8,95 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Verlag / Hersteller kann z. Zt. nicht liefern
Melden Sie sich für den Produktalarm an, um über die Verfügbarkeit des Produkts informiert zu werden.

payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

1 Kundenbewertung

Max Beckmann, der in seiner künstlerischen Bedeutung und Universalität Picasso ebenbürtig ist, hat ein radikales, philosophisch begründetes Werk hinterlassen. Seine Vision der Großstadt hat unsere Sicht geprägt; seine als Selbsterforschung gemalten grandiosen Selbstporträts halten auch uns einen Spiegel vor; sein verschlüsseltes Spätwerk kämpft um die Durchsetzung der Kunst als letzten Mythos in einer Welt ohne Götter. Seine Bilder faszinieren oder erschrecken, gleichgültig lassen sie nie.

Produktbeschreibung
Max Beckmann, der in seiner künstlerischen Bedeutung und Universalität Picasso ebenbürtig ist, hat ein radikales, philosophisch begründetes Werk hinterlassen. Seine Vision der Großstadt hat unsere Sicht geprägt; seine als Selbsterforschung gemalten grandiosen Selbstporträts halten auch uns einen Spiegel vor; sein verschlüsseltes Spätwerk kämpft um die Durchsetzung der Kunst als letzten Mythos in einer Welt ohne Götter. Seine Bilder faszinieren oder erschrecken, gleichgültig lassen sie nie.
Autorenporträt
Stephan Reimertz, geb. 1962 in Aachen, lebt in Paris. Er wurde mit einer Arbeit über Max Beckmann promoviert, war Dozent am Juniata College, Fellow an der Washington University in St. Louis und arbeitete in Medien und Wirtschaft. Ne-benbei schrieb er eine Reihe viel gelesener Bücher, so die Kulturgeschichte 'Vom Genuß des Tees' und den Familienroman 'Papiergewicht'. - Bei Rowohlt sind von ihm erschienen: Woody Allen (rowohlts monographien 50410), Eine Liebe im Porträt (rororo 22768). 2003 erschien seine Biographie über Max Beckmann.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.04.2003

Aufstieg zur höheren Tochter
Die biographische Verklärung des Max Beckmann
Max Beckmann war ein willensstarker, kantiger Mensch und ein Problemfall der Geschichte der modernen Kunst, weil sein Werk sich nicht einordnen lässt in die gängigen Strömungen der klassischen Avantgarden. In den letzten Jahren ist dem Künstler so viel Aufmerksamkeit zuteil geworden wie nie zuvor. New York, Madrid, Rom, Stuttgart und in diesem Jahr Paris und London sind die Stationen der Ausstellungen, die für die publikumswirksame Kanonisierung des deutschen Künstlers im Ausland sorgten, wo er lange als „Meister der Verunglimpfung” etikettiert oder als „cartoonish” oder „beckmannesk” abgetan wurde.
Die begleitenden Katalogpublikationen deckten das latente Konkurrenzverhältnis zu den auf dem Kunstmarkt tonangebenden Franzosen Picasso, Léger und Matisse auf. Herausgestellt wurde die autobiographische Bedeutung der zahllosen Selbstporträts, in denen sich Beckmann entweder psychologisierend selbst befragte oder mit olympischem Selbstbewusstsein für die Kunst als höchste Instanz in der Gesellschaft eintrat. Ein anderes Lieblingsthema der Kunsthistoriker ist die Dechiffrierung der ikonographisch verschlüsselten Zeitkritik in Beckmanns mythologisch überhöhten Triptychen.
Was darf man also von einer Biografie erwarten, deren Klappentext feststellt, dass hier nun das „lange erwartete Standardwerk” zu Leben und Werk von Max Beckmann vorliegt? Zumindest hätte dem Autor Stephan Reimertz nach der Lektüre der einschlägigen Forschung klar sein müssen, dass Beckmanns Biografie nicht zwangsläufig seine künstlerischen Probleme und Lösungen erhellt. Nach einem schmalen Band in der Reihe der Rowohlt Bildmonographien und der Edition von Liebesbriefen, die Beckmann an seine zweite Gattin Quappi Kaulbauch schrieb, ist die nun vorliegende Biographie Stephan Reimertz’ der dritter Versuch einer Apotheose des kunsthistorischen Einzelgängers Max Beckmann.
Reimertz hagiografische Verklärung des Genies setzt bereits in den ersten Kapiteln über die Herkunft und schulische Ausbildung ein. In seinen Anekdoten über die Frühbegabung des Künstlers adaptiert er die literarischen Topoi antiker Vitenschreiber: Beckmann war ein äußerst schlechter Schüler, der unter der Schulbank nackte Frauen zeichnete und plante, auf einem Amazonasdampfer anzuheuern, um der Enge der katholischen Lehranstalt in Braunschweig zu entfliehen. In einer Kinderzeichnung mit Pferdekopf sieht Reimertz bereits „den ganzen Beckmann enthalten” und rekonstruiert anschließend mit großem Ernst den Erfahrungshorizont des Kindes, das sich mit emblematischen Wappen beschäftigt und Grimms Märchen liest.
Es folgen die Stationen seiner Jugend. Nach dem Besuch der Weimarer Kunstakademie reiste Beckmann 1903 nach Paris. Anhand von Beckmanns nostalgisch formulierten Briefen lässt Reimertz den Mythos des verkannten einsamen Künstlers aufleben, der allein durch die Cafés am Montparnasse zieht, anstatt bei seinem Vorbild Cezanne vorzusprechen oder sich in der Gesellschaft der internationalen Boheme zu amüsieren. – „Kurz ich benehme mich, wie es für einen genialen Menschen recht und billig ist”, zieht Beckmann selbst das Resümee seiner Lehrjahre.
Auch den unbestrittenen Glaubenssatz der Forschungsliteratur, dass Beckmanns Fronterlebnisse während des Ersten Weltkriegs zu einer stilistischen Kehrtwende vom klassizistischen Impressionismus hin zu der jenseits des Realismus liegenden Formensprache der Nachkriegsjahre führten, bestätigt Reimertz nur einmal mehr. 1914 hatte sich Beckmann freiwillig als Sanitäter gemeldet, er stürmte nicht abenteuerlustig zum Kampfplatz wie Macke, Marc oder Otto Dix. Wieder verifizieren die Briefe, die Beckmann mehrmals täglich an seine erste Frau Minna Tube und seinen Galeristen Paul Cassirer adressierte, dass Beckmann das Kriegsgeschehen in Ostpreußen und Flandern nicht kämpferisch patriotisch, sondern aus der Sicht eines ästhetisierenden Zaungastes rapportierte: „Fabelhafte Sachen sah ich. In dem halbdunkeln Unterstand halbentkleidete, blutüberströmte Männer, denen die weißen Verbände angelegt wurden. Groß und schmerzlich der Ausdruck. Neue Vorstellungen von Geißelungen Christi.”
Mit der Emphase eines Augenzeugen beschreibt Reimertz seitenweise die Genese eines neuen kantig expressiven Zeichenstils, beschreibt die dicht verschränkten Kompositionen der Stichfolge „Hölle” sowie die psychologisierende Selbstbespiegelung des verstörten Malers in seinen Porträts der Nachkriegszeit. Reimertz gebärdet sich wie ein moderner Meister der antiken Ekphrasis, um dem Leser eine genaue Vorstellung davon zu vermitteln, wie Max Beckmann den Kriegslärm und die deformierten Körper auf Papier und Leinwand transkribierte – denn bedauerlicherweise ist kein einziges der 230 Werke, die der Autor aufgrund seiner These der unbedingten Einheit von Leben und Werk pflichtschuldig analysiert, illustrierend in seinen eruptiven Textfluss eingefügt.
Quappi, übersetze mir
„Max Beckmann konnte besser Schreiben als die meisten Schriftsteller.” So lautet der letzte Satz des Nachwortes, der nicht nur die intellektuelle Größe und das Multitalent des Künstlers honoriert, sondern auch als Legitimation für den Biographen Reimertz fungiert. Er wuchert mit prägnanten Autographen, um Beckmanns Verständnis von Kunst und sein Selbstverständnis als Künstler zu skizzieren. Der Nachkriegs-Beckmann sieht sich als „neuer Metaphysiker”, der einer bedrängenden Realität durch „Selbstvergottung” begegnet.
Der Unbedingtheit, mit der Beckmann an seine Genialität und seine künstlerische Arbeit glaubte, musste sich auch seine zweite Ehefrau Quappi Kaulbach unterwerfen. „Brauchte Beckmann seine Frau als Dolmetscher” im Exil, „pfiff er nach ihr.” Aus zahllosen Äußerungen der Zeitgenossen, die Beckmann in Frankfurt, Berlin und in New York kennenlernten, kompiliert Reimertz das Bild eines grimmigen, nach sozialer Anerkennung heischenden Mannes, der kunstmarktorientiert den Aufstieg in die Gesellschaft der höheren Töchter forcierte.
Akribisch verfolgt Reimertz jeden Schritt seiner Karriere, listet Bildungsreisen nach Nizza, Urlaubstage an der Nordsee, Lehraufträge, steigende Verkaufspreise, Ausstellungen und deren Rezensionen auf. Nach 429 Seiten biographischer Detailexegese zählt der Autor sogar die Zigaretten, die Beckmann in den letzten zwei Monaten vor seinem plötzlichen Herzinfarkt auf dem Broadway rauchte und fragt sich, ob der Künstler auch seine Zigarren inhalierte. „Man musste jederzeit mit seinem Ende rechnen. Es hatte keinen Sinn mehr, ihm das Rauchen zu verbieten.”
Ohne auf die Rezeption der Malerei Beckmanns in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einzugehen und ohne die grundlegenden wissenschaftlichen Vorarbeiten adäquat zu kennzeichnen, stellt Reimertz abschließend fest: „Beckmanns Werk hat die Kunst und die Kunstgeschichte zu einigen ihrer herausragenden Leistungen inspiriert”. Die nun vorliegende Biographie zählt nicht dazu.
CLAUDIA LANFRANCONI
STEPHAN REIMERTZ: Max Beckmann. Luchterhand Verlag, München 2003. 479 Seiten, 28 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.10.2003

Nur das Alleräußerste ist genug
Einzelgänger: Stephan Reimertz beäugt das Leben Max Beckmanns

Ein belebendes Element von Biographien ist das Zitat. Wer über eine Jahrhundertgestalt wie Max Beckmann schreibt, kann dabei mit dem Pfunde wuchern. Beckmann war ein sprachgewaltiger Maler. Er vertraute viel dem Wort an, und er setzte es mit Klarheit und Härte, wie die Farbe, in seiner Malerei ein. Allein ein Rückgriff auf seine Gedanken ist Garant für ein lebendiges Buch. Er hinterließ eine Reihe von Schriften, Vorträgen, eine Fülle von Briefen und eine Autobiographie. Außerdem hat Beckmann zeit seines Lebens Tagebuch geführt, vollständig erhalten blieben jedoch nur seine Aufzeichnungen der letzten Jahre, von 1940 bis 1950.

Auch von Kunsthistorikern und Zeitgenossen wurde viel über den Maler publiziert. Wichtige Quellen sind die "Erinnerungen", die seine beiden Frauen, Minna Beckmann-Tube und Mathilde "Quappi" Beckmann, sein Sohn Peter, die Schülerin Marie-Louise von Motesiczky und die Freunde Stephan Lackner, Wilhelm Hausenstein, Benno Reifenberg hinterließen. Ein gewaltiger Fundus, den zu verwalten keine leichte Aufgabe ist. Stephan Reimertz' Max-Beckmann-Biographie ist ein Beispiel für eine in Passagen immer wieder aus der Kontrolle geratene Gedankenflut, für den Dominoeffekt des Zitats.

Quellen- und facettenreich folgt der Band im Aufbau dem Lebensstrang einer klassischen Biographie. Er beginnt mit der Feststellung: "Max Beckmann wurde am 12. Februar 1884 in Leipzig geboren." Und endet mit vergleichbarer Sachlichkeit: "Am 28. Dezember 1950 gegen elf Uhr morgens fiel Max Beckmann an der Ecke 61st Street und Central Park West nach einem Gehirnschlag tot um." Die Lebensdaten geben der Biographie das klare Gerüst, um das sich aber zusehends mehr rankt. Wie die von Beckmann um 1920 als Bühnen entworfenen Bildszenen sind die Tableaus, die aus der Erzählung aufsteigen, bis zum Bersten gefüllt. Und sie öffnen sich Szenen aus Literatur, Musik, Film, Politik, selbst aus der Medizin, wenn es um seine Herzkrankheit geht. Es hätte eines guten Lektorats bedurft, dieses so informative, gut geschriebene Buch zu straffen, ihm seine stellenweise verunglückten Sätze und vereinzelt geschwätzigen Kommentare zu nehmen.

Vor zwei Jahren hat Reimertz seinen ersten Roman vorgelegt: "Papiergewicht". In Beckmann findet er jetzt eine Künstlerpersönlichkeit und mit ihm einen ebenso weltläufigen wie geistreichen, illustren Kreis, die einen guten Romanstoff hergeben würden. Die Erfahrung allerdings, in eine Romanfigur verwandelt zu werden, blieb dem Künstler zu Lebzeiten erspart.

Die Form der Biographie legt Reimertz Fesseln an. Er sucht die Romanform und erschafft so etwas wie einen großen Collageroman. Material gibt es in Hülle und Fülle. Der Horizont, vor dem die Gestalt Beckmann erscheint, ist das kulturelle, gesellschaftliche und politische Zeitgeschehen der ersten Jahrhunderthälfte, auf das der Maler mit der Entwicklung und den Themen seiner Kunst in vielen Facetten reagierte: die Wilhelminische Zeit, der Erste Weltkrieg, die Jahre des Erfolgs, die Salons, die hereinbrechende NS-Herrschaft, Verfolgung, schließlich Emigration. Als Kunsthistoriker greift Reimertz freilich auch zurück und dehnt seine Kopfreisen in andere Jahrhunderte und Länder aus. Beckmann ist dabei ein lohnendes Objekt, weil er als Rahmen für seine Kunst die alte Malerei bevorzugte. Immer wieder hat er sich, wie Reimertz belegen kann, auf Bosch, Holbein, Jörg Ratgeb, Grünewald, Altdorfer, Dürer und Brueghel bezogen.

Außer den schriftlichen Zeugnissen ist Beckmanns Malerei hilfreiches Zeitdokument für den Biographen. Er porträtierte die Menschen, die in engerem Kontakt zu ihm standen, außer seinen beiden Frauen die vielen, die seine Kunst unterstützten, die Sammler, Galeristen, Museumsleute. Er malte darüber hinaus Ansichten der Orte, in denen er lebte: Berlin, Frankfurt am Main, Paris, Amsterdam, St. Louis, New York. Und er porträtierte sich in den verschiedenen Lebensstadien und Lebensumständen, mal am Fuße, mal auf der obersten Sprosse der Erfolgsleiter.

Wie aber haben wir uns Max Beckmann als Person vorzustellen? Der Autor schildert ihn als selbstbewußten, weltläufigen Großbürger. Die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft hat Beckmann stets beschäftigt, deutlich ablesbar an seinen Selbstporträts. 1927, kurz vor dem Höhepunkt seiner Karriere und unmittelbar vor dem gewaltsamen Ende seines Ruhms in Deutschland, hat er sich noch im Smoking porträtiert - eine "triumphale Selbstrepräsentation", wie Reimertz anmerkt, die ihn als Mitglied der gesellschaftlichen Elite darstellt, als einen Malerfürsten in der Nachfolge von Stuck, Liebermann, Lenbach.

Eine der wichtigsten und liebenswertesten Eigenschaften Beckmanns, die Reimertz' Biographie durchzieht, ist dessen Fähigkeit zu innigen Freundschaften und Partnerschaften, die Konstanz seiner Beziehungen, wofür die lebenslange Freundschaft zu seiner ersten Frau, Minna Beckmann-Tube, beispielhaft ist. Wie aber stand es um den politischen Menschen? Reimertz geht verschiedentlich auf diese Frage ein. Im ersten Drittel des Buches lesen wir: "Wie viele Künstler neigte Max Beckmann dazu, politische Systeme danach zu beurteilen, ob sie einen geeigneten Boden für die Verbreitung seiner Kunst bereiteten. Als die Sowjetregierung 1926 seinen Litho-Zyklus ,Die Hölle' ankaufte, meinte er: ,Im Ausland ist's besser. Wilhelm II wird ja für meine Kunst nichts übrig haben. So hoffe ich also auf eine deutsche Republik.'" Das hört sich etwas opportunistisch an.

Später lernt man Beckmanns Haltung etwas besser kennen. Als Künstler, Individualist, Einzelgänger verachtete er das Kollektiv, die Nivellierung des Menschen in der Masse. In seinem Vortrag "Über meine Malerei", 1938 in London gehalten, bezeichnet er den "Collectivismus" als "größte Gefahr" der Menschheit. "Überall wird versucht, das Glück oder die Lebensmöglichkeiten des Menschen auf das Niveau eines Termitenstaates herabzuschrauben. Dem widersetze ich mich mit der ganzen Kraft meiner Seele."

Als junger Maler glaubte Beckmann noch, die Welt mit seiner Kunst verändern zu können. "Ich werde die Menschen wieder zur Kunst zwingen. Zu ihrem eigenen Heil." Und in einem Brief an seine spätere Frau Quappi bekennt er: "Ich will das Alleräußerste. Neue Gesetze schaffen der absoluten Form. Die Welt soll nach meinem Rhythmus marschieren, wie sie nach dem Rhythmus von Napoleon, Cäsar oder Lenin marschiert." Das klingt, wie er selbst zugibt, ein "bißchen größenwahnsinnig", und im Hinblick auf das, was bald darauf politisch in Deutschland passieren sollte, auch etwas militant. Letztlich jedoch ging es Beckmann, wie er bei anderer Gelegenheit vermerkte, um den Aufbruch in tiefere Wirklichkeiten, zu den "wesentlichen Dingen an sich, die hinter den Erscheinungen stehen".

BARBARA CATOIR

Stephan Reimertz: "Max Beckmann". Biographie. Luchterhand Literaturverlag, München 2003. 480 S., Abb., geb., 28,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
Die Beckmann-Renaissance
Max Beckmann war nie ein Unbekannter gewesen: Schon seit der ersten Ausstellung in der Berliner Secession 1906, spätestens aber seit den großen Werkschauen der 20er Jahre kannte ihn ein großes Publikum. In den vergangenen Jahren erlebte sein Werk eine Art Renaissance mit Ausstellungen im Centre Pompidou, Prado, Museum of Modern Art (N.Y.). Astronomische Auktionspreise haben ihn zum "teuersten" deutschen Maler überhaupt gemacht.
Die Faszination des Ausdrucks
Es verwundert sehr, dass bislang noch keine umfassende Biografie über diesen Ausnahmekünstler vorlag, der in den drei großen Themenkomplexen "Frau", "Großstadt" und "Selbstbildnisse" immer seinem individuellen Stil treu blieb. Weder die Gegenstandslose Malerei noch der Expressionismus beeindruckten ihn nachhaltig. Wie sonst vielleicht nur Picasso oder Klee versuchte er "den Menschen und den Gegenstand zu analysieren und in seiner ganzen Vielfalt, Schönheit und Hinfälligkeit zu zeigen". Mit seinen Triptychen wagte er sich als einer der Letzten an die "große Erzählung" in der Malerei.
Stationen eines Lebens
Diese überzeugend geschriebene Biografie begleitet Beckmanns Leben von der Kindheit in Pommern bis zum plötzlichen Tod in New York. Reimertz ist auf der ständigen Suche nach Verbindungslinien zwischen dem persönliche Werdegang und der künstlerischen Entwicklung. Die Kunstausbildung, der Sanitätseinsatz im Ersten Weltkrieg, der schnelle Ruhm in Berlin, die ausgedehnten Reisen, die Krisen, das Exil, die Rückkehr nach Deutschland und die Jahre in den USA - dies sind einige Stationen seines Lebens. Man muss dem Autor ein großes Kompliment für diese lang erwartete, schön gestaltete Biografie machen.
(Henrik Flor, literaturtest.de)
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Barbara Catoir bedauert, dass diese Beckmann-Biografie "ein Beispiel für eine in Passagen immer wieder aus der Kontrolle geratene Gedankenflut" geworden ist. Dieses im übrigen nämlich, wie sie lobt, "so informative, gut geschriebene Buch" hätte ihrer Ansicht nach also eigentlich nur eines guten Lektorats bedurft, um es zu "straffen" und ihm seine zum Teil "geschwätzigen Kommentare zu nehmen". Die Rezensentin erklärt sich das Problem vor allem daraus, dass die Form der Biografie dem Romanautor Stephan Reimertz wohl Fesseln angelegt habe, und entschuldigt ihn damit, dass die Literatur zu Beckmann - wie auch die vom Maler selbst hinterlassenen schriftlichen Zeugnisse - ein gewaltiger Fundus seien. Und schließlich kann man auf den Gedanken kommen, dass in dem Kritisierten vielleicht sogar ein Vorzug des Buches sich verbirgt. Wenn die Rezensentin nämlich ihr Urteil über die ausschweifenden "Kopfreisen" des Autors - "in andere Jahrhunderte und Länder" der Malerei zum Beispiel - dann noch einmal in folgendes Bild kleidet: die "Tableaus", die aus Reimertz' Erzählung "aufsteigen" würden, seien "bis zum Bersten gefüllt", und darin eigentlich den "von Beckmann um 1920 als Bühnen entworfenen Bildszenen" verwandt.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Mehr als andere, die bisher über Beckmann geschrieben haben, belegt der Autor auch die einsame Ausnahmefigur des Künstlers, der sich, entgegen der späteren Einordnung, Zeit seines Lebens gar nicht so sehr als Expressionist empfand." (Abendzeitung, München)