15,99 €
Statt 20,00 €**
15,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar
payback
0 °P sammeln
15,99 €
Statt 20,00 €**
15,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar

Alle Infos zum eBook verschenken
payback
0 °P sammeln
Als Download kaufen
Statt 20,00 €****
15,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar
payback
0 °P sammeln
Jetzt verschenken
Statt 20,00 €****
15,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar

Alle Infos zum eBook verschenken
payback
0 °P sammeln
  • Format: ePub

1 Kundenbewertung

Guter Sex braucht mehr als Konsens! Warum "Nein heißt Nein" nicht reicht, und wie wir eine selbstbestimmte Sexualität nach #Metoo schaffen. "Damit müssen wir uns auseinandersetzen." Mithu Sanyal Begehren ist politisch, und Sexualität ist Macht. Einverständnis und sexuelle Gewalt schließen sich nicht aus. Wir wissen nicht immer, was wir wollen. Und Intimität ist komplexer, als "Nein heißt Nein" glauben lässt. Katherine Angel nähert sich den heikelsten Themen der aktuellen Debatten über Sexualität, weibliches Begehren und Macht. Sie zeigt: Verletzlichkeit und unbewusste Wünsche und Ängste lassen…mehr

  • Geräte: eReader
  • ohne Kopierschutz
  • eBook Hilfe
  • Größe: 2.02MB
  • FamilySharing(5)
Produktbeschreibung
Guter Sex braucht mehr als Konsens! Warum "Nein heißt Nein" nicht reicht, und wie wir eine selbstbestimmte Sexualität nach #Metoo schaffen. "Damit müssen wir uns auseinandersetzen." Mithu Sanyal Begehren ist politisch, und Sexualität ist Macht. Einverständnis und sexuelle Gewalt schließen sich nicht aus. Wir wissen nicht immer, was wir wollen. Und Intimität ist komplexer, als "Nein heißt Nein" glauben lässt. Katherine Angel nähert sich den heikelsten Themen der aktuellen Debatten über Sexualität, weibliches Begehren und Macht. Sie zeigt: Verletzlichkeit und unbewusste Wünsche und Ängste lassen sich auch durch Gesetze nicht aus der Welt schaffen. In klarer Sprache, mit Blick auf Philosophie, Geschichte und Sexualforschung lotet sie die Graubereiche der Intimität aus - verbunden mit einer Mahnung, die zugleich ein großes Versprechen ist: Erst wenn wir einander in unserer Verwundbarkeit wirklich ernst nehmen, wird Sex morgen wieder gut.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D, L ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Katherine Angel leitet den Masterstudiengang Creative and Critical Writing am Birkbeck College der University of London. In ihrer wissenschaftlichen und publizistischen Arbeit beschäftigt sie sich mit Themen rund um Sexualität und Feminismus sowie der Geschichte der Medizin und Psychiatrie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2022

Im dunklen Wald des Begehrens
Der Druck lastet fast immer auf den Frauen: Katherine Angel erörtert die heutige Sexualmoral, Konsenskultur und deren Grauzonen

Es gibt Debattenbücher, die sind wie Zugfahrten: Ein Stopp reiht sich an den anderen, am Ende ist man ganz woanders als zuvor und weiß sogar, wie man dort hingekommen ist. Und es gibt Debattenbücher, die sind, als hätte man sich im Wald verirrt: keine Wegweiser, überwucherte Pfade, wirre Markierungen, und ständig kommt es einem so vor, als wäre man an dieser oder jener Baumgruppe doch vorhin schon mal vorbeigekommen. Am Ende kriecht man durch eine Hecke aus dem Wald, weil man in der Ferne eine Landstraße hört, und ist ebenso klug wie zuvor.

Ein solches Buch ist "Morgen wird Sex wieder gut" der britischen Philosophin und Historikerin Katherine Angel. Frauen und Begehren, wie der Untertitel lautet, ist zwar ein komplexes Thema. Umso wichtiger wäre es gewesen, es in Form zu bringen. Angel befasst sich mit den Diskussionen um Sexualität, die nach MeToo neue Fahrt aufgenommen haben: Konsens und seine Grauzonen, Machtverhältnisse, Rezeption weiblichen Begehrens, Opferumkehr nach Vergewaltigungen, Sex in Beziehungen. Was sie ihnen im Vergleich zum Stand der Debatte von 2018 hinzufügt, ist allerdings nicht ganz klar.

Dafür widmet sich Angel in sehr langen Sätzen mit sehr vielen Kommata den zahllosen Paradoxien ihres Topos: "Anzeichen für Genuss werden Frauen als Fehler angerechnet - ebenso besondere Vorlieben oder Kinks", die sie andererseits angeblich im Namen der sexuellen Befreiung ausprobieren sollen. Eine Passage widmet sie der Funktion von Sex als Beziehungskitt, mit dem Paare auch Nähe schaffen können, wenn sie gerade nicht vor Lust erzittern. Wo ist die Grenze zwischen Beziehungsarbeit und Druck zum Sex? An Antworten versucht die Autorin sich nicht; es gibt ohnehin keine pauschalen Regeln für so individuelle Empfindungen.

Der Druck fast aller von ihr beschriebenen Mechanismen lastet auf den Frauen, die eigentlich alles nur falsch machen können. Wenn sie ihr Begehren äußern, werden sie in vielen Situationen noch immer herabgewürdigt. Wenn sie nicht zu ihrem Begehren stehen oder gar keines empfinden, passen sie nicht in die Gesellschaft, weil sie das Konzept zur konsensualen Sexanbahnung nicht anwenden, das gesellschaftlich gerade erst neu ausgehandelt wurde und nicht unter allen Umständen funktioniert. Angel schreibt: "Sowohl die beharrlich positive Sprache der Konsensrhetorik als auch die beharrlich verächtlichen Positionen ihrer Kritikerinnen entspringen einem postfeministischen Moment und einem Selbstvertrauensfeminismus, in dem Schwäche oder Unsicherheit zu jedem Preis vermieden werden müssen."

Die Autorin geht darauf ein, dass Bill Cosby Frauen Methaqualon verabreichte, um sie zu vergewaltigen, und dann darauf bestand, das wäre Sex gewesen, keine Vergewaltigung: "Aber für Männer wie Cosby ist Sex nun mal etwas, das Frauen nicht freiwillig machen; etwas, zu dem man sie überreden oder nötigen muss - und er ist etwas, das Männer Frauen antun." Der Gedanke, dass Cosby und andere Männer eine Vergewaltigung unter Drogen für völlig normalen Sex halten, scheint doch sehr weit hergeholt.

Später geht es um den Graubereich zwischen Vergewaltigung und enthusiastischem Sex. Solche Begegnungen entstünden durch "Gendernormen", durch "Missverhältnisse und Ungleichheiten des Zugangs zu sexueller Bildung", auf jeden Fall sei es ein politisches Thema. So weit alles richtig, aber Angel subsumiert diesen Graubereich unter "schlechtem Sex". Das lässt es harmloser klingen als nötig - schlechter Sex bedeutet im landläufigen Gebrauch doch eher, dass Menschen im Bett stilistisch nicht zusammenpassen oder einer der Partner zu angetrunken, übermüdet oder halbherzig ist.

"Die Idee des Konsenses positioniert Sex als etwas, zu dem Frauen den Zugang kontrollieren", schreibt Angel außerdem. Geradeso, als gelte die Idee für Männer nicht. Die Vorstellung von Konsens als Selbstbedienungsladen für Frauen reduziert Männer auf ein Allzeit-bereit-Klischee, vor dem die Autorin doch selbst warnt: "Warum streben wir nicht eine Kultur an, die die sexuelle Lust der Frauen in all ihrer Komplexität akzeptiert und fördert und die Komplexität männlichen Begehrens ebenfalls zulässt?" Darauf gibt es natürlich eine einfache Antwort: Das Erfassen von komplexen Sachverhalten ist nicht jedermanns Sache.

Eine andere wichtige Forderung bringt Angel noch auf: "Die Sexualität von Frauen sollte nicht immun gegen Missbrauch sein müssen, damit Frauen nicht missbraucht werden." Auf diese Weise soll ein Raum für ein Vielleicht entstehen, dass das Gegenüber nicht automatisch als Ja missversteht. "Anzuerkennen, dass sexuelles Begehren nicht immer dringlich und spontan erfolgt, hat eine erhebliche Tragweite." Deshalb dürfe man nicht versuchen, die gelegentliche Unbestimmtheit des Begehrens auszuklammern. "Eine Sexualethik, die ihren Namen verdient, muss für Unklarheit, Intransparenz und Nichtwissen Raum lassen."

Bei so umfassendem Veränderungsbedarf - wo kommt da der optimistische Titel her? Und kommen wir dem Ziel gesellschaftlich tatsächlich näher? Man muss fast bis ganz zum Ende warten, um das zu erfahren. Da wird der Pate des Titels genannt: "'Der gute Sex ist nahe', sagte Foucault sardonisch - morgen wird Sex wieder gut. Das ist das Ideal, das ist die Illusion." Kein Anlass zum Optimismus also. JULIA BÄHR

Katherine Angel: "Morgen wird Sex wieder gut". Frauen und Begehren.

Aus dem Englischen von Zoë Beck und Annika Domainko. Hanser Verlag, München 2022. 176 S., geb., 20,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin und Autorin Katja Eichinger entdeckt mit Katherine Angels Buch die "Nuancen für den Feminismus" wieder. Äußerst wertvoll findet sie, wie die Autorin hier Bedenken am derzeitigen "Selbstvertrauensfeminismus" mit seinen Konsens-Beschwörungen äußert, der die Verantwortung für ein gewaltfreies und gutes Sexualleben bei den Frauen lässt, indem er ihnen selbstbestimmtes Nein-Sagen an die Hand gibt - was aber eben keine "Wunderwaffe" ist, wie Eichinger der Autorin beipflichtet. Auch Frauen, die nicht in jedem Moment genau wissen, was sie wollen, oder permanent in Habachtstellung sind, haben ein Recht, nicht sexuell belästigt zu werden, fasst Eichinger Angels Argumentation zusammen. Dabei wische die Autorin den Konsens keinesfalls in relativierender Manier beiseite, betont die Kritikerin, er sei bei Angel nur eben nicht mehr als das "absolute Minimum". Ein kluger Beitrag zur Debatte um sexuelle Gewalt, der neben der allseits eingeforderten Selbstbestimmung wieder die ebenso berechtigte "Verwirrung und Verletzlichkeit" von Frauen auf den Tisch holt, lobt Eichinger.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.09.2022

Selbstbehauptung macht Sex nicht besser
Katherine Angel analysiert die Komplexität weiblichen Begehrens nach „Me Too“. Von Katja Eichinger
Vor ein paar Tagen war ich noch im Urlaub an der Côte d’Azur. Kurz vor den Ferien hatte ich mit großer Begeisterung „Morgen wird Sex wieder gut“ von Katherine Angel gelesen, ein Buch über die Komplexität weiblichen Begehrens. Im Rahmen der Debatte über sexualisierte Gewalt und weibliche Selbstbestimmung ein wichtiges und sehr lesenswertes Buch, in dem Angel nuanciert die feministischen Debatten der letzten Jahre zusammenfasst.
Es besteht aus vier Essays zu den Themen Konsens, Begehren, Erregung und Verletzlichkeit, die mir in Frankreich immer wieder während meiner langen Spaziergänge durch den Kopf gingen. Ich sah an der Strandpromenade dort über 70-jährige Frauen, die schulterfreies Dekolleté trugen und immer noch ein Verhältnis zu ihrer eigenen Sexualität hatten. Überall begegnete mir die französische Flirtkultur in all ihren Kodierungen und Ritualen, wie sie in Deutschland nicht existiert.
Ich musste an den öffentlichen Brief denken, den 2018 hundert prominente Französinnen – darunter auch Catherine Deneuve – als Reaktion auf die von Amerika ausgehende „Me Too“-Bewegung verfasst hatten. Sie bezeichneten „Me Too“ als Hexenjagd, als eine Rückkehr zur Prüderie und ein „Gesicht des Hasses auf Männer und Sexualität“.
Angesichts all des erotischen Selbstbewusstseins, das mich an der Côte d’Azur umgab, fragte ich mich: Sind die Zustände in Sachen Sex hier in Frankreich tatsächlich anders als im Rest der Welt? Braucht es hier kein Buch wie das von Katherine Angel, das uns daran erinnert, dass der weibliche Körper immer noch ein Schlachtfeld für politische Diskurse ist? Dass Frauen von allen Seiten vorgeschrieben wird, wie wir uns in unserem Körper und unserer Sexualität zu verhalten haben?
Die Antwort erhielt ich während einer kleinen Morgenwanderung in einem Naturschutzgebiet in der Nähe meiner Wohnung. Wie immer waren viele Jogger unterwegs sowie Leute, die ihre Hunde ausführten. Der Stall für die örtlichen Polizeipferde befindet sich dort. Ein sicherer Ort. Ganz besonders morgens um zehn. Dachte ich jedenfalls, bis ich auf meinem Pfad innehielt, um eine Pflanze zu fotografieren. Ich hörte ein Rascheln hinter mir und drehte mich um. Da stand ein Mitte-40-jähriger Mann und masturbierte, während er mich anstarrte. Nun bin ich eine große Frau und habe früher intensiv Kampfsport betrieben. Ich habe kein Problem damit, Aggression mit Aggression zu begegnen. Trotzdem habe ich nichts gesagt und bin einfach nur weggelaufen. Im Nachhinein ärgert mich meine Angstreaktion. Sie passt nicht zu meinem Selbstverständnis als Frau und als Feministin. Sogar Catherine Deneuve hätte da sicherlich souveräner reagiert. Aber eins war mir nach dieser unangenehmen Begegnung klar: In Frankreich geht es auch nicht anders zu als im Englischen Garten in München oder sonstwo auf der Welt.
Sexuelle Belästigungen gehören immer noch zum Alltag von Frauen. „Eine von fünf Frauen“, so Katherine Angel „musste in ihrem Leben eine Vergewaltigung oder eine versuchte Vergewaltigung durchmachen.“ Jeden dritten Tag bringt in Deutschland ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin um. Frau zu sein bedeutet immer noch, auf der Hut zu sein, Gefahrensituationen vorauszusehen. Frauen, die das nicht tun, weil sie vielleicht betrunken sind oder offen ihre Sexualität leben, werden als „dumm“ bezeichnet. Widerfährt ihnen sexuelle Gewalt, wird ihnen eine Mitschuld unterstellt. Und zwar nicht nur in Naturschutzgebieten, sondern auch am Arbeitsplatz, in der Bar, im Nachtclub und vor allem auch im Schlafzimmer.
Angel beschreibt, wie sich im Zuge der „Me Too“-Bewegung ein Konsens-Diskurs entwickelte, durch den zumindest im Privaten sexuellen Übergriffen und Missbrauch vorgebeugt werden soll. Aufbauend auf dem „Nein bedeutet Nein“ der Kampagnen gegen sexuelle Gewalt der 70er-Jahre, soll ein klar formulierter Konsens den Missständen in unserer Sexualkultur entgegenwirken.
Dabei ist es vor allem an der Frau zu formulieren, ob sie will und wenn ja, was genau sie will. Ähnlich wie in den 80ern, als wir lernten, den Gebrauch von Kondomen zu thematisieren und uns vor HIV zu schützen, versprechen sich die Anhängerinnen der Konsens-Unterhaltung guten Sex ohne bitteren Nachgeschmack. Deutliche Worte sollten endlich Klarheit in die sexuelle Grauzone bringen.
Dass eine solche Konsens-Unterhaltung zwischen zwei potenziellen Sexualpartnern die Wunderwaffe sowohl gegen sexualisierte Gewalt als auch gegen schlechten Sex sein soll, gegen diese Vorstellung richtet sich Angels „Morgen wird Sex wieder gut“. Der Titel bezieht sich auf einen Satz von Michel Foucault, der 1976 in „Der Wille zum Wissen“ den Trugschluss der progressiven Bourgeoisie beschreibt, dass „wir nur endlich die Wahrheit über Sexualität sagen müssen, um uns von der moralisierenden Umklammerung (...) zu befreien.“ Den Trugschluss also, dass Sex und das Reden über Sex unweigerlich zur politischen Emanzipation führen.
Angel hinterfragt den „Selbstvertrauensfeminismus“, der von Frauen verlangt, zu jeder Zeit zu wissen, was sie wollen und was nicht, und ihnen so das Gefühl vermittelt zu versagen oder selbst für ihr Unglück verantwortlich zu sein, wenn ihnen das nicht gelingt. Dabei beschreibt sie die allgegenwärtige Diskrepanz zwischen der Selbstbestimmungsrhetorik, mit der wir öffentlich über weibliche Sexualität reden, und der Realität, wie sie von Frauen erlebt wird. Eine Realität, die eben oft so viel verwirrender und von Zwängen und Gefahren geprägt ist, als wir uns eingestehen wollen.
Doch nur weil Angel den Wert einer Konsens-Unterhaltung infrage stellt, bedeutet das nicht, dass sie sich auf die Seite der Relativierer und Entschuldiger stellt und wie Catherine Deneuve & Co. im deklarierten Konsens den Untergang der Erotik sieht. Konsens ist für Angel das absolute Minimum. Aber die Absenz einer Straftat, das stellt Angel auf sehr kluge und differenzierte Art dar, heißt noch lange nicht, dass der Sex auch wirklich gut ist und sich die Frau dabei wohlfühlt.
Ihr Buch ist als Versuch zu verstehen, die Nuancen für den Feminismus wiederzuentdecken. Nein heißt immer noch Nein bei Angel. Aber auch eine Frau, die sich über ihre Bedürfnisse nicht ganz im Klaren ist, die nie gelernt hat, ihr Begehren zu formulieren, oder einfach nur betrunken ist, hat ein Recht darauf, ohne sexuelle Gewalt zu leben und auch Lust zu empfinden.
„Schlechter Sex ist“, so Angel „ein politisches Thema“, denn er reflektiert eine allgemeine Schieflage von Macht und Lust. Einer Schieflage, die zum Beispiel dadurch bedingt ist, dass Frauen immer noch beigebracht wird, sich „übermäßig um die Gefühle der Männer zu sorgen“, dass Frauen immer noch damit rechnen müssen, dass ihr sexuelles Verlangen als Grundlage genommen wird, „um männliche Gewalt zu rechtfertigen“.
Oder dass eben junge Frauen durch allgegenwärtige Online-Pornografie sich unter Druck gesetzt fühlen, in sexuelle Handlungen einzuwilligen, die sie im Nachhinein als traumatisch empfinden. Ein Akt des Begehrens, so Angel, ist für Frauen im Alltag oft immer noch eine Form des sozialen, emotionalen wie auch physischen Risikomanagements.
„Morgen wird Sex wieder gut“ ist kein Ratgeber, wie wir das verwirrende Labyrinth kindlicher Prägung, Scham, Macht, Lust, Begehren und Verletzlichkeit, das da heißt Sexualität, navigieren sollen. Vielmehr beschreibt Angel, dass Verwirrung und Verletzlichkeit zur weiblichen Erfahrung von Sexualität immer noch dazugehören. Dass die Dinge eben komplizierter sind, als wir sie uns im Eifer unserer Empörung gerne zurechtreden.
Dass die Rettung selten in der schnellen Antwort oder dem selbstgerechten Rat, sondern immer in der Freiheit der sokratischen Ratlosigkeit liegt. Zu wissen, dass ich nichts weiß, macht mich genauso wenig zu einer schlechten Feministin, wie wenn ich dem Exhibitionisten im Naturschutzgebiet keins auf die Nase oder sonst wohin gebe.
Von der Filmkritikerin und Autorin Katja Eichinger erschien soeben der Essayband „Liebe und andere Neurosen“ bei Aufbau.
Orte, an denen man sich richtig sicher fühlen kann? Scheint es für Frauen noch immer nicht zu geben, an der Côte d’Azur so wenig wie im Münchner Englischen Garten oder sonstwo auf der Welt.
Foto: Norbert Scanella/IMAGO/PanoramiC
Katherine Angel:
Morgen wird Sex
wieder gut. Frauen und
Begehren. Aus dem
Englischen von Zoë Beck und Annika Domainko. Hanser, München 2022.
175 Seiten, 22 Euro.
Konsens ist das Minimum, sagt
Katherine Angel.
Foto: Stacey Yates
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
"Angels Standpunkte sind deshalb überzeugend, weil sie sich nicht vereinnahmen lassen. Sie mutet uns zu, in Widersprüchen zu denken." Angelika Eck, Psychologie Heute, November 2022

"Ein wichtiges und sehr lesenswertes Buch." Katja Eichinger, Süddeutsche Zeitung, 10.09.22

"Das Buch der Stunde ... Kenntnisreich, klug und pointiert." Felice Gallé, Falter, 10.08.22

"Eine absolut lesenswerte, differenzierte Studie" Andrea Heinz, Der Standard, 24.07.22

"Ein genauso kluges wie streckenweise poetisches Buch." Heike Blümner, Focus, 04.06.22

"Angel stellt neugierig Fragen, was nötig ist, damit guter, selbstbestimmter Sex entstehen kann." Silvia Feist, Emotion, Juli 2022

"Angel zerlegt die Widersprüche der aktuellen feministischen Debatten und lotet die Möglichkeiten einer Intimität auf Augenhöhe aus." Brigitte Woman, Juli 2022

"Ein manchmal bitterer, wenn auch großer Lesegenuss!" Maxi Beigang, Berliner Zeitung, 26.04.22