Vierzehn Geschichten des einzigartigen Erzählers der Weltliteratur: Roberto Bolaño
Ein Mann ruft eine alte Flamme an, sie treffen sich wieder, trennen sich erneut, telefonieren noch ein paarmal miteinander. Dann wird die Frau ermordet: von einem ehemaligen Liebhaber, der sie mit anonymen Anrufen belästigt hat. In seinen wilden, soghaften Geschichten entführt uns der große Meister und Erneuerer der lateinamerikanischen Literatur Roberto Bolano in die Labyrinthe des Lebens - entlang der schmalen Grenze zwischen Fiktion und Realität.
Ein Mann ruft eine alte Flamme an, sie treffen sich wieder, trennen sich erneut, telefonieren noch ein paarmal miteinander. Dann wird die Frau ermordet: von einem ehemaligen Liebhaber, der sie mit anonymen Anrufen belästigt hat. In seinen wilden, soghaften Geschichten entführt uns der große Meister und Erneuerer der lateinamerikanischen Literatur Roberto Bolano in die Labyrinthe des Lebens - entlang der schmalen Grenze zwischen Fiktion und Realität.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.02.2019NEUE TASCHENBÜCHER
Das Medium
wird Wirklichkeit
Jemand musste B verleumdet haben. Seine einstige Geliebte X wurde ermordet und B gehört zu den Verdächtigen, obwohl er seit Monaten nur über das Telefon mit ihr Kontakt hatte. Bei den Kurzgeschichten Roberto Bolaños, der sonst vor allem für tausendseitige Romanmonster wie „2666“ bekannt ist, würde man eine Nähe zu den Erzählungen des von ihm immer wieder als Vorbild genannten Jorge Luis Borges erwarten. Viel näher ist dieser Sammlung von 14 Geschichten aber Franz Kafka, auf den Bolaño immer wieder anspielt. Die „Telefongespräche“ handeln von solchen zugleich konkurrierenden und bewundernden Verhältnissen unter Schriftstellern: Es geht in einer Erzählung um die symbiotische Freundschaft eines guten mit einem mittelmäßigen Autor, in einer anderen um einen Schriftsteller, der die Gedichte für Verschwörungstheorien aufgibt. All diesen Beziehungen ist gemeinsam, dass sie fast nur medial vermittelt stattfinden, in Briefen, Geschichten oder über das Telefon. Das Medium wird zur Wirklichkeit, alles ist Literatur und deshalb kann es sein, dass manchmal im letzten Satz die ganze Geschichte noch einmal umgedeutet wird. NICOLAS FREUND
Roberto Bolaño:
Telefongespräche. Erzählungen. Aus dem Spanischen von Christian Hansen. Fischer, Frankfurt am Main 2019. 240 Seiten, 10 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Das Medium
wird Wirklichkeit
Jemand musste B verleumdet haben. Seine einstige Geliebte X wurde ermordet und B gehört zu den Verdächtigen, obwohl er seit Monaten nur über das Telefon mit ihr Kontakt hatte. Bei den Kurzgeschichten Roberto Bolaños, der sonst vor allem für tausendseitige Romanmonster wie „2666“ bekannt ist, würde man eine Nähe zu den Erzählungen des von ihm immer wieder als Vorbild genannten Jorge Luis Borges erwarten. Viel näher ist dieser Sammlung von 14 Geschichten aber Franz Kafka, auf den Bolaño immer wieder anspielt. Die „Telefongespräche“ handeln von solchen zugleich konkurrierenden und bewundernden Verhältnissen unter Schriftstellern: Es geht in einer Erzählung um die symbiotische Freundschaft eines guten mit einem mittelmäßigen Autor, in einer anderen um einen Schriftsteller, der die Gedichte für Verschwörungstheorien aufgibt. All diesen Beziehungen ist gemeinsam, dass sie fast nur medial vermittelt stattfinden, in Briefen, Geschichten oder über das Telefon. Das Medium wird zur Wirklichkeit, alles ist Literatur und deshalb kann es sein, dass manchmal im letzten Satz die ganze Geschichte noch einmal umgedeutet wird. NICOLAS FREUND
Roberto Bolaño:
Telefongespräche. Erzählungen. Aus dem Spanischen von Christian Hansen. Fischer, Frankfurt am Main 2019. 240 Seiten, 10 Euro.
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Das Medium wird zur Wirklichkeit, alles ist Literatur und deshalb kann es sein, dass manchmal im letzten Satz die ganze Geschichte noch einmal umgedeutet wird. Nicolas Freund Süddeutsche Zeitung 20190205