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Monatelang hat Karim El-Gawhary fast nonstop vom Aufstand in der arabischen Welt berichtet: in Facebook-Postings, Twitter-Tweets, in seinem Blog und Zeitungsreportagen und natürlich im TV. In dieser Zeit ist er zum Gesicht der arabischen Revolution im ORF geworden. Sein Buch ist ein Zeitdokument der besonderen Art, der Leser wird noch einmal hautnah auf eine Reise mitgenommen: zu den Vorboten der Revolution, dem ersten Aufflammen in Tunesien, den Tagen des Zorns auf dem Tahrir-Platz und dem Kampf der libyschen Rebellen um Freiheit und Würde. Das Buch schließt mit den Monaten nach der…mehr

Produktbeschreibung
Monatelang hat Karim El-Gawhary fast nonstop vom Aufstand in der arabischen Welt berichtet: in Facebook-Postings, Twitter-Tweets, in seinem Blog und Zeitungsreportagen und natürlich im TV. In dieser Zeit ist er zum Gesicht der arabischen Revolution im ORF geworden. Sein Buch ist ein Zeitdokument der besonderen Art, der Leser wird noch einmal hautnah auf eine Reise mitgenommen: zu den Vorboten der Revolution, dem ersten Aufflammen in Tunesien, den Tagen des Zorns auf dem Tahrir-Platz und dem Kampf der libyschen Rebellen um Freiheit und Würde. Das Buch schließt mit den Monaten nach der Revolution in Ägypten, wo sich entscheiden wird, ob der demokratische Neubeginn in der arabischen Welt Bestand haben kann.
Autorenporträt
Gawhary, Karim El-KARIM EL-GAWHARYseit 1991 Nahost-Korrespondent für verschiedene deutschsprachige Zeitungen, seit 2004 Leiter des ORF-Nahostbüros in Kairo. Zuvor fünf Jahre als Vertreter des ARD-Rundfunkstudios in Kairo tätig. 2011 erhielt er den "Concordia Presse-Preis", 2012 wurde er zum Auslandsjournalisten des Jahres gewählt und 2013 Journalist des Jahres in Österreich. Seine bisher erschienenen Bücher waren alle Bestseller.
Rezensionen
Stupor mundi, das Staunen der Welt – heute: made in Arabia

Eines haben alle Revolutionen der Neuzeit gemeinsam: Es passiert so viel, so schnell, dass die Kommentatoren, die Verlage und ihre Druckmaschinen kaum mitkommen.
Der „arabische Frühling“ hebt nicht nur Regierungen aus den Angeln, sondern auch westliche Vorurteile gegenüber dem Islam Von Christiane Schlötzer

Wo liegt das neue Arabien? In den Golfmonarchien, die sich schon seit einer Weile einer globalisierten Weltökonomie in die Arme geworfen haben? Wo milliardenschwere Staatsfonds ihr Geld in deutsche Autos und italienische Autobahnen investieren, wo Börsenkurse sehr viel, Demokratiedebatten aber wenig zählen. Oder ist das neue Arabien nun dort zu finden, wo der „arabische Frühling“ die Menschen mitgerissen hat, von Tunis bis Tripolis, wo der Wunsch nach einem anderen Leben, einem Leben in Würde Millionen auf die Straßen getrieben hat? Ein Staunen liegt noch immer über allen Nacherzählungen und Deutungen dieser Revolutionen, die eine Welt aus den Angeln gehoben haben, deren Rückwärtsgewandtheit als Stabilitätsgarantie galt, deren militärgestützte Diktaturen nur noch an einem interessiert waren: am Machterhalt.  

Westliche Reporter begaben sich in großer Zahl zu den Schauplätzen der arabischen Aufstände, und nicht alle kannten das Terrain so gut, wie die in Kairo oder Abu Dhabi seit langem ansässigen Korrespondenten. Aber auch sie wurden von der Dynamik der Ereignisse überrascht, ja mitgerissen. Karim El-Gawhary, der von Kairo aus seit Jahren deutsche Medien über den Nahen Osten informiert, lässt in seinem „Tagebuch der Arabischen Revolution“ die eigene Atemlosigkeit spüren, und auch die Begeisterung für den Wandel. Gawharys Vater ist Ägypter, und der Sohn berichtet, wie er dem Vater rät, sofort aus München nach Kairo zu kommen, um „diese historische Zeit live zu erleben“. Der Vater stand „mit gepacktem Ränzlein“ dann zwei Tage später tatsächlich vor der Tür des Autors, und war fortan täglich auf dem Tahrir-Platz.  

Die Revolution in Ägypten war zuerst ein Fest der Jugend, die sich über Facebook zum Aufstand verabredete, aber sie verband auch rasch die Generationen in einem gemeinsamen Aufbegehren gegen den Autokraten und seine Entourage. Das Ende der alten Angst war auch das Ende des alten Regimes. Gawhary lässt den Leser die Tage der Umwälzung nacherleben, man muss dieses Buch nicht von vorne nach hinten lesen; einerlei, wo man beginnt: Diese „Nahaufnahmen aus der Revolution“, aus Zeitungsartikeln, Blogs, Twitter-Botschaften und Interviews, sind bewegend.

Gawharys Schlussfolgerungen: Die arabischen Revolutionen haben die Mär von den Islamisten als einziger Alternative zu den autoritären Herrschern Lügen gestraft. Die neue arabische Welt ist wesentlich pluralistischer und komplexer. Die Zeit der politischen Monopole, und damit auch die der Islamisten, ist vor-bei. Bin Laden, so Gawhary, sei schon in Ägypten gestorben, bevor er von einem amerikanischen Kommando in Pakistan aufgespürt und getötet wurde.

Damit ist Gawhary ganz nah bei Elias Khoury. Der libanesische Schriftsteller sieht in dem Sturz des Ägypters Hosni Mubarak die arabische Antwort auf den 11. September 2001. Für Khoury ist der Begriff „Würde“ das Schlüsselwort. „Das syrische Volk wird nicht mehr erniedrigt werden“, lautet einer der Leitsätze der Rebellion gegen Baschar al-Assad. „Diese Vorstellung von Würde stieg aus der tiefsten Erniedrigung nach oben“, hat Khoury jüngst in einem Vortrag in Berlin gesagt.

Auch Muhammad Bouazizi, dessen Selbstverbrennung zuerst den Sturm in Tunesien und dann in der weiten arabischen Welt entfachte, war wohl bewegt von Wut und dem Wunsch nach Würde. Für Rainer Hermann, Korrespondent der FAZ, war aber nicht nur der 26-jährige Straßenhändler Bouazizi eine der wichtigsten Figuren der Revolution. Bouazizi ahnte nicht, was seine Verzweiflungstat auslösen würde. Der 30-jährige Google-Marketingchef im Nahen Osten, Wael Ghonim, der im November 2010 aus Dubai in seine Heimat Ägypten zurückkehrte, hatte da schon klarere Vorstellungen.

Ghonim war es, der die Facebook-Gruppe „Wir sind alle Khaled Said“ schuf. Sie gewann rasch 300 000 Anhänger. Der bekannte Blogger Khaled Said war am 6. Juni 2010 im ägyptischen Alexandria in aller Öffentlichkeit von Polizisten zu Tode geprügelt worden. „Was als Abschreckung gedacht war, entfachte den Zorn der Jugend“, notiert Hermann, der eigentlich ein Buch über das neue Arabien, wie er es kannte, schreiben wollte, über „Die Golfstaaten“. Da kamen die Aufstände im alten Arabien dazwischen, weshalb er seiner detailreichen und klugen Analyse des rasanten Aufstiegs der Golfmonarchien in einer Einleitung die rasanten Revolutionen gegenüberstellt.

Das macht das Buch nicht zu einem über den „arabischen Frühling“, aber die Lektüre zeigt, wie leichtsinnig die Ewigkeitsherrscher in Kairo, Tunis und Tripolis waren, als sie die Aufsteiger am Golf mit Herablassung betrachteten. Abu Dhabi und Dubai waren für viele Ägypter nicht nur deshalb Sehnsuchtsorte, weil sich da viel Geld verdienen ließ. Die wirtschaftliche Freiheit, die dort vorgelebt wurde, ließ auch den Hunger nach persönlichen Freiheiten wachsen.

Auch Michael Lüders war lange Jahre Nahost-Korrespondent und hat alle Länder der Region bereist, nun ist er als Islamexperte in deutschen Medien immer wieder präsent. In „Tage des Zorns. Eine arabische Revolution verändert die Welt“ schreibt sich Lüders auch den Frust von der Seele. „Warum sollen Muslime denn nicht zur Demokratie fähig sein, sofern sie die Gelegenheit dazu erhalten?“, fragt der Autor, der sich nicht selten über westliche „Stereotypisierungen“ ärgern musste. In der Religion jedenfalls sieht Lüders kein Fortschrittshemmnis. Das findet sich vielmehr in den politischen und wirtschaftlichen Strukturen. Ohne ein Ende der Diktaturen aber, so Lüders, sind Islam und Moderne, Islam und Aufklärung nicht zu denken.

Der Autor hat eine gründliche, historisch fundierte Zusammenschau verfasst, und er lässt dabei auch die Folgen der Revolutionen für den nahöstlichen Urkonflikt zwischen Israel und den Palästinensern nicht aus. Damit weist das Buch in die Zukunft, womit aber auch schon das Dilemma aller aktuellen Nahost-Bücher beschrieben ist. Die Entwicklung verläuft so rasch, dass kein Autor mit den Ereignissen mitkommt. Das gilt auch für die von Frank Nordhausen und Thomas Schmid herausgegebene Aufsatzsammlung „Die arabische Revolution“, die ebenfalls lesenswerte Beiträge erfahrener Nahost-Korrespondenten enthält.

Wer wissen will, wie das vorrevolutionäre Leben sich für einen Ägypter ausnahm, der muss Alaa al-Aswani lesen. Der inzwischen weltberühmte Autor mit der Zahnarztpraxis in Kairo hat nicht nur in seinen Romanen, sondern auch mit seinen Alltagsporträts und Analysen schon vor 2011 das Bild einer Gesellschaft vor der Explosion gezeichnet. Aswani war der Prophet des Wandels. Aber so richtig geglaubt haben ihm wenige. Deshalb ist es gut, dass seine Textsammlung „Im Land Ägypten“ nun auf Deutsch erschienen ist. Der Rückblick ist schonungslos. Nicht nur für sein Land, auch für den Westen, der mit den Diktatoren paktierte.

Aswani spricht von den Feindbildern im Westen wie in der arabischen Welt, die mit dem Irak-Krieg neu entfacht wurden. Die „Demokratie“, die der Westen mit Waffen exportieren wollte, wurde so zum schmutzigen Wort. Nun hat Demokratie einen ganz anderen Klang in der arabischen Welt. „Ich glaube“, schreibt Aswani, „wir haben die Pflicht einander in die Augen zu sehen und miteinander zuerst als Menschen zu kommunizieren.“ Mit seinem Buch will er die „Mauer aus Missverständnissen, Unkenntnis, Furcht und Hass“ niederreißen. Die arabischen Revolutionen haben nun auch den Nebeneffekt, dass so viel über die Region geschrieben wird, wie in Jahrzehnten zuvor nicht. Auch das könnte dazu dienen, die „Mauer“, von der Aswani spricht, ein ganzes Stück abzutragen.

Die Revolution in Ägypten
war zunächst ein Fest der Jugend.
Dann weitete sie sich aus

Michael Lüders fragt: „Warum
sollen Muslime denn zur
Demokratie nicht fähig sein?“

Karim el-Gawhary

Tagebuch der Arabischen

Revolution

Verlag Kremayr & Scheriau, Freiburg 2011. 237 Seiten, 22,00 Euro.

Rainer Hermann

Die Golfstaaten

Wohin geht das neue Arabien?

dtv, München 2011. 360 Seiten,

19,90 Euro.

Michael Lüders

Tage des Zorns

Eine arabische Revolution verändert die Welt. C.H. Beck, München 2011. 205 Seiten, 19,95 Euro.

Frank Nordhausen

Thomas Schmid (Hrsg.)

Die arabische Revolution

Christoph-Links-Verlag, Berlin 2011. 215 Seiten, 16,90 Euro.

Alaa Al-Aswani

Im Land Ägypten

Am Vorabend der Revolution.

Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011. 297 Seiten,

9,99 Euro.

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