Der Autor geht von den Annahme aus, dass der Taylorismus auch heute, nach hundert Jahren, noch seine Wirkung zeigt:
>Die Mitarbeiter sind die Affen, die von den weisen und gebildeten „Leitern“ geführt werden müssen. oeconomicus zu tun, der sich bekanntlich egoistisch und rational verhalte. Ein „Zombie“, wie Zeuch meint. Wenn
…mehrDer Autor geht von den Annahme aus, dass der Taylorismus auch heute, nach hundert Jahren, noch seine Wirkung zeigt:
>Die Mitarbeiter sind die Affen, die von den weisen und gebildeten „Leitern“ geführt werden müssen.<
Außerdem habe man es im Unternehmen und auf dem Markt mit dem Homo oeconomicus zu tun, der sich bekanntlich egoistisch und rational verhalte. Ein „Zombie“, wie Zeuch meint. Wenn auch ein paar Wirtschaftswissenschaftler (Wöhe, Malik) ihn noch nicht für tot erklärt haben, spielt er auch dort heute keine Rolle mehr, wie der Leibniz-Preisträger Axel Ockenfels schon 2005 feststellt: Es sei eben nur eine Fiktion. In der Praxis hat das Modell noch nie eine Rolle gespielt. Ein Verkaufsleiter weiß sehr wohl, dass man Gefühle ansprechen muss, wenn man eine Kaufentscheidung zu seinen Gunsten beeinflussen will. Und ein Personalreferent weiß sehr wohl, dass die Entscheidung, wer eingestellt wird, nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Bauch gefällt wird.
Bleibt die Frage: Kennt der Autor nicht Praxis nicht? Das ist eher unwahrscheinlich. Ich nehme an, dass er provozieren will, bewusst übertreibt, damit sein Gegenmodell der „subversiven Intuition“ umso strahlender wirkt. Was er beschreibt, ist fast schon ein Horrorszenario: Die Mitarbeiter in Unternehmen sind der „Rohstoff der Unternehmen“, die nur auf Gewinnmaximierung fixiert sind. Dort herrsche nämlich „sozialdarwinistischer Krieg, aller gegen alle.“ Dem setzt Zeuch sein Intuitionsmodell entgegen. Seine Grundannahme lautet: Menschen wollen gestalten und sich für ihre Arbeit begeistern. Das klingt so ähnlich wie die Theorien X und Y des Amerikaners Douglas McGregor aus den 60er Jahren. Die Theorie X ist der Taylorismus, wie Zeuch ihn darstellt, die Theorie Y hört sich bei ihm so an:
- Selbstverwaltung statt Hierarchie
- Improvisation statt Planung
- Fehler in Mehrwert verwandeln
- Intuitives Gespür für das Mögliche
- Vertrauen in die eigene Wirksamkeit.
Der Autor plädiert für eine neue Entscheidungskultur: Erfolg durch „professionelle Intuition“, die trainierbar sei. Das Buch enthält Erfolgsgeschichten, die man nicht zwangsläufig mit Intuition in Verbindung bringt. Studienabbrecher wird erfolgreicher Unternehmer oder zwei Ärzte revolutionieren durch Selbstversuch die Heilung von Magengeschwüren und erhalten dafür den Nobelpreis. Beim Studienabbrecher war es die Phantasie und die Risikobereitschaft und bei den Ärzten, die keine Spezialisten sind, war es Zufall.
Das Buch ist flüssig geschrieben und gibt Anregungen, sich mit dem Thema Intuition zu befassen. Der Autor vermarktet seine Idee. Das ist mutig.
Von diesem Buch bin ich deshalb enttäuscht, weil ich erwartet hatte, Beispiele zu finden, wie Intuition funktioniert bei Personalentscheidungen (welcher Bewerber wird eingestellt?) oder bei Investitionsentscheidungen: Sollen wir zukaufen? Wollen wir überhaupt wachsen?
Karl-Heinz List
www.list-unternehmensberatung.de