Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) hat zahlreiche autobiografische Schriften geschrieben, die bekanntesten sind seine Lebensbeschreibung „Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit“ (1811-1833) und die „Italienische Reise“ (1816/17). Sie umfassen jedoch insgesamt nur ein gutes Drittel seines Lebens und
sind aus der biografischen Erinnerung verfasst. Außerdem wohnt ihnen die Tendenz zur…mehrJohann Wolfgang Goethe (1749-1832) hat zahlreiche autobiografische Schriften geschrieben, die bekanntesten sind seine Lebensbeschreibung „Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit“ (1811-1833) und die „Italienische Reise“ (1816/17). Sie umfassen jedoch insgesamt nur ein gutes Drittel seines Lebens und sind aus der biografischen Erinnerung verfasst. Außerdem wohnt ihnen die Tendenz zur Selbststilisierung inne und sie sind neben der Lebensbeschreibung in erster Linie ein großes Panorama der Geschichte, Literatur und Kultur der Goethe-Zeit.
Benedict Jeßing, Professor für Neuere deutsche Literatur an der Ruhr-Universität Bochum, hat daher in der Reclam-Auswahl „Goethe gibt Auskunft“ neben diesen beiden autobiografisch erzählenden Schriften auch Textstellen aus Goethes rund 14.000 Briefen und Tausenden Seiten von Tagebucheintragungen und -notizen mit einbezogen - darunter die Tag- und Jahreshefte (oder Annalen wie Goethe sie nannte), die unter seinen autobiographischen Texten den zeitlich ausgedehntesten Rahmen umfassen (1749, 1789 bis 1822). Vor allem seine Briefe geben die Gelegenheit, alle Aspekte seines Lebens kennenzulernen. Sein Briefwechsel übertrifft im Umfang und in der Vielgestaltigkeit sein dichterisches Prosaschaffen bei weitem.
„Goethe gibt Auskunft“ unternimmt den Versuch, aus den genannten Texten eine chronologische einigermaßen vollständige und sinnvolle Auswahl zu treffen. Die ausgewählten Texte lassen Goethe selbst zu Wort kommen und über sein Leben, seine Zeit, seinen Alltag und sein literarisches Werk berichten. Dabei wurde versucht, die selbststilisierenden Elemente auszublenden. Nur gelegentlich sind kurze Erläuterungen (in Kursivschrift) eingefügt.
Der Reclam-Band wird komplettiert durch Textnachweise und zwei Register. Die knapp 400 Seiten geben einen detaillierten und persönlichen Einblick in das Leben des großen Klassikers.