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Georg Christoph Lichtenberg spottet und rühmt, mahnt und klagt, liebt und genießt, glaubt und zweifelt, empört und begeistert sich. Nichts und niemand ist ihm zu groß oder zu gering. Der Mann, der seinen Pantoffeln und einem Ofen Namen gibt, verkehrt und korrespondiert mit den Großen seiner Zeit. Er hat sich nichts vormachen lassen und war seiner Zeit weit voraus. In seinen Sudelbüchern, Briefen und Tagebuchnotizen hat er uns geistreiche und ironische Aphorismen für alle Lebenslagen hinterlassen.
Die schönsten und prägnantesten Gedanken hat Inge Traxler für diesen Band ausgewählt. Hans Traxler hat sie auf seine Weise interpretiert.
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Produktbeschreibung
Georg Christoph Lichtenberg spottet und rühmt, mahnt und klagt, liebt und genießt, glaubt und zweifelt, empört und begeistert sich. Nichts und niemand ist ihm zu groß oder zu gering. Der Mann, der seinen Pantoffeln und einem Ofen Namen gibt, verkehrt und korrespondiert mit den Großen seiner Zeit. Er hat sich nichts vormachen lassen und war seiner Zeit weit voraus. In seinen Sudelbüchern, Briefen und Tagebuchnotizen hat er uns geistreiche und ironische Aphorismen für alle Lebenslagen hinterlassen.

Die schönsten und prägnantesten Gedanken hat Inge Traxler für diesen Band ausgewählt. Hans Traxler hat sie auf seine Weise interpretiert.
Autorenporträt
Hans Traxler, 1929 in Herrlich, einem Dorf in Nordböhmen, geboren, ist Maler, Illustrator und Autor und war langjähriger Mitarbeiter der Satirezeitschriften Pardon und Titanic. Er wurde mit vielen Preisen für sein Lebenswerk ausgezeichnet, u. a. 2015 mit dem Wilhelm-Busch-Preis und zuletzt mit dem Sondermann-Preis 2017.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.04.2017

Unser Furchtableiter

Sie ist wie Lichtenberg in Darmstadt aufgewachsen, er teilt im Zeichnen den Witz des Meisters der Aphorismen: Hans Traxler und seine Frau Inge haben ein Buch über Georg Christoph Lichtenberg zusammengestellt.

Von Konstanze Crüwell

Erwartungsgemäß irrte Johann Wolfgang Goethe auch nicht, als er in seinen "Maximen und Reflexionen" die Schriften von Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) ausdrücklich lobte, die uns als "wunderbarste Wünschelrute" dienen könnten: "Wo er einen Spaß macht, liegt ein Problem verborgen." Gefallen hätte Goethe aufgrund dieser Erkenntnis vermutlich auch Hans Traxlers Zeichnung mit dem einsamen Indianer am Ufer, der ein vollbesetztes großes Schiff direkt auf sich zufahren sieht, mit Columbus ganz vorne am Bug: ein bewegendes Bild zu Lichtenbergs Aphorismus "Der Amerikaner, der den Columbus zuerst entdeckte, machte eine böse Entdeckung."

Viele schöne, kluge und witzige Texte des in Ober-Ramstadt bei Darmstadt geborenen Göttinger Professors haben Inge und Hans Traxler in ihrem so vergnüglich bebilderten Buch "Unser Lichtenberg" versammelt. Und in diesem jüngst erschienenen Band der Insel-Bücherei ist erfreulicherweise auch Lichtenbergs selbstironische Auskunft zu finden: "Er hatte seinen beiden Pantoffeln Namen gegeben." Der rechte seiner roten Schlappen wurde "Robespierre" und der linke Schlappen "Marat" genannt, wie auf Traxlers amüsanter Zeichnung zu sehen ist. Die zeigt aber auch, dass die Aura jener Revolutionäre leider gar keine Wirkung auf Lichtenbergs Gemütszustand ausübte. Denn er starrt nur schreckensbleich auf eine winzig kleine Maus, die ihm vor seinem Bett auflauert.

Erstaunlich ist die heute noch oft treffsichere Aktualität seiner Einsichten. Und nur zustimmen kann man diesem Aphorismus: "Die feinste Satire ist unstreitig die, deren Spott mit so wenig Bosheit und so vieler Überzeugung verbunden ist, dass er selbst diejenigen zum Lächeln nötigt, die er trifft." Ob Lichtenberg damit vielleicht schon vorausschauend die innere Haltung eines ebenso zeitkritischen wie menschenfreundlichen Zeichners wie Hans Traxler beschrieben hat? Möglich wäre es. Zu sehen ist sie etwa in seiner Zeichnung zu Lichtenbergs Aphorismus "Nach einem dreißigjährigen Krieg mit sich selbst kam es endlich zu einem Vergleich, aber die Zeit war verloren". Erst durch Traxlers Bild wird er verständlich, auf dem sich eine dicke alte Frau betrübt im Spiegel ansieht. Und daneben liest man, was sie alles versucht hat, um jünger und glücklicher zu werden: Qi Gong, Urschrei, Baghwan, Familienaufstellung, Partnertausch, "Rudi" und noch vieles mehr. In der Regel sind Lichtenbergs Bemerkungen aber unmittelbar einleuchtend und oft zeitlos gültig. "Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt", zum Beispiel. Oder: "Anstatt einander zu genießen, brachten wir die Zeit mit größtenteils vergeblichen Bemühungen zu, klüger zu scheinen, als wir wirklich waren." Und während heute "I met God she's black" auf T-Shirts steht, hatte Lichtenberg vor mehr als zwei Jahrhunderten "Mutter unser, die du bist im Himmel" formuliert. Zu diesem Satz hat Hans Traxler die Zeichnung einer anmutigen Hasenmutter geschaffen.

Unter dem Titel "Der Furchtableiter" hat Inge Traxler, die wie Lichtenberg, allerdings 200 Jahre später, in Darmstadt geboren wurde, als Herausgeberin des Bandes neben den bebilderten Aphorismen Texte und Briefe Lichtenbergs aufgenommen. Und in ihrem lesenswerten Nachwort erfahren wir, dass Lichtenberg 1780 die Göttinger verstörte, als er in ihrer Stadt den ersten Blitzableiter auf seinem Gartenhaus installieren ließ und ihn insgeheim als "Furchtableiter" bezeichnete. In seinen Sudelbüchern, Briefen und Tagebüchern habe er uns viele weitere Furchtableiter hinterlassen, von Krankheit und Tod, falschem Stolz und vorschnellem Urteil, schreibt sie. Der Professor der Philosophie, der Experimentalphysiker, Astronom, Elektrizitäts- und Luftfahrtforscher sei stets auf der Höhe der Zeit gewesen oder ihr vielmehr noch heute weit voraus. Dazu zitiert sie Lichtenbergs immer noch aktuellen Satz: "Ist es nicht abscheulich, dass sich der Mensch gewöhnt hat, Dinge zur Nahrung oder zur Befriedigung seiner Leckerhaftigkeit zu wählen, die von seiner eigenen Gartenmauer an gerechnet ein paar tausend Meilen entfernt wachsen?" Auch die heutigen "Helikopter-Eltern" hat Lichtenberg längst vorausgesehen: "Es gibt heutzutage so viele Genies, dass man recht froh sein soll, wenn einem einmal der Himmel ein Kind beschert, das keines ist."

"Unser Lichtenberg". Herausgegeben von Inge Traxler, Bilder von Hans Traxler, Insel Verlag, Berlin 2017 (Insel-Bücherei 1434), 98 S., 14 Euro

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»Die in diesem schmalen Bändchen aus der Insel-Bücherei versammelten Aphorismen liefern einen schönen kleinen Querschnitt aus dem umfangreichen Werk Georg Christoph Lichtenbergs ... « Kulturbuchtipps 20170511