Die Verlagsankündigung zum Glückshandbuch stellt die folgenden Fragen: Ist Glück messbar? Kann man lernen, glücklich zu sein? Was passiert eigentlich im Gehirn eines glücklichen Menschen? Kann die Politik zum Glück beitragen? Macht Geld glücklich? Wenn diese Fragen im interdisziplinären Handbuch
beantwortet werden, dann sind die Antworten nicht leicht zu finden. Das ist kein Glücksratgeber, der…mehrDie Verlagsankündigung zum Glückshandbuch stellt die folgenden Fragen: Ist Glück messbar? Kann man lernen, glücklich zu sein? Was passiert eigentlich im Gehirn eines glücklichen Menschen? Kann die Politik zum Glück beitragen? Macht Geld glücklich? Wenn diese Fragen im interdisziplinären Handbuch beantwortet werden, dann sind die Antworten nicht leicht zu finden. Das ist kein Glücksratgeber, der einige Weisheitssprüche zusammenfügt. Das Werk erfordert etwas Aufwand, dann aber profitiert man viel davon. Die fast achtzig Beiträge von Wissenschaftlern aus zahlreichen Disziplinen sind in die folgenden Abschnitte gegliedert:
I. Semantik des Glücks
II. Systematik des Glücksdenkens
Die Geschichte des Glücks
III. Glück in der Antike
IV. Glück im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit
V. Glück im 18. und 19. Jahrhundert
VI. Glück im 20. und 21. Jahrhundert
VII. Glück in den Religionen
VIII. Aktuelle Debatten
IX. Anhang
Viele Laien werden sich zunächst für die letzten drei Abschnitte interessieren. Davon wieder sind diese drei Aufsätze sehr lehrreich: Stefanie Duttweiler über aktuelle Lebenshilferatgeber, Diedrich Diederichsen über Glück in der Popmusik und Jens Eder über Glück im Film. Die Schwemme der Glücksratgeber suggeriert, dass man glücklich werden kann, wenn man nur die Bücher liest. Duttweiler analysiert: Dem Leser wird ein Mangel an Glück nahe gelegt. Da aber Glück optimierbar sei, bedarf es nur der Beratung. Krise und Ratsuche wird permanent und die Glücksratgeber verkaufen sich wie warme Semmeln. Man blicke nur mal auf die Bestsellerlisten der Sachbücher.
Das Glück in den Religionen wird glücklicherweise aus vielen Blickwinkeln analysiert. Sie werden durch zwei Aufsätze über Glück in der Theologie im folgenden Abschnitt "Aktuelle Debatten" ergänzt. Dieser Schwerpunkt auf Religion und Theologie läßt moderne säkulare Glücksvorstellungen zu kurz kommen.
* Der Hedonismus beispielsweise wird reduziert auf einen Konsum-Hedonismus im Kapitel "Glück in der Soziologie" behandelt. Da ein sachliches Stichwortverzeichnis fehlt, kann man sich weitere Stellungnahmen dazu nur schlecht erschließen.
* Den vielfältigen hervorragenden Beleuchtungen des Glücks in der belletristischen Literatur des 19. Jhdt. fehlt Entsprechendes im 20. Jhdt.
* Mir fehlt auch jegliche Bezugnahme auf Viktor Frankl, der durch zahlreiche Werke über den Sinn des Lebens viel Konstruktives zur Glücksdebatte im 20. Jhdt. beigetragen hat.
Solche geringfügigen Mängel sind bei einem Werk diesen Umfangs und Anspruchs kaum zu vermeiden. Sie werden durch die hohe Qualität der Beiträge aufgewogen. Jedem Beitrag folgt ein Literaturverzeichnis. Insgesamt setzt dieses wahrlich interdisziplinäre Handbuch einen wichtigen Akzent gegen die modische oberflächliche Glücksliteratur. Wer über das Glück nachdenkt sollte mit diesem Buch beginnen. Vieles andere ist Zeitverschwendung.