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Sibylle Berg ist in Jerusalem, Familienbesuche. Draußen gehen die Böller los. Aber Böller zu Silvester gibt es nicht in Israel. Schreiende Menschen auf den Straßen. Was sich unter dem Balkon abspielt, ist kein Fest, es ist ein Anschlag. Sibylle Berg ist viel gereist und hat darüber viel geschrieben. Jetzt ist der Spaß vorbei. Wollen wir wirklich in einer Welt herumfahren, wo direkt neben den Tourismus-Spektakeln die Armut auf der Straße sitzt und die Bomben fliegen?

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Produktbeschreibung
Sibylle Berg ist in Jerusalem, Familienbesuche. Draußen gehen die Böller los. Aber Böller zu Silvester gibt es nicht in Israel. Schreiende Menschen auf den Straßen. Was sich unter dem Balkon abspielt, ist kein Fest, es ist ein Anschlag. Sibylle Berg ist viel gereist und hat darüber viel geschrieben. Jetzt ist der Spaß vorbei. Wollen wir wirklich in einer Welt herumfahren, wo direkt neben den Tourismus-Spektakeln die Armut auf der Straße sitzt und die Bomben fliegen?
Autorenporträt
Sprecherin: Katja Riemann ist eine der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen. Als Hörbuchsprecherin überzeugt sie mit ihren mitreißenden und klugen Interpretationen große wie kleine Hörer.
Trackliste
CD 1
1Wunderbare Jahre - Als Wir Noch Die Welt Bereisten00:03:07
2Krieg. Zum Glück: weit weg. Kosovo (aber irgendwie auch Mazedonien), 15. April 199900:03:28
3Krieg. Zum Glück: weit weg. Kosovo (aber irgendwie auch Mazedonien), 15. April 199900:04:14
4Krieg. Zum Glück: weit weg. Kosovo (aber irgendwie auch Mazedonien), 15. April 199900:03:37
5Krieg. Zum Glück: weit weg. Kosovo (aber irgendwie auch Mazedonien), 15. April 199900:04:21
6Krieg. Zum Glück: weit weg. Kosovo (aber irgendwie auch Mazedonien), 15. April 199900:03:57
7Bedroht durch Gesäße. Thailand, 23. Januar 200900:03:31
8Bedroht durch Gesäße. Thailand, 23. Januar 200900:03:19
9Bedroht durch Gesäße. Thailand, 23. Januar 200900:04:44
10Im Wunderland der Gardinenkleider. Bayreuth, 31. Dezember 200400:04:25
11Im Wunderland der Gardinenkleider. Bayreuth, 31. Dezember 200400:03:36
12Im Wunderland der Gardinenkleider. Bayreuth, 31. Dezember 200400:04:27
13Die Freunde hinter den Bergen. Wallis, Dezember 201400:04:29
14Die Freunde hinter den Bergen. Wallis, Dezember 201400:01:45
15Irgendwie Hochzeitsgast. London, 1. Juli 201100:04:05
16Irgendwie Hochzeitsgast. London, 1. Juli 201100:03:02
17Irgendwie Hochzeitsgast. London, 1. Juli 201100:04:45
18Das Totenschiff. Meer, 3. August 201200:03:12
19Das Totenschiff. Meer, 3. August 201200:05:08
20Das Totenschiff. Meer, 3. August 201200:04:05
CD 2
1Das Totenschiff. Meer, 3. August 201200:03:07
2Das Totenschiff. Meer, 3. August 201200:05:08
3Das Totenschiff. Meer, 3. August 201200:04:40
4Selber schuld! Mergui Archipel, 27. Februar 200200:05:13
5Selber schuld! Mergui Archipel, 27. Februar 200200:03:26
6Italien. Eins. Und ein wunderbarer Film. Bellagio, 3. November 200500:04:36
7Italien. Eins. Und ein wunderbarer Film. Bellagio, 3. November 200500:03:37
8Italien. Eins. Und ein wunderbarer Film. Bellagio, 3. November 200500:04:44
9Italien. Eins. Und ein wunderbarer Film. Bellagio, 3. November 200500:04:44
10Afrika für Feiglinge. Südafrika, 22. Dezember 201400:04:14
11Afrika für Feiglinge. Südafrika, 22. Dezember 201400:04:34
12Afrika für Feiglinge. Südafrika, 22. Dezember 201400:04:29
13Afrika für Feiglinge. Südafrika, 22. Dezember 201400:04:23
14Afrika für Feiglinge. Südafrika, 22. Dezember 201400:04:56
15Afrika für Feiglinge. Südafrika, 22. Dezember 201400:02:23
16Verschwende deine Schönheit, Wien! 19. Juli 201300:04:21
17Verschwende deine Schönheit, Wien! 19. Juli 201300:03:52
18Verschwende deine Schönheit, Wien! 19. Juli 201300:04:16
19Das ist der Norden. Hier wohnt der Freak! Israel 201300:02:37
20Das ist der Norden. Hier wohnt der Freak! Israel 201300:04:28
CD 3
1Das ist der Norden. Hier wohnt der Freak! Israel 201300:04:41
2Das ist der Norden. Hier wohnt der Freak! Israel 201300:04:32
3Das ist der Norden. Hier wohnt der Freak! Israel 201300:04:27
4Das ist der Norden. Hier wohnt der Freak! Israel 201300:03:51
5Das ist der Norden. Hier wohnt der Freak! Israel 201300:03:43
6Das ist der Norden. Hier wohnt der Freak! Israel 201300:04:30
7Das ist der Norden. Hier wohnt der Freak! Israel 201300:04:41
8Und wieder ein Traum weniger. Los Angeles, 10. Juli 200600:04:10
9Und wieder ein Traum weniger. Los Angeles, 10. Juli 200600:04:23
10Und wieder ein Traum weniger. Los Angeles, 10. Juli 200600:03:48
11Und wieder ein Traum weniger. Los Angeles, 10. Juli 200600:05:03
12Und wieder ein Traum weniger. Los Angeles, 10. Juli 200600:03:29
13Und wieder ein Traum weniger. Los Angeles, 10. Juli 200600:03:24
14Und wieder ein Traum weniger. Los Angeles, 10. Juli 200600:02:16
15Mein Leben als Hund. Bangladesch, 24. März 199400:03:59
16Mein Leben als Hund. Bangladesch, 24. März 199400:04:40
17Mein Leben als Hund. Bangladesch, 24. März 199400:04:18
18Mein Leben als Hund. Bangladesch, 24. März 199400:04:13
19Mein Leben als Hund. Bangladesch, 24. März 199400:04:23
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Katja Riemanns Stimme ist perfekt für Texte von Sybille Berg. Weil sie hart werden kann für den Spott, scharf für die schneidenden Wahrheiten, zerbrechlich für die Schönheit und Melancholie. Sie ist warm, stark, schön. Berg versammelt Essays und Reisebeschreibungen aus den letzten Jahrzehnten. Ein Flüchtlingslager im Kosovo, Ende der 1990er. Liebeskummer auf einem Frachter zwischen Hongkong und Amerika. Cannes während des Festivals, Bayreuth, streng und stumpf. Weimar, seine lähmende Beschaulichkeit. Sich verkaufen und Freunde finden in L.A. Sie beobachtet genau und spitzt zu - bis ins Absurde, bis es wahr ist. Jedem Text ist ein Postscriptum hinzugefügt: Aufzählungen von Unglücken, Terroranschlägen, Reisewarnungen. Das suggeriert, dass die Welt schlechter geworden sei, bedrohlicher, aber eigentlich ist Berg zu klug, um dieser Illusion zu erliegen. Geht es um die Angst, die zugenommen hat? Um etwas ganz anderes? Vielleicht hat sich die Welt weit weniger verändert als der Blick der Autorin. "Die Schönheit macht nichts mehr mit mir", schreibt sie, "das Meer ist nur Wasser. Die Erinnerung, das einzig Lebendige, Trauer um die Zeit, in der alles Aufregung war."

© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2016

Man reist,
um
jammern
zu
können
Sibylle Berg rafft
sich auf,
die Welt zu sehen
und schrecklich
zu finden
– und zwischendurch
einen Schimmer
von Glück
zu erleben
Früher war alles besser. Vor allem das Reisen. Laut alten Berichten ungefähr so: Freundliche Beduinen brieten ein Schaf, wenn Gäste aus dem Okzident kamen, und die Gemeinschaft feierte zu den Klängen einer Schalmei. Die Welt war rau und noch nicht von Satelliten vermessen. Und man musste nicht vor den Toren des Petersdoms wie am Flughafen darauf warten, komplett durchleuchtet zu werden, bevor man Einlass erhält.
  Und doch weiß man, dass Nostalgie nie die ganze Wahrheit ist. Es erstaunt deshalb, dass ausgerechnet Sibylle Berg ein nostalgisches Buch über das Reisen geschrieben haben soll. Diese menschenfreundliche Realistin, die sich jede Woche in ihrer Kolumne für Spiegel Online wieder dazu aufraffen zu müssen scheint, sich über die Welt zu wundern. „Wunderbare Jahre“ heißt dieses Buch. Im Untertitel: „Als wir noch die Welt bereisten.“ Der Klappentext behauptet, der Strand sei längst „zur Kampfzone geworden“.
  Dieser Band versammelt Reisetexte, die Berg an anderer Stelle bereits veröffentlicht hat. Für die Buchausgabe hat sie sie überarbeitet und neu arrangiert sowie, das ist der Clou, jeweils mit einem Postscriptum versehen, das nüchtern in Nachrichtensprache zusammenfasst, was seit der Erstveröffentlichung an den bereisten Orten passiert ist: Unterdrückung, Umweltkatastrophen, Kriege, Terroranschläge. Nichts Gutes.
  Die Sache ist nur: Auch in Sibylle Bergs Reportagen, den Selbsterfahrungsberichten und fiktionalen Texten, geht es um Unterdrückung, um Umweltkatastrophen, Kriege und Terroranschläge. Sibylle Bergs Reisen waren niemals nur wunderbar. Außer vielleicht jene eine nach Italien, als sie, frisch verliebt, zum ersten Mal in einem schönen Hotel wohnte. Das ahnt man schon, wenn man liest, wo sie so unterwegs war: im Kosovo nämlich, und zwar während des Kriegs. In einem Inselarchipel vor Myanmar, wo ein paar Rebellenjungs lange mit sich zu ringen scheinen, bis sie Berg und ihren Dolmetscher dann doch am Leben lassen. „So ist das also“, schreibt sie da, „worüber man ab und an einen Vierzeiler in der Presse liest. Touristen als Geiseln genommen, zu Tode gekommen. Und die das lesen, denken: Selber schuld.“ Oder in Südafrika, wo sich hinter hübschen Weinbergen hässliche Reste der Apartheid, große Armut und unfassbare Kriminalität verbergen. Nicht einmal in Wien und Cannes ist alles schön, wenn es Sibylle Berg ist, die reist und beschreibt: Ständig scheint Regen ans Fenster ihres ärmlichen Hotelzimmers zu schlagen, obwohl das Wetter in Wahrheit trocken ist, nur grau, und die Menschen sind alt und garstig. In Cannes kommt man entweder nicht rein in die Villa mit der Filmfestival-Party, für die George Clooney angekündigt ist. Oder, denn Sibylle Berg kommt rein, es ist so: „98 % Produzenten, Verleiher, Investoren, 1 % Journalisten, und 1 einziger George Clooney. Der sitzt auf dem Sofa und lächelt. Alle trinken ein Glas Champagner und lächeln, tun so, als ob sie George Clooney auf dem Sofa nicht sähen“. Glamour? Fehlanzeige. Vielmehr: Alles zutiefst enttäuschend, aber zum Glück auch immer gesprenkelt mit kleinen Schimmern von Schönheit, die inmitten von Schrecklichkeit Trost spenden.
  In Brasilien zum Beispiel. Sibylle Berg reist in den Dschungel. Dorthin, wo die, die nichts mehr zu verlieren haben, in altertümlichen Minen nach Gold schürfen, auf einen Kiloklumpen hoffen, aber immer nur Goldstaub finden. Auf dem Weg zu einem Goldgräberlager lernt Berg eine junge Frau kennen, freundet sich mit ihr an. Nachts gehen sie zusammen baden, im Mondlicht in einem Fluss namens Piranha, „der gelb vor Quecksilber schimmert“. Ein bisschen Freundschaft, ein bisschen überraschende Furchtlosigkeit: Das ist so ein Reiseglücksmoment. Einer, der aus dem Schrecklichen hervorleuchtet, das überall zu finden ist, wohin man sich auf Reisen begibt. Damals, heute, immer eigentlich. Wenn dann im Postscriptum steht, dass sich der toxische Schlamm aus den Minen mittlerweile ins Meer ergießt, dann ist das schrecklich. Ein schockierender Kontrast zwischen vergangenen Zeiten und der Gegenwart ist es nicht.
  Sibylle Berg ist viel zu wenig naiv, um auf einer Pazifiküberquerung mit einem Containerschiff viel anderes zu empfinden als Leid wegen der zermürbenden Hässlichkeit der Pressspaneinrichtung in der Kabine. Anderes als zermürbende, große graue Langeweile. Sie ist aber auch viel zu sensibel, um nicht von warmer Menschlichkeit gerührt zu sein, egal, wo sie ihr begegnet: „Ron und Norine sitzen mit am Tisch. Der 82-jährige Australier und die 77-jährige Kanadierin haben sich vor zehn Jahren auf einer Frachtschiffreise kennengelernt. Heute sind sie ein Liebespaar und machen bereits ihre zehnte Tour zusammen.“ Nach einem kurzen Gespräch „küsst Norine Ron, und die beiden ziehen sich vom Tisch zurück, um ein bisschen Puzzle zu spielen oder zu fummeln“.
  Lohnt es sich, für diese kleinen Momente so gewaltige Reisen zu unternehmen wie eine zehntägige Pazifiküberquerung, an der man 99 Prozent der Zeit leidet? Man müsste wohl sagen: nein. Wäre da nicht der Wert der Enttäuschung an sich. Es geht beim Reisen, wie Sibylle Berg es betreibt, gerade um die Desillusionierung, um das erkenntnisreiche Zertrümmern von kitschigen Wunschvorstellungen. Wie schön und wie perfekt wäre das Leben, denkt sich Berg, wenn ich in diesem einen kleinen rot gestrichenen Holzhaus im Laurel Canyon bei Los Angeles wohnte. Sie verbringt dann ein paar Wochen in Los Angeles, kennt fast niemanden, alle fahren ständig Auto. Irgendwann schleicht sich eine Erkenntnis ein: „Fast vermute ich, dass es hier genauso viel Scheiße gibt wie zu Hause, dass sie nur einfach besser beworben wird.“ Jeder zertrümmerte Traum ist eine Erkenntnis mehr. Das Glück der Reise liegt immer irgendwo am Rand, nie in der Erfüllung von Klischees. In Sibylle Bergs Reiselust schwingt jene Weisheit der Vielgereisten immer schon mit, die eigentlich eine routinierte Enttäuschungserwartung ist.
KATHLEEN HILDEBRAND
So ist das also, wenn man
als Tourist von Rebellen gefangen
genommen wird
    
  
  
    
Sibylle Berg: Wunderbare Jahre. Als wir noch die Welt bereisten. Carl Hanser Verlag, München 2016. 192 Seiten, 18 Euro. E-Book 13,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2016

Für die Tasche Ein trauriges Reisebuch hat Sibylle Berg da geschrieben. Aber etwas anderes würde man von der Autorin kaum erwarten. War die Welt, war das Reisen früher besser, fragt sie. Einerseits, andererseits. Berg, in Weimar geboren, in Zürich lebend, ist viel gereist, sicherlich immer schon mit einem kritischen Blick, doch die Unschuld der Reisenden hat sie in einem, ihrem Urmoment verloren: Im Januar 2016 wird sie in Tel Aviv Zeugin eines Anschlags. Berg war in Bayreuth und im Wallis, in Südafrika, London. Das Buch durchzieht der brillante, rotzige Berg-Ton, nur manchmal begibt sie sich in die Niederungen des Hohns. So mokiert sie sich bei einer Luxus-Zugreise über die Bildungsbürger, macht sich über deren Träume lustig, und über "dünne, traurig wirkende Gesäße" der Damen. Steckt ihr hier die Angst vor dem eigenen, alternden Alter Ego in den Knochen? Jedem Text folgt ein PS mit Fakten zur harten Wirklichkeit. Es geht um Flüchtlinge, Konflikte, Kriege, Vergewaltigungen, Lawinengefahr, Reisewarnungen - und in der Eisenbahngeschichte um Attentate auf Züge. Um das ganz normale, schlimme Leben eben. Natürlich ist Frau Berg keine Touristin, wenn sie reist. So besichtigt sie in Los Angeles "Viertel, die kaum je ein touristischer Fuß betrat". Dicht und hochromantisch liest sich schließlich einer ihrer Italientexte. Wieder einmal ist sie hingefahren und erinnert sich voll Wehmut an ihre erste Reise in den Süden. Sie sieht: Das Älterwerden und Klügerwerden geht einher mit dem Verlust der Frische, der Neugierde, dem bisschen Naivität. Ihre politischen Anhängsel zu ihren Texte zeigen ja, die Welt war auch früher keine bessere. So wird das Leiden an den Zuständen der Welt zum individuellen Weltschmerz mit dem Wissen, "dass ein schönes Gebäude, der Duft von Pinien und Abendwärme nichts an deinem Zustand ändern kann. Wir werden es nie mehr finden, das Gefühl unserer ersten Italienreise." Denn: "Das Meer ist nur noch Wasser." Sätze wie diese. Wunderschön, klug und unendlich traurig.

bfer

Sibylle Berg: "Wunderbare Jahre. Als wir noch die Welt bereisten". Mit Zeichnungen von Isabel Kreitz. Hanser, 192 Seiten, 18 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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