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Eine Geschichte von der Trauer um die Vergangenheit und die Schönheit des Neuanfangs.
Lev ist ein Glückssucher: Aus seinem osteuropäischen Dorf ist er nach London aufgebrochen, um seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Die Stadt ist ihm fremd - der Rhythmus des Lebens, die Sprache, die Ambitionen der Menschen. In seiner Einsamkeit denkt er zurück an seine geliebte, jung verstorbene Frau Marina, an seine kleine Tochter Maya und an die verrückten Erlebnisse mit seinem besten Freund Rudi. Doch Lev ist entschlossen, sich eine Zukunft zu erkämpfen: Er entdeckt ein ungeahntes Talent,…mehr

Produktbeschreibung
Eine Geschichte von der Trauer um die Vergangenheit und die Schönheit des Neuanfangs.

Lev ist ein Glückssucher: Aus seinem osteuropäischen Dorf ist er nach London aufgebrochen, um seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Die Stadt ist ihm fremd - der Rhythmus des Lebens, die Sprache, die Ambitionen der Menschen. In seiner Einsamkeit denkt er zurück an seine geliebte, jung verstorbene Frau Marina, an seine kleine Tochter Maya und an die verrückten Erlebnisse mit seinem besten Freund Rudi. Doch Lev ist entschlossen, sich eine Zukunft zu erkämpfen: Er entdeckt ein ungeahntes Talent, er findet Freunde und sogar eine neue Liebe, er schickt Geld nach Hause. Und als ihn von dort schlechte Nachrichten erreichen, hat er eine große, eine abenteuerliche Idee ...Der neue, preisgekrönte Roman von Rose Tremain ist eine bewegende Geschichte über das Gefühl der Entwurzelung in der Welt von heute. Kraftvoll und klar, voller Menschlichkeit, Herzenswärme und befreiendem Humor erzählt Tremain von einem, der akzeptieren muss, dass bei jedem Aufbruch etwas zurückbleibt.
Autorenporträt
Tremain, RoseRose Tremain wurde 1943 geboren und wuchs in London auf. Sie studierte ein Jahr lang an der Pariser Sorbonne, ging zurück in ihre Heimat und begann ein Anglistikstudium an der University of East Anglia in Norwich, das sie 1967 abschloss. Dort lehrte sie später von 1988-1995 als Dozentin creative writing. Vorher war sie Lehrerin an einer Privatschule für Jungen. Rose Tremain veröffentlichte Romane, Kurzgeschichten, schrieb aber auch für Film, Funk und Fernsehen. Ihr Roman Zeit der Sinnlichkeit wurde 1995 mit Robert Downey Jr., Hugh Grant und Meg Ryan verfilmt (Restoration). Ihr Roman The Road Home, der im Suhrkamp Verlag unter dem Titel Der weite Weg nach Hause erschien, wurde 2008 mit dem Orange Prize for Fiction ausgezeichnet. Tremain lebt mit ihrem Lebenspartner, dem Biographen Richard Holmes, in London und Norwich. Im Jahr 2020 wurde sie von der Queen in den Adelsstand erhoben. Ihr Werk erscheint auf Deutsch im Suhrkamp und Insel Verlag.

Dormagen, ChristelChristel Dormagen, geboren 1943 in Hamburg, studierte Anglistik und Germanistik. Sie ist Übersetzerin für angelsächsische Literatur und außerdem als Journalistin für Rundfunk und Printmedien tätig. Christel Dormagen lebt in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.07.2009

Alle Wünsche werden wahr

Jetzt sollte man schnell auslesen, was noch auf dem Nachttisch liegt. Dieser Herbst wird ein literarisches Fest. Eine Vorschau auf die besten neuen Bücher.

Von Felicitas von Lovenberg

Sie selbst nennen sich "endurance bibliophiles", Büchernarren mit Ausdauer. Bis zum 22. September wollen sie gemeinsam "Infinite Jest", den überlebensgroßen Roman von David Foster Wallace, lesen. Tausend Seiten in 92 Tagen, macht 75 Seiten die Woche. Es ist nicht zu spät, sich ihnen anzuschließen: unter www.infinitesummer.org sind sie seit Ende Juni dabei, sich das Mammutwerk zu erschließen. Von Twitter über Tumblr, LiveJournal und Facebook (4576 Freunde) sind alle dabei.

Anstatt diese denkwürdige Leseerfahrung jetzt im Internet zu machen, kann man aber auch noch bis zum 24. August damit warten, wenn die deutsche Übersetzung von Ulrich Blumenbach unter dem Titel "Unendlicher Spaß" bei Kiepenheuer & Witsch erscheint - und die allgemeine Ferienzeit stattdessen nutzen, die noch ungelesenen Titel des Frühjahrs, von all den Sommerkrimis und Strandbüchern ganz zu schweigen, wegzulesen. Überhaupt sollte man jetzt möglichst schnell alles auslesen, was noch auf dem Nachttisch liegt. Denn ab Mitte August beginnt ein Literaturherbst, wie wir ihn seit Jahren nicht erleben durften. Mit der Krise hat es nichts zu tun, dass die Literatur in solcher Blüte steht, jedenfalls nicht unmittelbar; die meisten der neuen Bücher sind lange zuvor begonnen, viele schon lange zuvor geschrieben worden. Anders als der Autor Thomas von Steinaecker, ebenfalls im September mit vielversprechendem neuen Roman ("Schutzgebiet", Frankfurter Verlagsanstalt) zur Stelle, vor einigen Tagen an dieser Stelle befürchtete, sind weit und breit keine ernstzunehmenden Romane über Investmentbanker, die ihrem Porsche hinterhertrauern, in Sicht. Zwar geht es auch in vielen der neuen Bücher um Verarmung - aber um jene, die der Verlust an Zuversicht, an Hoffnung, an Möglichkeiten bedeutet.

Es sind zwei Werke, die in diesem Herbst die Aufmerksamkeitsenergien bündeln werden. Neben "Unendlicher Spaß", jenem bereits 1996 im Original erschienenen Meilenstein nicht nur der amerikanischen, sondern der Gegenwartsliteratur überhaupt, erscheint Roberto Bolaños alle Kategorisierungen und Genres sprengender Gewaltakt "2666" (7. September, Hanser). Außer dem schieren Umfang, 1500 beziehungsweise gut tausend Seiten, haben beide Werke gemein, dass sie sich schlecht erklären, dafür umso stärker lesend erleben lassen. Beide vereinen literarische Innovation und Lesbarkeit auf eigene unerhörte, markerschütternde Weise. Und beide Autoren, der im letzten Jahr mit sechsundvierzig gestorbene David Foster Wallace ebenso wie der 2003 im Alter von fünfzig Jahren gestorbene Roberto Bolaño, sind eminente writers' writers; Autoren, die andere Autoren inspirieren und die so weit über ihr eigenes Schaffen hinaus wirken.

Im ersten der fünf Teile von "2666" kreisen vier Literaturkritiker - ein Franzose, ein Italiener, ein Spanier und eine Engländerin -, um ihr Idol, den in jeder Hinsicht schwer fassbaren Schriftsteller Benno von Archimboldi. Angeblich soll er in Mexiko gesichtet worden sein, und so machen sie sich auf den Weg nach Santa Teresa - eine Gegend, die Bolaño-Leser bereits aus "Die wilden Detektive" kennen. Erst im fünften und letzten Teil von "2666" wird Archimboldi tatsächlich auftauchen, aber da ist es für jegliche erlösende Offenbarung längst zu spät. Denn der dunkle Kern des Romans ist eine Serie von Morden und Vergewaltigungen an Hunderten von Frauen in und um Santa Teresa. Es gibt keine Steigerung in "2666", weil das ganze Buch eine einzige Klimax ist, die furios-ausführliche Darstellung einer zutiefst korrupten Welt, die, wenn sie an ihrer Hässlichkeit nicht zugrunde gehen will, nur in einer Kunst Trost finden kann, die sich dieser Missgestalt stellt. Für "2666" muss man eine neue Bezeichnung in die Literaturgeschichte einführen: bolañoesk.

Auf Nebenwirkungen sollte man auch bei Sibylle Bergs Roman "Der Mann schläft" (17. August, Hanser) gefasst sein, eine Liebesgeschichte zwischen besserem Wissen, Lebenserfahrung und Hoffnung, erzählt von einer bis zum Anschlag aufgedrehten Zinnsoldatin. Ein Mann und eine Frau finden sich, erstaunlich genug. Das geht sogar gut - bis sie zusammen verreisen. "Der Mann schläft" ist zynisch, melancholisch und zart, ein in seiner messerscharfen, sich selbst niemals ausnehmenden Diagnosesucht brutal ehrlicher und verstörender Roman. Das Ungeheuerliche liegt auch hier natürlich im Leser selbst: "Ich fand meine Seele nicht so überragend, dass ich mir noch einen mit den gleichen Unfähigkeiten gewünscht hätte."

Ganz anders aufgekratzt, aber ebenfalls von hoher Neugier bei höchster Analysestufe getrieben ist "Wer weiß was", Silvia Bovenschens zweiter Roman (9. September, S. Fischer): ein aberwitziges Totschlagrätsel über gemeuchelte Literaturwissenschaftler, mentale Fingerabdrücke und die Gefahren des Gebrauchs zu vieler Adjektive. Dass Bovenschens "deutliche Mordgeschichte" mit einem Krimi außer einigen Leichen wenig zu tun hat, dafür umso mehr mit großer Literatur, versteht sich bei dieser Autorin von selbst.

Vom Überleben in einer Zeit und an einem Ort, wo ein ganzes System einem nach dem Leben trachtet, schreibt Herta Müller. "Atemschaukel" (17. August, Hanser) ist der Bericht von Leopold Auberg, einem jungen Mann, der gegen Ende des Zweiten Weltkrieges aus Hermannstadt deportiert wird. Herta Müller, deren Mutter fünf Jahre in einem sowjetischen Arbeitslager verbringen musste, hat die Schicksale vieler Angehöriger der deutschen Bevölkerung Siebenbürgens zu einem Roman verwoben, der vor allem von einem erzählt: von Oskar Pastior, mit dem zusammen Herta Müller dieses Buch eigentlich hatte schreiben wollen. Von der Überwindung, die es sie nach seinem Tod 2006 gekostet hat, "das Wir zu verabschieden und allein einen Roman zu schreiben", wie sie im Nachwort gesteht, spürt der Leser nichts - sondern ausschließlich die Sprachmacht einer großen Autorin, die Wucht eines Bekenntnisses zur Poesie unter widrigsten Umständen. "Atemschaukel" ist ein überwältigender, ergreifender, demütig machender Roman, die vielleicht nachhaltigste Leseerfahrung dieses Herbstes.

Mit Wünschen muss man bekanntlich vorsichtig sein, denn sie könnten in Erfüllung gehen. Aber wenn man sich einen Roman wünschen dürfte, der in die eigene Lebenswirklichkeit zielt - dann ist dieser Wunsch mit dem neuen Buch von Thomas Glavinic auf sehr unheimliche und beunruhigende Weise in Erfüllung gegangen. "Das Leben der Wünsche" (17. August, Hanser) hebelt das Schicksal aus - und legt es seinem Protagonisten in die zitternden Hände. Ein Unbekannter bietet Jonas an, ihm drei Wünsche zu erfüllen. Jonas hat nur einen: "Ich wünsche mir: mehr Wünsche. Ich wünsche mir, dass sich alle meine Wünsche erfüllen. Dies ist mein erster Wunsch, und auf die anderen zwei kommt es nun nicht mehr an, ich schenke sie Ihnen." Aus dem märchenhaft anmutenden Angebot wird bitterer Ernst, denn Jonas hat die Konsequenzen seines Wunsches nicht bedacht. Als er seine Frau tot in der Badewanne findet, hat die Wunscherfüllung gerade erst angefangen.

Dass das Glück nicht in einer perfekten Fassade steckt, entdeckt der Architekt Alex in Peter Stamms neuem Roman "Sieben Jahre" (12. August, S. Fischer). In Sonja hat er eine Vorzeigefrau, schön, intelligent, erfolgreich - und trifft sich zu seinem eigenen Befremden doch immer wieder mit einer anderen, obwohl er sie vollkommen reizlos findet. Seine Affäre mit der dumpfen, doch ihm völlig ergebenen Iwona ist der guilt trip eines Süchtigen, der seine Droge nicht benennen kann. Wer hat mehr Macht über uns: die, die wir lieben, oder jene, die uns lieben?

T. S. Spivet ist zwölf und ein manischer Kartograph. Mit Diagrammen und Charts bringt er seine Art von Ordnung in eine unentzifferbare Welt. Er verzeichnet einfach alles: die Flugrouten der Fledermäuse rund ums Haus, die Streuung von McDonald's-Restaurants im nördlichen Montana, den Pegelstand des Sees und den Alkoholpegel seines Vaters. Als er mit einer Auszeichnung vom Smithsonian Institute eine Einladung nach Washington erhält, macht er sich an Bord eines Güterzugs auf eine abenteuerliche Entdeckungsreise. Reif Larsen, der "Die Karte meiner Träume" (22. September, S. Fischer) während seines Studiums schrieb, ist das neuste Wunderkind der amerikanischen Literatur, was sich nicht nur am Vorschuss von einer Million Dollar für sein Debüt und dessen zeitgleiches Erscheinen in dreißig Ländern ablesen lässt, sondern vor allem an diesem witzigen und anrührenden Buch selbst, das auf jene charmante Weise verspielt ist, für die man nie zu alt werden möchte.

Es ist noch nicht lange her, da war auch Andrew Sean Greer, Jahrgang 1970, ein Jungstar aus Amerika. Sein neuer Roman, "Geschichte einer Ehe" (12. August, S. Fischer), ist das Werk eines reifen Romanciers, der seine Mittel grandios beherrscht. Eine Vorzeige-Ehe im Kleinstadt-Amerika der fünfziger Jahre: Pearlie, ihr schöner Mann Holland und Sohn Sonny. Wie sich herausstellt, hat Holland ein schwaches Herz aus dem Krieg mitgebracht - aber in einer anderen Hinsicht, als Pearlie sich je hätte träumen lassen. Als ein alter Freund von Holland ihr 100 000 Dollar bietet, muss sie entscheiden, ob sie ihren Mann kampflos aufgeben will.

Auch die britische Literatur ist mit außergewöhnlichen Werken vertreten, allen voran mit dem neuen Buch von Rose Tremain, die leider in Deutschland, anders als in ihrer britischen Heimat, kein Begriff ist. Ihr beherzter, kluger Roman "Der weite Weg nach Hause" (21. September, Suhrkamp) erscheint lediglich als Taschenbuch, sollte aber nicht übersehen werden. Er erzählt die Geschichte des Polen Lev, der nach London kommt, um Geld zu verdienen - und dabei einen Crashkurs in westeuropäischen Ansprüchen und Sichtweisen machen muss, bei dem ihm "Hamlet" unverhofften Beistand leistet. A. L. Kennedy tut in ihrem neuen Erzählungsband "Was wird" (August, Wagenbach) erneut das, was sie am besten kann: Innerstes nach außen kehren. Und schließlich liefert David Nicholls mit "Zwei an einem Tag" (3. August, Kein & Aber) so etwas wie eine englische Entsprechung des Glattauer-Erfolgs "Gut gegen Nordwind" - ohne E-Mail.

Und wem die Augen müde werden, der sperre die Ohren auf und lausche den Dichtern selbst: Hundert Jahre deutsche Lyrik in Originalaufnahmen versammelt die Edition "Lyrikstimmen" vierhundert Gedichte, von 124 Autoren vorgetragen (16. Oktober, Hörverlag). Allein die erste der neun CDs bietet mit dem schülerinnenhaften Vortrag Ricarda Huchs über den deklamatorischen Singsang von Karl Kraus bis hin zum lispelnden Wilhelm Lehmann deutsche Dichtung in Bestform.

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»Ein klassischer Roman von einer Könnerin« Sylvia Brownrigg The Guardian 20100609
»Der weite Weg nach Hause handelt von Verlust und Trennung, von Trauer und Melancholie. Und wie immer schreibt Tremain mit köstlicher, kraftvoller Präzision.«