Napoleon steht auf der Höhe seiner Macht. Bosnien, wie fast der ganze Balkan, gehört zum Osmanischen Reich - und in der kleinen bosnischen Stadt Travnik residiert ein Wesir des Sultans. Die Zeit zwischen 1806 und 1813 wird von ihren Einwohnern jedoch "Jahre der Konsuln" genannt: Die Stadt mit ihrem Völkergemisch gerät zum Schauplatz internationaler Diplomatie, als ein französischer und ein österreichischer Konsul hierher entsandt werden. Sie werben gegeneinander um die Gunst des Wesirs, halten es letztlich aber nur miteinander aus. In diesem 1942 vollendeten Roman, der nun in überarbeiteter Übersetzung vorliegt, hat der Nobelpreisträger Ivo Andric aus seiner Heimatstadt eine zeitlose Bühne der Welt geschaffen.
"Wer dieses Buch liest, wird mehr über die Region am Balkan verstehen und wie ihre Historie auch in der Gegenwart Wellen schlägt." Bernhard Flieher, Salzburger Nachrichten. 24.09.16
"In einer Nusschale erleben wir hier ein Kapitel Weltgeschichte." Manfred Papst, NZZ am Sonntag, 30.10.16
"Wie dieser Roman individuelle Charaktere mit einem großen historischen Panorama verzahnt, sucht seinesgleichen und ist Lesegenuss wie Erkenntnisgewinn zugleich." Cornelius Hell, Ö1 ex libris, 08.01.17
"Andric ist ein Weltmeister der Beschreibung von Menschen und Milieus. So hinreissend lebensprall und eigensinnig sind seine Figuren, so dass es kein Unglück ist, wenn er über der Lust an Episoden und Details mitunter die Erzählökonomie aus den Augen verliert." Andreas Breitenstein, NZZ, 09.02.17
"In einer Nusschale erleben wir hier ein Kapitel Weltgeschichte." Manfred Papst, NZZ am Sonntag, 30.10.16
"Wie dieser Roman individuelle Charaktere mit einem großen historischen Panorama verzahnt, sucht seinesgleichen und ist Lesegenuss wie Erkenntnisgewinn zugleich." Cornelius Hell, Ö1 ex libris, 08.01.17
"Andric ist ein Weltmeister der Beschreibung von Menschen und Milieus. So hinreissend lebensprall und eigensinnig sind seine Figuren, so dass es kein Unglück ist, wenn er über der Lust an Episoden und Details mitunter die Erzählökonomie aus den Augen verliert." Andreas Breitenstein, NZZ, 09.02.17
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.08.2018NEUE TASCHENBÜCHER
Beängstigende
Freundlichkeiten
Napoleon ist geschlagen – was wird aus Travnik? Ivo Andrić könnte gut eine seiner Romanfiguren sein. Ein serbischer Gesandter, ein russischer Diplomat, ein französischer Unterhändler. Er wäre so gerne ein Vermittler zwischen Ost und West, hat er in seiner Nobelpreis-Dankesrede gesagt, und in seiner einnehmenden Art zu erzählen, ist Andrić dieser Vermittler. Er stammt noch aus dem k.u.k.-Bosnien des vorletzten Jahrhunderts, dem kleinen Travnik mit seinen stolzen Bewohnern. Dort, wo man wusste, dass es wichtiger war, den provinziellen Stolz zu behalten und daraus weltbürgerliche Großzügigkeit zu entwickeln, als umgekehrt. Wo Völker, Armeen, Religionen sich in ein kleines Tal zwängen, als seien sie eine Familie, aber wo jeder doch nur Luft hat, wenn er den Abstand zum Nachbarn einhält. Der Stolz erleichtert das. Aber was passiert, wenn fremde Truppen eindringen, wenn sich Diplomaten auf einmal fürchten vor den „orientalischen Freundlichkeiten, von denen man eine Gänsehaut bekam“? Und dann will der Wesir auch noch ein Heer gegen Serbien aufstellen. Wohin soll das alles führen? Heute wissen wir es. Andrić erzählt, wie es dazu kommen musste.
HELMUT MAURÓ
Ivo Andriċ: Wesire und Konsuln. Deutsch von Hans Thurn, überarbeitet von Katharina Wolf-Grießhaber. dtv, München 2018.
654 Seiten, 12,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Beängstigende
Freundlichkeiten
Napoleon ist geschlagen – was wird aus Travnik? Ivo Andrić könnte gut eine seiner Romanfiguren sein. Ein serbischer Gesandter, ein russischer Diplomat, ein französischer Unterhändler. Er wäre so gerne ein Vermittler zwischen Ost und West, hat er in seiner Nobelpreis-Dankesrede gesagt, und in seiner einnehmenden Art zu erzählen, ist Andrić dieser Vermittler. Er stammt noch aus dem k.u.k.-Bosnien des vorletzten Jahrhunderts, dem kleinen Travnik mit seinen stolzen Bewohnern. Dort, wo man wusste, dass es wichtiger war, den provinziellen Stolz zu behalten und daraus weltbürgerliche Großzügigkeit zu entwickeln, als umgekehrt. Wo Völker, Armeen, Religionen sich in ein kleines Tal zwängen, als seien sie eine Familie, aber wo jeder doch nur Luft hat, wenn er den Abstand zum Nachbarn einhält. Der Stolz erleichtert das. Aber was passiert, wenn fremde Truppen eindringen, wenn sich Diplomaten auf einmal fürchten vor den „orientalischen Freundlichkeiten, von denen man eine Gänsehaut bekam“? Und dann will der Wesir auch noch ein Heer gegen Serbien aufstellen. Wohin soll das alles führen? Heute wissen wir es. Andrić erzählt, wie es dazu kommen musste.
HELMUT MAURÓ
Ivo Andriċ: Wesire und Konsuln. Deutsch von Hans Thurn, überarbeitet von Katharina Wolf-Grießhaber. dtv, München 2018.
654 Seiten, 12,90 Euro.
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