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Les Verrières. In einer verrotteten Vorstadt tauchen plötzlich Parolen an den Wänden auf, auf denen Gerechtigkeit für Said gefordert wird. Er ist als Fünfzehnjähriger ums Leben gekommen. Der elfjährige Mattia Lorozzi versucht dahinterzukommen, was geschehen ist und trifft auf eine Welt voller Hass, Trauer und Lügen. Er hat keinen Vater mehr und lebt mit seinem Vormund Zephyr Palaisot, einem vierundzwanzigjährigen Nachtwächter, und dessen selbstmordgefährdeter Freundin Gabrielle in einer Wohnung. Seine Mutter hat sich seit Wochen nicht mehr gemeldet, die Schwester ist auf Reisen und taucht erst…mehr

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Produktbeschreibung
Les Verrières. In einer verrotteten Vorstadt tauchen plötzlich Parolen an den Wänden auf, auf denen Gerechtigkeit für Said gefordert wird. Er ist als Fünfzehnjähriger ums Leben gekommen. Der elfjährige Mattia Lorozzi versucht dahinterzukommen, was geschehen ist und trifft auf eine Welt voller Hass, Trauer und Lügen. Er hat keinen Vater mehr und lebt mit seinem Vormund Zephyr Palaisot, einem vierundzwanzigjährigen Nachtwächter, und dessen selbstmordgefährdeter Freundin Gabrielle in einer Wohnung. Seine Mutter hat sich seit Wochen nicht mehr gemeldet, die Schwester ist auf Reisen und taucht erst zu Weihnachten wieder auf. Eine Psychiaterin betreut Mattia, um zu verhindern, dass er in ein Heim gesteckt wird. Zwei Männer lauern ihm und seinem Vormund auf. An die Polizei kann er sich nicht wenden. Sie wird nicht sehr geschätzt in Les Verrières, da sie vor fünfzehn Jahren den jungen Said Zahiti erschossen hat und vor Gericht straffrei ausging. Damals kam es zu Unruhen im Viertel. Mattia war zu der Zeit noch nicht geboren. Er findet heraus, dass Saids Tod mit seinem Vater zu tun hat. Es ist nicht auszuschließen, dass jemand die Tat damals rächen wollte. Mattia begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit, in einer Welt voller Ungerechtigkeit und Rache, in der die Erinnerungen den Hass am Leben halten. Cloé Mehdis in Frankreich mit vielen Preisen gewürdigter Roman Noir ist eine Geschichte, in der die Sätze hart wie in Stein gemeißelt und doch voller Poesie sind.

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Autorenporträt
Cloé Mehdi wurde im Frühjahr 1992 geboren. Während des Studiums begann sie zu schreiben, um sich die Zeit zu vertreiben. Ihr erster Roman, Monstres en cavale, wurde mit dem Prix de Beaune 2014 ausgezeichnet. Für RIEN NE SE PERD (Nichts ist verloren) erhielt sie den PRIX FRANCE BLEU POLAR POCHE 2018, den TROPHY 813 DU MEILLEUR ROMAN FRANCOPHONE 2017, den PRIX MILLE ET UNE FEUILLES NOIRES 2017, den PRIX BLUES & POLAR 2017, den PRIX MYSTÈRE DE LA CRITIQUE 2017, den PRIX ÉTUDIANT DU POLAR 2016 und den PRIX DORA SUAREZ 2017.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Ein Anfang wie aus zahlreichen Krimis: Ein Mann wird aus dem Gefängnis entlassen und draußen warten bereits die Schatten seiner Vergangenheit. In "Gravesend" ist es Ray Boy Calabrese, der 16 Jahre im Gefängnis verbrachte, weil er mit zwei Freunden einen homosexuellen Jungen verprügelte und jagte, sodass der in Panik auf den Belt Parkway rannte und dort überfahren wurde. Nun ist Ray Boy wieder frei - und darauf hat Conway, der Bruder des Opfers, nur gewartet. Dennoch beginnt hier nicht eine typische Rachegeschichte, sondern Boyle ignoriert gängige Muster und nimmt den Anlass, über das Viertel ?Gravesend in Brooklyn zu erzählen. Dorthin ist die 29-jährige Schauspielerin Alessandra zurückgekehrt, nachdem sie in Hollywood keinen Erfolg hatte - und nun befürchten muss, auch sie sei eine Verliererin. Dort lebt Eugene, Teenager und Neffe von Ray Boy, der so gerne so cool wäre wie sein Onkel, dessen Rückkehr er sehnsüchtig erwartet hat. Aber auf Conway und Eugene wartet eine Enttäuschung: Denn Ray Boy sucht keine Vergebung, sondern den Tod. Boyle beweist sehr viel Empathie für seine Figuren, die in ihren Hoffnungen und Wünschen gescheitert sind - und verbindet ihre Schicksale auf beeindruckende Weise, sodass sein Roman von Verbrechen, Schuld und Versäumnissen erzählt.

© BÜCHERmagazin, Sonja Hartl (sh)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.05.2018

Sie wissen nicht, was sie tun
Der Tod ist überall: William Boyles Debüt "Gravesend"

Gravesend, ein Stadtteil im Süden von Brooklyn, eine ganze Welt entfernt von Manhattan, wenngleich nur eine Fahrt mit der Subway. Als könnte der Name etwas dafür, ist dort der Rand des Grabes erreicht, an dem nur noch der Tod steht. Alles in dieser Geschichte geschieht irgendwann nach 2001, die Band Nirvana klingt in den Ohren, Kurt Cobain ist schon tot, und das Album "Nevermind" gibt den Rhythmus vor. Es ist der totale Defätismus, der die Menschen in William Boyles erstem Roman "Gravesend" bestimmt. Aber warum sie so mutlos und verzweifelt sind, das entzieht sich ihrer Reflexion, es gibt keine wirklichen Gründe für diese Stimmung. Sie ist einfach da, so gewiss wie der Tod.

Daraus macht Boyle eine harte, wilde, melancholische Parabel. Weil er von der Unausweichlichkeit des Schicksals und seinen Verflechtungen erzählt, irritierend kompromisslos und kalt - bis sich so etwas wie Rührung einstellt. Es ist nicht so, dass es keine Schulen gäbe, keine Krankenhäuser, keine wie immer schwierigen Kontakte untereinander, zumal zwischen den aus Italien stammenden Familien in Gravesend, keine funktionsfähige Infrastruktur. Es ist nur so, dass niemand die Katastrophe aufhalten kann.

Da ist Conway d'Innocenzio, Ende zwanzig, Angestellter in einem "Rite Aid", der seinen gebrechlichen Vater versorgt und seinen Bruder Duncan rächen will, es aber nicht schafft: "Conway war schon immer eine Komplettniete gewesen. Ohne Aussichten und feige war eine beschissene Kombination." Denn sein Bruder Duncan, der homosexuell war, wurde von einer Bande um Ray Boy Calabrese auf dem Highway zu Tode gehetzt. Dafür saß Ray Boy sechzehn Jahre im Gefängnis; jetzt ist er nach Gravesend zurückgekehrt.

Da ist Ray Boys halbstarker Neffe Eugene, der schlimm hinkt und bei seiner Mutter aufwächst, der seine Frustration mit Ladendiebstählen wettmacht und mit Aufsässigkeit in der Schule - bis er schließlich abhaut. Er schmiedet den Plan für den Überfall auf eine Pokerrunde in Gravesend, um mit dem erbeuteten Geld nach Nova Scotia zu gelangen, seinem Traumland. Eugenes Rollenmodell sind die "Sopranos", die Kult gewordene amerikanische Fernsehserie über eine italoamerikanische Mafiafamilie, die allerdings in New Jersey angesiedelt war.

Eugene ist nur einer von denen in Gravesend, die der Wirklichkeit abhandengekommen sind - und die sich dennoch nicht aus ihren Fängen befreien können. Die Realität lastet dafür auf der vor sich hin vegetierenden Elterngeneration, der jedoch jede Möglichkeit des Verstehens verschlossen ist.

Da ist die attraktive Alessandra Biagini, auch Ende zwanzig, die nach dem Tod ihrer Mutter aus Los Angeles zurückkehrt zu ihrem Vater, nachdem alle Hoffnungen einer Filmkarriere in Hollywood gescheitert sind. Alessandra trifft in Gravesend ihre Klassenkameradin Stephanie Dirello wieder, vielleicht das bedauernswerteste Geschöpf in Boyles Geschichte. Stephanie sieht nicht schön aus, sie lebt bei ihrer bigotten Mutter, arbeitet im selben Laden wie Conway, in den sie unglücklich verliebt ist. Aber es gibt auch für sie keine Chance, nicht einmal für dieses Paar zweier im Leben Zukurzgekommener.

Die Verstrickung der Handelnden nimmt unweigerlich ihren Lauf: Eugene hat bei seinem Plan auf seinen Onkel Ray Boy gesetzt, den er verherrlicht. Doch auch Ray Boy ist eine gebrochene Existenz. Er hat zwar erkannt, dass er an Duncans Tod schuldig ist, ist aber weder imstande, sein Handeln zu bereuen noch sich selbst zu verzeihen, um sich zu befreien - und vielleicht die anderen mit ihm, die in diesem Milieu verkommen.

",Ich will mich nicht entschuldigen', sagte Ray Boy. ,Mit meiner Erziehung oder diesem Scheiß. Ich war einfach, was weiß ich . . . ich war einfach, wie ich war.'" Ray Boy, der Spitzname ist die Fratze seines Charakters, kann kein Erlöser sein. Er will nur eines - seinen eigenen Tod; dafür wird er sorgen. Während die anderen sich verzweifelt abstrampeln in ihren je eigenen Jammertälern, verfolgt er sein Ziel, ohne Gnade für sich und die anderen. Ray Boy ist eine ungeheuerliche, gefährliche Gestalt.

William Boyle, selbst in der Nachbarschaft von Gravesend aufgewachsen, beschreibt seine Figuren allwissend, eine klassische Erzählhaltung ist das. Der Autor hat Verständnis für diese traurigen Gestalten, denen tatsächlich sogar Tragik zuzuerkennen ist; denn sie wissen nicht, was sie getan haben und tun - und vor allem nicht, warum sie so handeln müssen. "Gravesend" nimmt, großartig berechnend, das Muster der antiken Tragödie auf.

ROSE-MARIA GROPP

William Boyle:

"Gravesend".

Kriminalroman.

Aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf.

Polar Verlag, Hamburg 2018. 300 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der "totale Defätismus" schlägt Rezensentin Rose-Maria Gropp aus William Boyles Krimidebüt "Gravesend" entgegen. Der Roman erzählt von einer Handvoll bedauernswerter Existenzen am Rande Brooklyns, die weder Hoffnung auf ein gutes Leben haben noch eine Vorstellung davon. Der eine ist eine Niete, der andere ein Totschläger, der nächste ohne Bezug zur Realität. Gnadenlose Gestalten erlebt Gropp hier auch, gefährliche. Was als "harte, wilde, melancholische Parabel" beginnt, steigert sich in den Augen der Kritikerin zu einer Tragödie antiken Ausmaßes.

© Perlentaucher Medien GmbH