Die Oppenheimer Rose
Wie schon bei seinem Debüt-Krimi „Schandgrab“ steigt Helge Weichmann nicht gleich mit der eigentlichen Geschichte in seinen neuesten Krimi ein, sondern entführt seine Leser erst einmal ins Jahr 1631 als die Oppenheimer Bürger durch marodierende schwedische Truppen um ihr
Leben fürchteten. Danach findet man sich im Jahr 1939 wieder und erlebt, wie der Schwimmbagger…mehrDie Oppenheimer Rose
Wie schon bei seinem Debüt-Krimi „Schandgrab“ steigt Helge Weichmann nicht gleich mit der eigentlichen Geschichte in seinen neuesten Krimi ein, sondern entführt seine Leser erst einmal ins Jahr 1631 als die Oppenheimer Bürger durch marodierende schwedische Truppen um ihr Leben fürchteten. Danach findet man sich im Jahr 1939 wieder und erlebt, wie der Schwimmbagger „Rheingold“ in Betrieb genommen wurde.
Diese historischen Geschehnisse sind jedoch recht kurz gehalten und man findet sich zügig in der eigentlichen Geschichte wieder und trifft auf eine ziemlich frustrierte Tinne, die vom ZDF als Beraterin engagiert wurde, aber eigentlich nur als Kabelträgerin fungiert. Elvis kämpft sich derweil in der Sommerhitze zur Burgruine Landskron hinauf, um dort ein Interview zu führen. Die braune Gesinnung der dort Anwesenden ist mehr als offensichtlich und die Oppenheimer Bürger laufen bereits Sturm gegen das Foto-Team. Ganz in der Nähe bearbeiten zudem eine Gruppe Jugendlicher vom Oppenheimer Sommercamp einen Weinberg. Dem nicht genug, wird im Kellerlabyrinth eine Mumie gefunden und während eines Krimidinners ein Mordanschlag auf einen Schauspieler verübt. Viele lose Fäden gibt Helge Weichmann seinen Lesern da an die Hand und man fragt sich lange Zeit, wie diese unterschiedlichen Geschehnisse in Verbindung zu der eigentlichen Story stehen - der Suche nach den 12 silbernen Aposteln aus der Katharinen-Kirche oder sind diese nur ein Vorwand und ein ganz anderer Schatz soll gefunden werden?
Ortskundige Leser werden schnell erahnen, um was es bei sich bei dem weit größeren Schatz handelt, doch dieses Wissen nimmt der Geschichte keineswegs die Spannung, ganz im Gegenteil und Helge Weichmann verrät zudem auch recht schnell den wahren Hintergrund des Rätselbriefes. Gebannt verfolgt man fortan die knifflige Auflösung des Briefes von Großvater Wenzel, welches auch den größten Teil des Krimis einnimmt. Dabei stellt man schnell fest, dass Helge Weichmann wieder sehr akribisch recherchiert hat und dieses Hintergrundwissen bildhaft und unterhaltsam vermittelt.
Munter verknüpft Helge Weichmann seine fiktive Story mit historischen Ereignissen; was der Wahrheit entspricht und was der Fantasie des Autors geschuldet ist, erfährt man im Glossar. Von Beginn an erzählt der Autor seinen Krimi sehr fesselnd, ideenreich, spannend und mit viel Lokalkolorit. Die Story ist gespickt mit unvorhersehbaren Wendungen und mithilfe seines lockeren, unterhaltsamen, oft auch sehr humorvollen Schreibstils schickt der Autor seine Protagonisten in einige ziemlich verzwickte und gefährliche Situationen. Zum Schluss fügen sich die vielen losen Enden zu einer schlüssigen Geschichte zusammen, bei der keine Fragen offenbleiben. Allerdings gab es mir beim Showdown doch die eine oder andere Zufälligkeit zu viel, was jedoch der Spannung keinen Abbruch tut.
Neben der fesselnden Story hat Helge Weichmann auch originelle Charaktere geschaffen. Allen voran seine eigensinnige, schlagfertige Protagonistin Tinne. Und natürlich Elvis, der durch seinen Beruf wirklich jeden kennt, keinem guten Essen aus dem Weg gehen kann, oft ziemlich schnoddrig ist und mit seiner gemütlichen Art und seinem herrlich trockenen Humor der perfekte Gegenpart zur liebenswerten, manchmal etwas schusseligen, ungeduldigen Tinne ist. Einfach ein herrlich sympathisches Gespann.
Fazit: Ein temporeicher, hochspannender Lokalkrimi voller Wortwitz und einer wendungsreichen Story, die bis zum Schluss überzeugt.