direkt unter dem Eindruck des KZ geschrieben hat, kann nur den Hut vor dem Dichter ziehen, der es trotz dieser Erfahrungen schafft, seine Protagonisten der Bejaung des Lebens und der Versöhnlichkeit zuzuführen.
Dabei ist Wiechert nicht ganz einfach zu lesen. Er spricht manches nicht aus, er malt teilweise Aquarelle mit zartem Pinsel und Andeutungen, an anderer Stelle aber sind es energisch gesetzte Kohlestriche in Zeichnungen, die eine Situation verdeutlichen.
Ich empfinde als fast wohltuend, dass Wiecherts Figuren nicht immer über alles reden müssen. Im Gegenteil. Keine therapeutischen Gespräche, stattdessen aber das „Tun“ als Therapie und die Natur als Medikament. Und im Lieben angenehme Zurückhaltung – keine Prüderie, keine Bigotterie, aber eben nichts, was man austreten und direkt „ausleben“ muss.
Ich denke, dass die Majorin gerade heute, wo Aggression und Gespaltenheit uns umtreibt und unsere Leben bestimmt, wieder wichtig ist und so alt das Buch ist – es kann immer noch neue Wege aufzeigen.