Ein lesenswertes Buch über ein interessantes Phänomen
Wohl kein Volk aus alten Zeiten ist im modernen Sprachgebrauch so fest verankert wie die Vandalen. Die Legende vom sprichwörtlichen Vandalismus wurde wohl geprägt durch die Eroberung und Plünderung Roms durch einen Heerzug der Vandalen.
Roland Steinacher erzählt in seinem populärwissenschaftlichen Buch vom rasanten Aufstieg und…mehrEin lesenswertes Buch über ein interessantes Phänomen
Wohl kein Volk aus alten Zeiten ist im modernen Sprachgebrauch so fest verankert wie die Vandalen. Die Legende vom sprichwörtlichen Vandalismus wurde wohl geprägt durch die Eroberung und Plünderung Roms durch einen Heerzug der Vandalen. Roland Steinacher erzählt in seinem populärwissenschaftlichen Buch vom rasanten Aufstieg und anschließendem Untergang der Vandalen. Das ostgermanische Volk beherrschte von 429 bis 534 Teile von Nordafrika - und 455 wurde Rom geplündert.
Roland Steinacher geht es vor allem um die historische Einordnung dieser Zeit, und dabei beseitigt er auch einige Mythen. Dabei bezieht er sich auf die jüngeren Forschungsresultate. Da ist von der so genannten Völkerwanderung keine Rede mehr. Westgoten, Vandalen und Sueben werden nicht als eigenständige ethnische Gruppen gesehen, sondern als eine Art Untergruppe des römischen Militärs. Die Einzelheiten will ich hier nicht referieren, aber diese neuen Ansätze fand ich für historisch interessierte Leser überaus spannend. Vergleiche mit anderen germanischen Völker gibt es nur am Rande.
Reichen unternimmt Steinacher nur gelegentlich. Das liegt daran, dass sich für ihn das Phänomen des Vandalenreichs durch viele regionale Machthaber erklärt. Beispielsweise die Herrschaft des Heraclianus oder Bonifatius, aber auch die weiterer Potentaten, deren Identität zwischen römischem General, römischem Usurpator und maurischem Berberchef wechselte. Davon hebt sich das Königreich der Vandalen vor allem durch sein Mitwirken in der Reichspolitik ab.
Die Zeit, in der Vandalen von Karthago aus große Teile des römischen Nordafrika beherrschten, war offenbar eine wirtschaftlich gute Zeit. Ressourcen mussten nicht mehr an Rom geliefert werden. Das Ende erfolgte dann eher zufällig, wie Steinacher eingehend schildert. Justinian plante nicht die Rückeroberung des Vandalenreichs, sondern wollte zugunsten des von Gelimer gestürzten Hilderich eingreifen. Als die Römer jedoch landeten, waren große Teile der vandalischen Armee gerade mit der Niederschlagung einer Erhebung in Sardinien beschäftigt. Das Königreich konnte ohne Probleme erobert werden. Der Autor schildert zahlreiche Aspekte der Geschichte der Vandalen, und bietet auch dem interessierten Laien viele neue Kenntnisse. Ein lesenswertes Buch über ein mehr als interessantes Phänomen der Geschichte.