Dem in Budapest geborenen und heute in Berlin lebenden Autor ist es in dieser Biografie sehr gut gelungen zu zeigen, wie der Mythos und die Faszination Gorbatschow im Westen immer mehr zunahm, im eigenen Land jedoch dramatisch abnahm.
Zum 80. Geburtstag von Michail Gorbatschow ist diese Biografie
erschienen. Der Autor führt den Leser anfänglich zurück in die 70er Jahre der Sowjetunion. Er zeigt…mehrDem in Budapest geborenen und heute in Berlin lebenden Autor ist es in dieser Biografie sehr gut gelungen zu zeigen, wie der Mythos und die Faszination Gorbatschow im Westen immer mehr zunahm, im eigenen Land jedoch dramatisch abnahm.
Zum 80. Geburtstag von Michail Gorbatschow ist diese Biografie erschienen. Der Autor führt den Leser anfänglich zurück in die 70er Jahre der Sowjetunion. Er zeigt uns einen nicht gerade auffälligen Parteifunktionär Gorbatschow, der dabei ist von der dritten in die zweite Linie der Funktionäre zu treten. Dalos zeigt aber auch, dass es für Gorbatschow schon damals nichts besonderes war eigenständig zu denken, was ihn widerum grundlegend von vielen anderen Funktionären unterschied.
György Dalos muss gut und viel recherchiert haben. Erfreulicherweise lebt diese Biografie von vielen Geschichten und Szenen, so wird beispielsweise das Telefonat zwischen Gorbatschow und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow wiedergegeben, das darüber entschied, dass der Menschenrechtler das Lager in Sibirien verlassen durfte und Moskau wieder betreten durfte. Gorbatschow ermöglichte Sacharow 1989 sogar eine Rede beim Volksdeputiertenkongress. Beinah symbolisch das Foto dazu, wie Sacharow begeistert seine Arme in die Höhe erhebt und Gorbatschow im Hintergrund zu sehen ist.
Bleibend ist natürlich Gorbatschows Verdienst, wie er sich verhielt als die Mauer immer mehr ins Wanken geriet und er nicht mit militärischer Präsenz oder Gewalt antwortete, sondern seinen berühmt gewordenen Satz: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." dagegengestellt hat.
Spätestens an dieser Stelle wurde seine politische Weitsicht spürbar. Für ihn war längst klar geworden, dass die Zeit in der ganze Völker mit Hilfe eines eisernen Volkes weggesperrt werden konnten vorbei war. In diesem Moment spätestens beginnt dann aber auch die besondere Tragik dieses bedeutenden Staatsmannes. So wie sein Ansehen im Westen wächst und Helmut Kohl ihn Michael nennen darf, so sinkt sein Ansehen im eigenen Land.
Dieses Buch trifft sehr gut die Person des Michail Gorbatschow. György Dalos hat eine würdige, sehr gute Biografie geschrieben.
Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu