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'Steh auf und iss!', sagt der Engel zum Propheten Elia, als dieser sich in der Wüste unter einen Wacholder legt, um zu sterben. In den neuen Gedichten von Nadja Küchenmeister, die an den Kern einer tief verborgenen Traurigkeit rühren und zugleich von einer Sehnsucht nach dem Hellen getrieben sind, lebt diese Mahnung fort. Und so macht sich die Schriftstellerin erneut auf die Suche nach der verlorenen Zeit. Jede Nacht birgt einen Abgrund, jeder Morgen ist ein Versprechen.Mit sicherem Gespür für das treffende und klare Bild gelingen Nadja Küchenmeister kurze Momentaufnahmen des Glücks ebenso wie…mehr

Produktbeschreibung
'Steh auf und iss!', sagt der Engel zum Propheten Elia, als dieser sich in der Wüste unter einen Wacholder legt, um zu sterben. In den neuen Gedichten von Nadja Küchenmeister, die an den Kern einer tief verborgenen Traurigkeit rühren und zugleich von einer Sehnsucht nach dem Hellen getrieben sind, lebt diese Mahnung fort. Und so macht sich die Schriftstellerin erneut auf die Suche nach der verlorenen Zeit. Jede Nacht birgt einen Abgrund, jeder Morgen ist ein Versprechen.Mit sicherem Gespür für das treffende und klare Bild gelingen Nadja Küchenmeister kurze Momentaufnahmen des Glücks ebenso wie weite erzählerische Bögen. Mit wunderbarer Detailgenauigkeit, mal innig und zart, dann wieder herb und lakonisch, geht sie den Spuren ihrer Herkunft nach, schreibt die Geschichte der Liebe fort und beleuchtet fremde Schicksale. Ihre einprägsame, melodische Sprache lockt abgesunkene Bilder und Töne hervor und verwebt sie zu einem furiosen Gesang über Leben und Tod.
Autorenporträt
Nadja Küchenmeister, geboren 1981 in Berlin, lebt dort als freie Schriftstellerin. Für ihren vielbeachteten Debütband Alle Lichter erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Stahl-Literaturpreis und den Ulla-Hahn-Autorenpreis. Für Gedichte des vorliegenden Bandes wurde sie mit dem Mondseer Lyrikpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensentin Angelika Overath singt eine Hymne auf Nadja Küchenmeisters zweiten Gedichtband "Unter dem Wacholder". Ganz verzaubert lässt sie sich von der jungen Lyrikerin mitnehmen auf eine klangvolle Reise in den Raum zwischen Kindheit und erster Erkenntnis der Endlichkeit, der so intensiv beschrieben ist, dass es der Kritikerin bisweilen schaudert. Als mit Terzinen flirtende, "dinggläubige Gebete" bezeichnet sie Küchenmeisters Gedichte, die den Vergleich mit Dante, Rilke, Eliot, Benn, Baudelaire oder Tom Waits nicht zu scheuen brauchen. Und doch gelingt es der Dichterin einen ganz eigenen Ton im "Weltinnenraum-Sound" des 21. Jahrhunderts zu finden, lobt Overath. Und wie Andacht hier von einem herrlich "schnoddrigen" Ton abgefangen wird, ringt der Kritikerin ohnehin höchste Anerkennung ab.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.02.2015

In der Bibel käme jetzt ein Engel
Angriff mit Ambition: Nadja Küchenmeister legt ihren zweiten Gedichtband vor

Als Nadja Küchenmeister 2010 mit "Alle Lichter" debütierte, überraschte sie mit dem Verzicht auf den Gestus von Kühnheit und Radikalität. Die kaum dreißigjährige Dichterin gab sich eher still und diskret, als Tagträumerin mit einem Interesse für "verblasste bilder, dünne briefumschläge" und als Melancholikerin mit der Frage: "wird denn auch dieser tag // einmal zu ende gehen?" Das Idyllische war mit Charme vorgetragen, wozu ein Schuss Selbstverliebtheit passte: "jemand ruft jetzt // deinen namen, zwei silben, die du gerne / sprichst: na-dja, na-dja." Charmiert war auch die Kritik. Küchenmeisters Gedichte, so hieß es, seien "sanft und gelassen", "sanft und doch wagemutig" oder gar "von einer großen sanften Melodie".

Jetzt gibt es ein zweites Buch, und es gilt die Probe auf Debütantenlob und -bonus. In ihrem neuen Band "Unter dem Wacholder" setzt Küchenmeister fort, was sie für bewährt hält, nimmt aber auch Ambitionierteres in Angriff. Was das Idyllische angeht, formuliert sie es gern prototypisch bis in die Nähe der Selbstparodie. Da verschafft sich ein trostbedürftiges Ich einen heimeligen Hintergrund: "der kleine schirm // an der garderobe, die hausschuhe auf der fensterbank und wie das holz im ofen mählich krachte." Wenig später geriert sich die Idyllik juvenil: "ich gehe nicht mehr vor die tür, solange / der vorrat an fruchtgummi reicht." Wie verlässlich ist ein lyrisches Ich, das sich in solchen idyllischen Kulissen bewegt? Selbst wenn die "liebe nadja" einen Brief erhält, sind wir nicht mehr sicher, es mit jener Person zu tun zu haben, die diese Gedichte schrieb.

Zweifellos hat die tatsächliche Autorin den Ehrgeiz, ihre Kleinmalerei zugunsten größerer Bezüge zu übersteigen. So etwa in dem dreiteiligen Gedicht, das dem Band seinen Titel gab. "Unter dem Wacholder" verweist auf die Geschichte vom Propheten Elia, der sich unter einen Wacholder legt, um zu sterben. Da sagt der Engel zu ihm: "Steh auf und iss!" Auf diese Szene wird im Gedicht angespielt, ohne für dessen inneres Thema entscheidend zu werden. Zwar heißt es anfangs einmal "etwas betet / in mir", doch das Religiöse, also auch der Elia-Bezug, ist für die Gedichtwelt äußerlich: "in der bibel käme jetzt ein engel ...".

Aber wir sind nicht in der Bibel. Wir sind in einem Gedicht, das um Liebe und Liebeserfüllung kreist, bis es merkwürdig ambivalent, nämlich so resignativ wie triumphal schließt: "wir berühren uns nicht, nie mehr." Das Gedicht hat für sein altmodisches Thema, den Verzicht auf Sex, einen schönen Ton gefunden, wäre da nicht die flache Wendung: "ach, könnten die körper doch telefonieren."

Man begreift von hier aus, dass die Dichterin sich unter den Großen des literarischen Kanons umgesehen hat. Von Claudius und Hebel bis zu Rilke und Jandl, von Baudelaire bis Eliot. Mehrfach nimmt sie auf Stefan George Bezug. So ist "juli-schwermut" von Zitaten aus Georges gleichnamigem Gedicht durchzogen; so auch der Schluss: "irgendwann, der blumen müd, hast du den Sommer zugemacht." Mit Georges Aversion gegen die pure Vitalität kann Küchenmeister durchaus etwas anfangen. Die Relationen stimmen.

Merkwürdig wenig dagegen fällt der Autorin zu Baudelaire ein. Ein kurzes Gedicht unter dem entliehenen Titel "die blumen des bösen" handelt von einem Paar, das sich an einem Winterabend verirrt glaubt und schließlich ins Helle kommt: "wir fragen nicht nach. so / schmilzt auch die wolke im nächtlichen himmel / und was wir uns sagen, da blüht schon der tag." Da ist weder von Blumen noch vom Bösen die Rede, geschweige von einem Bezug zu Baudelaire überhaupt. Doch in den Anmerkungen wird schlicht vermerkt: "Vgl. Charles Baudelaire." Ein schlichter Neunzeiler soll offenbar das größte Gedichtwerk des neunzehnten Jahrhunderts evozieren. Eine falsche Proportion.

Vielleicht hat Küchenmeister sich in ihrem zweiten Gedichtband zu sehr an eine Devise der Beach Boys gehalten, die sie einmal als Motto zitiert: "Tell the teacher we're surfin'." Man kann die Größe der Lehrer beim Surfen auch aus den Augen verlieren. Das Große hat eben seinen eigenen Widerstand.

Wo die Autorin sich ans Mittlere hält, zeigt sie ihren bewährten Charme. So bei William Carlos Williams. Zu seinem berühmten Gedicht von den Pflaumen im Eisschrank schreibt sie diese hübsche Kontrafaktur: "ich habe das handtuch genommen / das im badezimmer hing. du wolltest / es sicher in die wäsche tun. verzeih mir / es war herrlich, so feucht und so kühl." Lesen wir das als eine feine erotische Nuance, auch wenn wir vielleicht ein trockenes und sauberes Handtuch vorziehen.

HARALD HARTUNG.

Nadja Küchenmeister: "Unter dem Wacholder". Gedichte.

Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2014. 112 S., geb., 18,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Unter dem Wacholder gehört unbedingt in die vordere Reihe der zahlreichen Gedichtbände der letzten Jahren, denen Haltbarkeit über den Eintagsruhm hinaus eingeschrieben ist.« Jürgen Brôcan, Fixpoetry »Nadja Küchenmeister gehört zu den überraschendsten Stimmen der neuen Lyrik.« Angelika Overath, Neue Zürcher Zeitung »Küchenmeisters Gedichtsprache hat eine individuelle Melodie.« Gabi Schlag, SWR2 Buch der Woche »Ganz bezaubernd. Jedes ihrer leisen, sanften Gedichte zeichnet ein Stimmungsbild, lässt Seelenzustände sinnlich werden.« Wiebke Porombka, Zeit Online »Ein großer Wurf.« Hajo Steinert, Deutschlandfunk Büchermarkt »Sprachlich prägnant, ungeheuer melodisch und mitunter überraschenden Drehungen navigiert sich die Berlinerin durch die Höhen und Tiefen des Lebens.« Mareike Bannasch, Kreiszeitung Syke »Lichtfunken im Jammertal: Nadja Küchenmeister weiß, sie zu zünden.« Björn Hayer, Neues Deutschland »Schonungslos eindeutige Bilder. Deutschlandfunk