Andrea Maria Schenkel
Audio-CD
Kalteis, 4 Audio-CDs
Ungekürzte Lesung. 317 Min.
Gesprochen von Bleibtreu, Monica
Nicht lieferbar
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Bestseller garantiert: Mindestens so spannend wie Tannöd!
München Ende der 30er Jahre: Süß und sehnsüchtig ist der Traum vom Glück in der großen Stadt auch Kathi träumt ihn und entflieht der Enge des dörflichen Lebens. Manch eine ist hier schon unter die Räder gekommen, aber sie wird es schon schaffen. Oder? Dunkelhaarig, kräftig und hübsch ist sie, wie die Frauen, die seit einiger Zeit in München und Umgebung spurlos
verschwinden. Der Teufel scheint auf dem Fahrrad unterwegs zu sein.
München Ende der 30er Jahre: Süß und sehnsüchtig ist der Traum vom Glück in der großen Stadt auch Kathi träumt ihn und entflieht der Enge des dörflichen Lebens. Manch eine ist hier schon unter die Räder gekommen, aber sie wird es schon schaffen. Oder? Dunkelhaarig, kräftig und hübsch ist sie, wie die Frauen, die seit einiger Zeit in München und Umgebung spurlos
verschwinden. Der Teufel scheint auf dem Fahrrad unterwegs zu sein.
Andrea Maria Schenkel, 1962 geboren, gilt als eine der renommiertesten Kriminalautorinnen Deutschlands. 2006 erschien ihr Debüt "Tannöd", mit dem sie großes Aufsehen erregte. Der Roman wurde 2007 mit dem Deutschen Krimi-Preis, dem Friedrich-Glauser-Preis und der Corine ausgezeichnet. 2008 folgte der renommierte Martin Beck Award für den besten internationalen Kriminalroman. Das Buch wurde in bislang 20 Sprachen übersetzt und fürs Kino verfilmt. Auch für ihr zweites Buch "Kalteis" bekam sie begeisterte Kritiken und erhielt 2008 erneut den Deutschen Krimi-Preis. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Regensburg.

© Classic Foto Regensburg
Produktdetails
- Verlag: Hörbuch Hamburg
- Anzahl: 3 Audio CDs
- Gesamtlaufzeit: 317 Min.
- Erscheinungstermin: August 2007
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783899034387
- Artikelnr.: 22845592
Herstellerkennzeichnung
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Dem Traum folgt kein Erwachen mehr
Nach ihrem Überraschungsbestseller "Tannöd" spürt Andrea Maria Schenkel in "Kalteis" einem neuen historischen Kriminalfall nach. Im München des Jahres 1938 geht ein Frauenmörder um. Der Nachfolgeroman beweist, dass die Autorin einen eigenen Ton gefunden hat.
Von Hannes Hintermeier
Nicht glauben konnte sie es, dass sie mit ihrem Debüt einen solchen Bestseller landen würde - so müsste man wohl schreiben, wenn man in der typischen Diktion Andrea Maria Schenkels über den großen Erfolg des Romans "Tannöd" sinnieren wollte. Denn die Autorin ist als Kehlmann-Verdrängerin in die jüngste Literaturgeschichte eingegangen, "Tannöd" hat "Die Vermessung der Welt" vom Platz eins der
Nach ihrem Überraschungsbestseller "Tannöd" spürt Andrea Maria Schenkel in "Kalteis" einem neuen historischen Kriminalfall nach. Im München des Jahres 1938 geht ein Frauenmörder um. Der Nachfolgeroman beweist, dass die Autorin einen eigenen Ton gefunden hat.
Von Hannes Hintermeier
Nicht glauben konnte sie es, dass sie mit ihrem Debüt einen solchen Bestseller landen würde - so müsste man wohl schreiben, wenn man in der typischen Diktion Andrea Maria Schenkels über den großen Erfolg des Romans "Tannöd" sinnieren wollte. Denn die Autorin ist als Kehlmann-Verdrängerin in die jüngste Literaturgeschichte eingegangen, "Tannöd" hat "Die Vermessung der Welt" vom Platz eins der
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"Spiegel"-Bestsellerliste geschoben. Zwanzig Monate nach Erscheinen ihres Romans, sieben Monate nach der Stürmung der Bestenlisten, zwei Preise und zweihunderttausend verkaufte Exemplare später macht sie sich jetzt mit einem zweiten Roman selbst Konkurrenz: "Kalteis", wiederum ein schlankes Buch, wieder bei der Edition Nautilus. Wieder ein historischer Kriminalfall, aber hoffentlich weniger geeignet, mit den Umständen seiner Recherche ins Zwielicht zu geraten, wie dies bei "Tannöd" der Fall war (F.A.Z. vom 2. Juni).
Sein Stoff ist ein Frauenmörder, der im Spätsommer 1938 in München umging: Mit dem Fahrrad streifte er umher, auf der Suche nach schönen jungen Frauen mit üppigen Hinterteilen. Immer bestialischer wurden seine Verbrechen, zum Schluss verstümmelte er seine Opfer bei lebendigem Leib. Johann Eichhorn machte Schlagzeilen; 1939 wurde er wegen vielfacher Vergewaltigung und Mord in einem Schnellverfahren verurteilt und hingerichtet. Es lag wohl in der Familie: Schon Eichhorns Großvater wurde als Frauenmörder verurteilt, kam allerdings mit Zuchthaus davon.
Bei Andrea Maria Schenkel heißt dieser Frauenmörder Josef Kalteis, und die Natur überkommt ihn wie den Woyzeck Büchners. Seine noch junge Ehe ist schon erloschen, er hat begonnen, seine Frau zu schlagen, die Kinder interessieren ihn nicht. Es fängt mit Übergriffen an, mit Grabschen. Dann würgt er seine Opfer, vergewaltigt sie, schließlich bleibt ihm dabei die erste "unter der Hand": Das heizt ihn weiter an, er wird zum Serienmörder.
Dies ist nun freilich ein Genre, dessen Varianten vollkommen ausgeschöpft sein dürften, bedenkt man die Romanflut angelsächsischer Provenienz, die seit gut fünfzehn Jahren den deutschen Markt überschwemmt. Schenkels Ansatz könnte nicht gegensätzlicher sein: Der Mörder interessiert sie nur am Rande, die Handlung auf einen Höhepunkt hinzutreiben auch nicht. Stattdessen komponiert sie - wie in "Tannöd" - eine Dramaturgie aus diversen erzählerischen Versatzstücken: Verhörprotokolle, Zeugenberichte in der Ich-Form, Erzählungen aus der Perspektive der Opfer und ihrer Angehörigen, mal im historischen Präsens, dann wieder im Imperfekt, nicht immer in der Zeitenfolge stimmig.
Krimi- oder Heimatliteratur?
Es regiert die Parataxe, die Satzordnung ist derjenigen der Umgangssprache angepasst. Die Figuren sprechen "restricted code" - wie es früher im Germanistikstudium hieß, das Andrea Maria Schenkel nicht absolvieren durfte, weil das ihrer Mutter nicht geheuer war. So kam sie zur Post und konnte ihre literarischen Ambitionen erst mit Anfang vierzig, als Hausfrau und Mutter dreier Kinder, ausleben. Ihr erzählerisches Verfahren beherrscht sie, sie hat einen eigenen Ton gefunden. Das große Lob, das man dem Debüt entgegenschleuderte, ist aber auch eine Bürde. Will sie denn überhaupt Kriminalliteratur schreiben? Eher nein. Heimatliteratur? Auch nicht.
Aber Trittsicherheit im abgebildeten Milieu wird man verlangen müssen, und hier gibt es im neuen Buch Schwachstellen. München, damals immerhin die fahnengeschmückte "Hauptstadt der Bewegung", bleibt merkwürdig blass und schematisch. Zwischen Tal und Wiesn, Ickstatt- und Lothringer Straße, Schäftlarn und Milbertshofen wird die Atmosphäre der dörflichen Großstadt mehr behauptet als in Details ausgearbeitet. Auch sprachlich verzichtet die Autorin auf Differenzierung. Die Erzählung bleibt im Hauptton einem sonderbaren Kunstbairisch treu, das zuletzt der Österreicher Wolf Haas künstlerisch weiter vorangetrieben hat. Diese überformte Umgangssprache wird aufgeladen mit Dialekteinsprengseln - etwa mit der gar nicht so geläufigen Nebenform "Tschamster" (statt "Tschamsterer" für Liebhaber, Hausfreund) - und mit Stilbrüchen: "Schnürsenkel", das "große Hallo", die "verdammte Lüge", "alle Zeit der Welt" sind jedenfalls Redewendungen, die nicht ins München des Jahres 1938 passen.
Gerda, Kuni, Herta, Erna, Marlis, Kathie. Junge Frauen vom Land und aus der Stadt, deren Aufbruch ins Leben Kalteis zerstört. Die einen hätten den Aufstieg ins Bürgertum geschafft, die anderen hätten sich nicht halten können, sie landen wie das Landei Kathie in der Gosse. Der immerwährende Traum von der großen Stadt, vom Leben in Freiheit jenseits der vermeintlichen dörflichen Enge, der wird im Fall Kathies ganz schnell zu einem Abrutschen ins Milieu der (Gelegenheits-) Prostitution.
Der Traum ist ausgeträumt, an seine Stelle müssen andere treten, und die führen geradewegs auf die schiefe Bahn des Kitsches. Etwa, wenn sich die Protagonistin ein ums andere Mal "kalt und leer" fühlt und sich in Tagträumen von Wolken und Fliegen verliert. Bei solchen Hinweisen ahnt man schon: Es geht jetzt gleich dahin mit der Kathie. Ihren Oktoberfest-Ausflug schildert sie so: "Geschaukelt bin ich. Geschaukelt bis hinauf in den Himmel. Noch ein bisschen und ich flieg hinein in die Wolken, wie ein Vogel hab ich gedacht. So leicht war mir. Natürlich weiß ich, dass das nicht geht. Aber wenn einer so hoch schaukelt, dann wird einem ganz leicht, und dann glaubt man wirklich, wenn auch nur für einen ganz kurzen Augenblick, für den Bruchteil einer Sekunde, einen Wimpernschlag, man würde fliegen. So leicht ist einem da ums Herz."
Es gibt keinen Ermittler, es gibt nur einen Fall. Der handelt von den Opfern, die nun nach siebzig Jahren ein literarisches Begräbnis dem Vergessen entreißt. Wie das arische Parteimitglied Kalteis zur Strecke gebracht wurde, erfahren wir nicht. Es spielt keine Rolle, denn die "geheime Reichssache" wird schon im Prolog vollstreckt: Der schildert die letzten Stationen vor der Hinrichtung durch das Fallbeil. Wie das Buch ausgeht, ist damit aber noch nicht gesagt.
- Andrea Maria Schenkel: "Kalteis". Roman. Edition Nautilus, Hamburg 2007. 152 S., br., 12,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sein Stoff ist ein Frauenmörder, der im Spätsommer 1938 in München umging: Mit dem Fahrrad streifte er umher, auf der Suche nach schönen jungen Frauen mit üppigen Hinterteilen. Immer bestialischer wurden seine Verbrechen, zum Schluss verstümmelte er seine Opfer bei lebendigem Leib. Johann Eichhorn machte Schlagzeilen; 1939 wurde er wegen vielfacher Vergewaltigung und Mord in einem Schnellverfahren verurteilt und hingerichtet. Es lag wohl in der Familie: Schon Eichhorns Großvater wurde als Frauenmörder verurteilt, kam allerdings mit Zuchthaus davon.
Bei Andrea Maria Schenkel heißt dieser Frauenmörder Josef Kalteis, und die Natur überkommt ihn wie den Woyzeck Büchners. Seine noch junge Ehe ist schon erloschen, er hat begonnen, seine Frau zu schlagen, die Kinder interessieren ihn nicht. Es fängt mit Übergriffen an, mit Grabschen. Dann würgt er seine Opfer, vergewaltigt sie, schließlich bleibt ihm dabei die erste "unter der Hand": Das heizt ihn weiter an, er wird zum Serienmörder.
Dies ist nun freilich ein Genre, dessen Varianten vollkommen ausgeschöpft sein dürften, bedenkt man die Romanflut angelsächsischer Provenienz, die seit gut fünfzehn Jahren den deutschen Markt überschwemmt. Schenkels Ansatz könnte nicht gegensätzlicher sein: Der Mörder interessiert sie nur am Rande, die Handlung auf einen Höhepunkt hinzutreiben auch nicht. Stattdessen komponiert sie - wie in "Tannöd" - eine Dramaturgie aus diversen erzählerischen Versatzstücken: Verhörprotokolle, Zeugenberichte in der Ich-Form, Erzählungen aus der Perspektive der Opfer und ihrer Angehörigen, mal im historischen Präsens, dann wieder im Imperfekt, nicht immer in der Zeitenfolge stimmig.
Krimi- oder Heimatliteratur?
Es regiert die Parataxe, die Satzordnung ist derjenigen der Umgangssprache angepasst. Die Figuren sprechen "restricted code" - wie es früher im Germanistikstudium hieß, das Andrea Maria Schenkel nicht absolvieren durfte, weil das ihrer Mutter nicht geheuer war. So kam sie zur Post und konnte ihre literarischen Ambitionen erst mit Anfang vierzig, als Hausfrau und Mutter dreier Kinder, ausleben. Ihr erzählerisches Verfahren beherrscht sie, sie hat einen eigenen Ton gefunden. Das große Lob, das man dem Debüt entgegenschleuderte, ist aber auch eine Bürde. Will sie denn überhaupt Kriminalliteratur schreiben? Eher nein. Heimatliteratur? Auch nicht.
Aber Trittsicherheit im abgebildeten Milieu wird man verlangen müssen, und hier gibt es im neuen Buch Schwachstellen. München, damals immerhin die fahnengeschmückte "Hauptstadt der Bewegung", bleibt merkwürdig blass und schematisch. Zwischen Tal und Wiesn, Ickstatt- und Lothringer Straße, Schäftlarn und Milbertshofen wird die Atmosphäre der dörflichen Großstadt mehr behauptet als in Details ausgearbeitet. Auch sprachlich verzichtet die Autorin auf Differenzierung. Die Erzählung bleibt im Hauptton einem sonderbaren Kunstbairisch treu, das zuletzt der Österreicher Wolf Haas künstlerisch weiter vorangetrieben hat. Diese überformte Umgangssprache wird aufgeladen mit Dialekteinsprengseln - etwa mit der gar nicht so geläufigen Nebenform "Tschamster" (statt "Tschamsterer" für Liebhaber, Hausfreund) - und mit Stilbrüchen: "Schnürsenkel", das "große Hallo", die "verdammte Lüge", "alle Zeit der Welt" sind jedenfalls Redewendungen, die nicht ins München des Jahres 1938 passen.
Gerda, Kuni, Herta, Erna, Marlis, Kathie. Junge Frauen vom Land und aus der Stadt, deren Aufbruch ins Leben Kalteis zerstört. Die einen hätten den Aufstieg ins Bürgertum geschafft, die anderen hätten sich nicht halten können, sie landen wie das Landei Kathie in der Gosse. Der immerwährende Traum von der großen Stadt, vom Leben in Freiheit jenseits der vermeintlichen dörflichen Enge, der wird im Fall Kathies ganz schnell zu einem Abrutschen ins Milieu der (Gelegenheits-) Prostitution.
Der Traum ist ausgeträumt, an seine Stelle müssen andere treten, und die führen geradewegs auf die schiefe Bahn des Kitsches. Etwa, wenn sich die Protagonistin ein ums andere Mal "kalt und leer" fühlt und sich in Tagträumen von Wolken und Fliegen verliert. Bei solchen Hinweisen ahnt man schon: Es geht jetzt gleich dahin mit der Kathie. Ihren Oktoberfest-Ausflug schildert sie so: "Geschaukelt bin ich. Geschaukelt bis hinauf in den Himmel. Noch ein bisschen und ich flieg hinein in die Wolken, wie ein Vogel hab ich gedacht. So leicht war mir. Natürlich weiß ich, dass das nicht geht. Aber wenn einer so hoch schaukelt, dann wird einem ganz leicht, und dann glaubt man wirklich, wenn auch nur für einen ganz kurzen Augenblick, für den Bruchteil einer Sekunde, einen Wimpernschlag, man würde fliegen. So leicht ist einem da ums Herz."
Es gibt keinen Ermittler, es gibt nur einen Fall. Der handelt von den Opfern, die nun nach siebzig Jahren ein literarisches Begräbnis dem Vergessen entreißt. Wie das arische Parteimitglied Kalteis zur Strecke gebracht wurde, erfahren wir nicht. Es spielt keine Rolle, denn die "geheime Reichssache" wird schon im Prolog vollstreckt: Der schildert die letzten Stationen vor der Hinrichtung durch das Fallbeil. Wie das Buch ausgeht, ist damit aber noch nicht gesagt.
- Andrea Maria Schenkel: "Kalteis". Roman. Edition Nautilus, Hamburg 2007. 152 S., br., 12,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Broschiertes Buch
Das Buch befasst sich mit wahren Fällen, die sich in den 30 er Jahren in München ereignet haben. Ein perverser Triebtäter ermordet mehrere junge Frauen und wird dafür hingerichtet.
Der Aufbau des Romans entsteht durch sich abwechselnde Kapitel über verschiedene Frauen, …
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Das Buch befasst sich mit wahren Fällen, die sich in den 30 er Jahren in München ereignet haben. Ein perverser Triebtäter ermordet mehrere junge Frauen und wird dafür hingerichtet.
Der Aufbau des Romans entsteht durch sich abwechselnde Kapitel über verschiedene Frauen, verschiedenen Teilen der Vernehmung des Täters Kalteis, Beschreibungen seiner Frau Walburga und mehreren Teilen über das Mädchen Kathie. Das ist erst ein wenig verwirrend, später jedoch erklärt jedes Kapitel die furchtbare Person Kalteis ein wenig mehr.
Gesprochen wird in einer einfachen knappen Sprache mit eigentümlichem Satzbau, ein wenig Bayrisch wirkend. Diese Sprachwahl macht die Charaktere sehr authentisch, aber auch alle sehr ähnlich und daher auch austauschbar.
Der Mörder ist von Anfang an bekannt, aber trotzdem liest man dieses Buch in einer unheimlichen Spannung.
Kathie, das naive aber nicht unschuldige Mädchen vom Lande, ist die einzige Frau, deren Geschichte den Leser durch das ganze Buch hindurch begleitet.
Schenkel widmete allen anderen "Opfern" immer nur kurze Kapitel, die mit ihrer Ermordung endeten.
"Wie viele denn noch?" So fragte ich mich während des Lesens. Und genau das macht den grausam fesselnden Reiz dieses Romans aus. Man wird fast gezwungen, zu Ende zu lesen, um
diesen Morden ein Ende zu bereiten.
Ein absolut fesselnder Psychothriller, mit Gruseleffekt und intelligent gelöstem Aufbau der Spannung und Handlung.
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Bin absolut begeistert! Ich hatte angefangen, mich durch "Tannöd" zu quälen, und habe enttäuscht aufgegeben, ich wusste nicht, was die Leute an diesem Buch so toll fanden. Aber "Kalteis" ist soviel dichter und soviel näher am normalen Leben dran, beschreibt …
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Bin absolut begeistert! Ich hatte angefangen, mich durch "Tannöd" zu quälen, und habe enttäuscht aufgegeben, ich wusste nicht, was die Leute an diesem Buch so toll fanden. Aber "Kalteis" ist soviel dichter und soviel näher am normalen Leben dran, beschreibt Menschen mit nachvollziehbaren Sehnsüchten und Ängsten. Die Erzähltechnik ist gleich geblieben, die Autorin erspart einem auch allzu große Brutalitäten; nur betrifft es einen jetzt viel stärker. Ich empfehle jedem: Lies "Kalteis"!
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Antworten 5 von 10 finden diese Rezension hilfreich
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Leider springt die Autorin nicht nur ständig von einem Schauplatz zum anderen sondern auch noch in der Zeit hin und her. Gut dass das Buch nur 186 Seiten hat, sonst hätte ich es wahrscheinlich nicht zu Ende gelesen.
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„Immer wieder wollte ich es haben, in einem Rausch war ich, nicht mehr ich selbst war ich, danach habe ich mich immer geschämt, aber nach einiger Zeit war das vergessen und ich bin wieder los. Wie ein wildes Tier, das ist der Trieb, ich bin wieder los … immer …
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„Immer wieder wollte ich es haben, in einem Rausch war ich, nicht mehr ich selbst war ich, danach habe ich mich immer geschämt, aber nach einiger Zeit war das vergessen und ich bin wieder los. Wie ein wildes Tier, das ist der Trieb, ich bin wieder los … immer wieder.“
München, Ende der 30er Jahre. Ein Serienmörder hat dafür gesorgt, dass immer wieder junge, hübsche Frauen spurlos verschwunden sind. Frauen wie Kathie, die mit großen Träumen von einem besseren Leben vom Land in die große Stadt gezogen ist.
Zu Beginn des Buches ist der Täter bereits inhaftiert, verurteilt und seine Hinrichtung steht bevor. Eine öffentliche Bekanntmachung ist unerwünscht, denn der Täter ist ein guter Deutscher, ein Arier, Mitglied der NSDAP und „jeder Schaden, der dem Ansehen der Partei und der nationalsozialistischen Bewegung entstehen könnte, (ist) zu vermeiden.“
In zahlreichen Rückblenden erleben wir die Verhöre des Täters Josef Kalteis und die Geschichte der Opfer. Die Verhöre zeichnen sich dadurch aus, dass nur die Antworten von Kalteis aufgeführt sind, die dazugehörenden Fragen aber fehlen. Diese fehlen aber überhaupt nicht, man kann aus den Antworten leicht schließen, wonach gefragt wurde. Aber durch die konsequente Aneinanderreihung seiner Aussagen werden die Widersprüche, in die er sich verwickelt, nur umso deutlicher. Eine besondere Brisanz haben die Verhörprotokolle, da man als Leser ja schon weiß, dass er schuldig ist. Da man bereits weiß, worauf alles hinausläuft. Wenn ich unter diesen Voraussetzungen lese, wie er begeistert schildert, wie gerne er beim Schweineschlachten hilft und die einzelnen Abläufe detailliert beschreibt, dabei auch noch zugibt, wie toll er es findet, wenn er die Angst bei dem Tier wahrnimmt, dann läuft mir ein Schauer den Rücken hinunter. Zumal er einige dieser Abläufe präzise wiederholen wird, aber dann nicht an einem Schwein.
Und dann die Geschichten der diversen Mädchen… Man lernt ein Mädchen kennen, erfährt, wie es dazu kam, dass sie an dem Abend, der ihr letzter werden soll, alleine nach Hause fährt und nicht in Begleitung – und die ganze Zeit weiß man, dass dies alles auf ihre Ermordung hinausläuft. Diese vorweggenommene Spannung finde ich toll! Besagtes Ende gestaltet sich unterschiedlich. Bei dem einen Mädchen erfährt man nur, dass sie verschwunden ist, vermisst gemeldet wurde. Bei einem anderen wird die Tat einschließlich einer fiesen Verstümmelung detailliert geschildert. So weiß man auch, was mit den anderen geschah. Schlimm, dann eine Mutter bei der Suche nach ihrer vermissten Tochter zu erleben!
Ganz besonders intensiv lernen wie Kathie kennen. In Rückblenden begleiten wir sie bis zu ihrer Kindheit. Mit großen Träumen und Wünschen kam sie vom Land nach München, hoffte, dass hier ihr Leben eine entscheidende Wendung zum Besseren erfährt. Und natürlich träumt sie von einem Mann, einem Traumprinzen. Ein gutgläubiges, unerfahrenes, einfaches Opfer!
Unterstützt wird alles durch eine konsequent einfach gehaltene Sprache. Kurze, abgehackte Sätze. Dialekt und falsche Grammatik. Nicht immer einfach zu lesen, aber dadurch traten mir die einzelnen Personen nur umso deutlicher vor Augen. Einfache Menschen, ohne große Bildung. Auch bei Josef Kalteis muss ich ein gehöriges Maß an geistiger Armut einräumen. Heute würde man so einem Menschen mindestens verminderte Schuldfähigkeit wenn nicht gar Unzurechnungsfähigkeit attestieren und ihn in eine psychiatrische Anstalt einweisen. Aber dies hätte ja dem Ansehen der Partei Schaden zufügen können…
Der Roman basiert auf einem historischen Kriminalfall. Der Quellennachweis verweist unter anderem auf Vernehmungsprotokolle der Polizeidirektion München aus den Jahren 1930-1939. Das Buch ist sehr kurz (nur 187 Seiten), was ich an sich bedauerlich finde. Aber so kann man es „mal eben“ schnell zwischendurch lesen – mir hat es heute netterweise eine lange Wartezeit beim Orthopäden vertrieben.
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Nach Tannöd eine herbe Enttäuschung: Ein recht mühsames Geschreibsel.
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