Der Engländer Alec Delany gerät mit 17 Jahren unverschuldet in die Fänge der indischen Justiz. 10 Jahre seines Lebens verbringt er unter unmenschlichen Bedingungen in einem Gefängnis in Kalkutta und steht nach seiner Entlassung vor dem Nichts. Einige Jahre später führt ihn sein Schicksal nach
London, wo er auf Lady Helena Ashington trifft, die Tochter des Mannes, der damals die Strafe über ihn…mehrDer Engländer Alec Delany gerät mit 17 Jahren unverschuldet in die Fänge der indischen Justiz. 10 Jahre seines Lebens verbringt er unter unmenschlichen Bedingungen in einem Gefängnis in Kalkutta und steht nach seiner Entlassung vor dem Nichts. Einige Jahre später führt ihn sein Schicksal nach London, wo er auf Lady Helena Ashington trifft, die Tochter des Mannes, der damals die Strafe über ihn verhängt hat.
Anders als der Klappentext suggeriert, geht es nun weniger um Alec’s Rache, sondern um seine Beziehung zu Helena, die auch unter anderen Umständen unter keinem guten Stern stünde. Helena ist als Frau des viktorianischen Zeitalters und Dame von Stand völlig dem Willen ihres herrischen Vaters unterworfen, der für seinen guten Ruf über Leichen geht. Eine Beziehung zu Alec ist eigentlich unvorstellbar, besonders als Helena den selbstverliebten und gewalttätigen Matthew heiraten muss. Dennoch kommt sie nicht von Alec los, der sich seinerseits stark von der schönen jungen Frau angezogen fühlt…
Gleich zu Beginn werden auf wenigen Seiten sehr viele Personen eingeführt, so dass man hier etwas konzentrierter lesen muss, um einen Überblick über die Familienverhältnisse zu bekommen. Anschließend liest sich das Buch aufgrund der angenehmen, einfachen Sprache der Autorin jedoch sehr flüssig. Bildhafte Beschreibungen versetzen den Leser in die Szenerie; die strenge, prüde Atmosphäre der damaligen Zeit wird sehr anschaulich geschildert. Einzig die teils häufigen Wiederholungen bestimmter Formulierungen empfand ich – auf der sprachlichen Ebene - als etwas störend.
Die Figuren sind klar gezeichnet und agieren zumeist glaubwürdig. Obwohl ihr Charakter nicht durchweg vielschichtig ist, wecken sie durchaus Emotionen – wenn auch nicht immer positiver Art. Selbst Personen, von denen man es erwartet hätte, bleiben nicht dauerhaft Sympathieträger.
Die Handlung ist spannend und folgt durchgehend einem roten Faden. Dabei wird jedoch nicht das Schicksal etlicher Nebenfiguren vergessen, was die Geschichte noch lebendiger macht.
Leider kommt die versprochene Exotik Indiens jedoch viel zu kurz. Zu 90 % spielt das Buch in London. Erst zum Ende hin kommen häufigere Szenenwechsel zwischen England und Kalkutta, was die Geschichte wieder ein wenig auffrischt, denn das ständige Hin und Her zwischen Helena und ihrem Ehemann und ihr und Alec ist im Mittelteil auf die Dauer etwas zermürbend.
Dafür nimmt das Buch im letzten Drittel gehörig an Fahrt auf. Ein bewegender Schicksalsschlag folgt dem nächsten und nicht selten war ich über die ein oder andere Wendung erstaunt. Auch das Ende bietet – in seiner Gesamtbetrachtung – noch eine Überraschung, kam allerdings etwas schnell.
FAZIT: Eine netter historischer Schmöker mit viel Liebe, Tragik und vor allem einer authentischen Darstellung des Lebens im goldenen Käfig.