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»Senda baschi! hat Mirwais gesagt. Du sollst leben. Als ich Afghanistan unter mir liegen sehe, denke ich nichts anderes.« Roger Willemsen
Nur wenige Monate nachdem in Afghanistan eine über 25-jährige Kriegsgeschichte zu Ende ging, begleitet Roger Willemsen 2006 eine afghanische Freundin auf ihrem Weg in die Heimat: von Kabul nach Kunduz und durch die Steppe zum legendenumwobenen Oxus, dem Grenzfluss zu Tadschikistan - die abenteuerliche Reise durch ein erwachendes Land. Am Ende ist Roger Willemsens Hörbuch weit mehr als der persönliche Bericht von einer faszinierenden Reise, sondern eine…mehr

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Produktbeschreibung
»Senda baschi! hat Mirwais gesagt. Du sollst leben. Als ich Afghanistan unter mir liegen sehe, denke ich nichts anderes.« Roger Willemsen

Nur wenige Monate nachdem in Afghanistan eine über 25-jährige Kriegsgeschichte zu Ende ging, begleitet Roger Willemsen 2006 eine afghanische Freundin auf ihrem Weg in die Heimat: von Kabul nach Kunduz und durch die Steppe zum legendenumwobenen Oxus, dem Grenzfluss zu Tadschikistan - die abenteuerliche Reise durch ein erwachendes Land. Am Ende ist Roger Willemsens Hörbuch weit mehr als der persönliche Bericht von einer faszinierenden Reise, sondern eine literarische Betrachtung der Grundlagen allen Reisens.

Die gesamten Einnahmen dieser Produktion unterstützen Hilfsprojekte des Afghanischen Frauenvereins.

www.afghanischer-frauenverein.de
Autorenporträt
Roger Willemsen, geboren 1955 in Bonn, gestorben 2016 in Wentorf bei Hamburg, arbeitete als Schriftsteller, Dozent, Übersetzer, Korrespondent sowie als Moderator, Regisseur und Produzent fürs Fernsehen. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Adolf- Grimme-Preis in Gold, den Deutschen Hörbuchpreis und die Ehrengabe der Heinrich-Heine-Gesellschaft. Willemsen war Honorarprofessor für Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin, Schirmherr des Afghanischen Frauenvereins und stand mit zahlreichen Soloprogrammen auf der Bühne. Matthias Brandt, geboren 1961 in Berlin, ist einer der bekanntesten deutschen Schauspieler. Für seine Leistungen wurde er vielfach ausgezeichnet. Für tacheles! las er zahlreiche Hörbücher ein. 2017 erschien sein Erzählungsband Raumpatrouille, 2019 folgte sein erfolgreiches Romandebüt Blackbird, beides ist bei tacheles! als ungekürzte Autorenlesung erschienen
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der 2016 verstorbene Roger Willemsen hat ein ungewöhnliches Reisetagebuch vorgelegt: Er begleitet eine Freundin nach Afghanistan, eine Reise, die er gewohnt wach und wissbegierig beschreibt, die ihn aber auch vor Herausforderungen stellt, wie Rezensent Alexander Kosenina bemerkt: Wie begegnet man einem Land, das völlig anders funktioniert, als Westeuropäer*innen es gewohnt sind? Diese Aufmerksamkeit und Bedächtigkeit, mit der sich der Autor dem Land und seinen Menschen nähert, vermittelt dem Rezensenten auch Sprecher Matthias Brandt. Er zeigt sich beeindruckt von der Nuanciertheit, mit der sich Willemsen vor allem den afghanischen Frauen und ihren Kämpfen um mehr Rechte, mehr Freiheit, mehr Demokratie widmet. Schmerzhaft ist für ihn zu wissen, dass nach der Machtübernahme der Taliban 2021 viele dieser Träume unerfüllt bleiben müssen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.04.2006

Bücherecke
Nichts als das Leben
Roger Willemsen unternimmt eine „Afghanische Reise”
Die Amerikaner hätten seit 120 Jahren Elektrizität, die Afghanen seit 4000 Jahren Kultur, sagt einer der Männer, die Roger Willemsen auf seiner „Afghanischen Reise” trifft. Dieser eine Satz kondensiert das Drama eines ganzen Landes und seiner Menschen. Er bestätigt in seiner Kargheit, was der Reisende an der Sprache dieser Menschen beobachtet: Sie stellen fest, sie werten und sie polemisieren nicht. Sie benutzen keine Adjektive, keine Weichspüler von Inhalten. Die Fakten kommen hart und unverblümt.
Roger Willemsen bereist ein Land, das nach 25 Jahren Krieg zwischen Versehrtheit und Unrat, zwischen Minen und Ruinen nach den kümmerlichen Resten seiner Kultur schürft. In den Städten, in den Dörfern soll aus Trümmern eine Demokratie erstehen, soll der Duft der Freiheit den Gestank der Verwesung verwehen. Der Autor, der hier übrigens auch den ersten Kontakt für sein Interview-Buch „Hier spricht Guantánamo” knüpft, erlebt mit jedem weiteren Kilometer, mit jeder weiteren Beobachtung und mit jedem weiteren Gespräch eine offenbar bisher nicht erfahrene Reduktion auf das Wesentliche. In der Steppe ist er endlich konfrontiert mit dem Nichts: „Ist die Steppe aber vollendet still, ist man nur noch beim eigenen Atem, bei den eigenen Schritten. Also ist man ganz bei sich. Dort ist man selten.” Und der Abschied aus Afghanistan formuliert die Essenz dieser Reise:
„Senda baschi!”, hat Mirwais gesagt. „Du sollst leben.”
Als ich Afghanistan unter mir liegen sehe, denke ich nichts anderes.
Roger Willemsen begegnet auf seiner Reise ein ums andere Mal dem nackten Leben, das der Massenschlächterei des Krieges abgerungen wurde. Und er begegnet dem Tod als essenziellem Teil des Lebens. Weil er ihn als diesen begreift, kann er die Schlachtung eines Kalbes und dessen letzte Blicke und Regungen unsentimental und dennoch mitfühlend beschreiben; kann Buskaschi, den afghanischen Vorläufer des Polo-Spiels, in seiner vitalen Waghalsigkeit schildern, obgleich als Objekt unter dem Schläger ein Kalbs- oder Ziegenkadaver dient. Oder in Kriegszeiten der Körper eines Feindes.
Er lernt, sich den Umständen und Gebräuchen der Menschen anzupassen, denen Gastfreundschaft noch immer oberstes Gebot ist. Lernt also, Essenseinladungen abzulehnen, wenn er weiß, dass seine Gastgeber nichts haben. Er hat kundige Helfer, unter anderem von der internationalen Hilfsorganisation Care. Ihnen ist es wohl zu verdanken, dass Willemsen die Rolle des mitleidigen und daher notgedrungen auch hochmütigen Betrachters erspart bleibt. Die wichtigste Helferin aber ist Nadia Karim, eine in Deutschland lebende Exil-Afghanin, mit deren Cousins Mirwais-jan und Turab-jan er sich auf seiner Reise anfreundet. Das häufigste Wort, das die Afghanen vom deutschen Besucher hören, ist ein fragendes „Ach ja”. Es ist der sprachlose Seufzer des westlichen Kultur-Connaisseurs, der, konfrontiert mit endlosen seelischen und körperlichen Verstümmelungen und deren Geschichten diskret verstummt: Ein deutscher Humanist und Afghanistanfreund - so wird er vorgestellt.
Seine Reise geht von Kabul über Kunduz über den Salang-Pass, zu tadschikischen Dörfern bis in die Steppe der Kamelhirten hin zum Fluss Oxus an der Grenze von Turkmenistan, Tadschikistan und Usbekistan. Er trifft, wie erwartet, Drogendealer, und zieht selbst mal ein Tütchen rein. Aber seine Reise ist naturgemäß keine gewöhnliche Reise: Er bewegt sich in einer „postumen Landschaft”, wie er es nennt: „Landschaft nach Abzug allen Geschehens, zurückgeblieben als Statthalter einer abwesenden Geschichte.” Er trifft Kinder, die außer sich sind, und Erwachsene, die neben sich stehen, auf Männer, die auf unterschiedlichen Seiten kämpften, auf Mudschahedin und Taliban-Funktionäre; er begegnet dem personifizierten Kulturkampf einer ganzen Region. Er spricht mit denen, die das daraus resultierende, immer wieder aufwallende Gemetzel überstanden haben, die Folter, die Bomben. In jeder Familie ein Krüppel, in jeder Familie ein Toter.
Sein Reisebericht gewinnt die Qualität einer Novelle, als er von seinem wahnwitzigen Versuch erzählt, eine Kinovorführung ausschließlich für Frauen und Kinder zu organisieren. In dem Land, in dem Frauen ihren Knast in Gestalt eines blauen Körperzeltes mit Gitterfensterchen um sich tragen, kommt keine Einzige. Es kommen die Männer. Aber Willemsen spricht auch mit Mädchen, die einen Teil der Zukunft dieses ausgepowerten Landes verkörpern, mit jungen Fußballerinnen. Sie dürfen zum Spielen die Burka ablegen.
Spielen, das unter den Taliban unter Strafe verboten war, ist wieder erlaubt. Auch das spielende Kind, das sich vorsorglich duckt aus Angst, dafür geschlagen zu werden, wird dies vielleicht bald begreifen: Als Teil eines noch sehr jungen Friedens.
EVA-ELISABETH FISCHER
ROGER WILLEMSEN: Afghanische Reise. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006. 221 Seiten, 16,90 Euro.
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