Ein hervorragend recherchiertes und interessant geschriebenes Buch
Raphael Honigstein hat ein Fußballbuch geschrieben, auf das man vor dieser Europa-Meisterschaft geradezu gewartet hat. Allerdings ist der Untertitel leicht irreführend. Dort heißt es: “Wie sich der deutsche Fußball neu erfand”.
Denn natürlich hat sich der deutsche Fußball nicht neu erfunden, sondern günstige Umstände haben dazu…mehrEin hervorragend recherchiertes und interessant geschriebenes Buch
Raphael Honigstein hat ein Fußballbuch geschrieben, auf das man vor dieser Europa-Meisterschaft geradezu gewartet hat. Allerdings ist der Untertitel leicht irreführend. Dort heißt es: “Wie sich der deutsche Fußball neu erfand”. Denn natürlich hat sich der deutsche Fußball nicht neu erfunden, sondern günstige Umstände haben dazu geführt, dass einige Trainer mit ihren Innovationen plötzlich Gehör fanden. Das wird zuweilen an der Amtsübernahme von Jürgen Klinsmann festgemacht, aber Honigstein zeigt sehr deutlich, dass es bereits vorher viele Mosaiksteine gab, die dann endlich an den richtigen. Platz gesetzt wurden.
Rückblickend vom Sieg im Endspiel der Weltmeisterschaft 2014 - jedem Spiel ist ein eigenes Kapitel gewidmet - schildert Honigstein den für Außenstehende scheinbar wundersamen Prozess der Entwicklung von Rumpel-Fußballern zur besten Mannschaft der Welt. Schlüsselspieler werden vorgestellt, aber eben auch die radikal veränderte Jugendförderung durch DFB und Bundesliga. Der Autor schildert mit viel Hintergrundwissen den Einfluss der von ihm so genannten schwäbischen Fußballlehrerschule bei der Einführung von Viererkette und ballorientierter Raumdeckung, oder bei der Revolution der Spielanalyse.
Honigstein beschreibt, wie Dietrich Weise seine Anregungen zur Schaffung von Nachwuchsleistungszentren bei den Bundesligisten und DFB-Stützpunkten in der Fläche schon 1996 gegeben hat. Jeder junge Fußballer in Deutschland sollte gefördert werden, damit niemand übersehen wird. Die Resultate dieser revolutionären Veränderungen sind an jedem Spieltag auf den Plätzen zu sehen.
Zehn Jahre nach Einführung der Zentren kommt mehr als die Hälfte der aktuellen Bundesligaspieler aus diesen Kaderschmieden. “Der Vierte Stern” ist ein hervorragend recherchiertes und interessant geschriebenes Buch, mit jeder Menge Fakten und Anekdoten - und wird auch nach der Europameisterschaft 2014 noch lesenswert sein.