Nicht wenige warfen Isabel Allende bei Erscheinen ihres Romans vor, sie habe sich allzu sehr an Gabriel Garcia Márquez angelehnt, dessen Mythos von Südamerikas Geschichte im Begriff des Magischen Realismus gipfelt. Dem Erfolg ihres Epos machte dies jedoch nichts aus. Das Geisterhaus beschreibt die
bewegende Geschichte Chiles im 20. Jahrhundert. Ein Land, dessen politische Auseinandersetzungen sich…mehrNicht wenige warfen Isabel Allende bei Erscheinen ihres Romans vor, sie habe sich allzu sehr an Gabriel Garcia Márquez angelehnt, dessen Mythos von Südamerikas Geschichte im Begriff des Magischen Realismus gipfelt. Dem Erfolg ihres Epos machte dies jedoch nichts aus. Das Geisterhaus beschreibt die bewegende Geschichte Chiles im 20. Jahrhundert. Ein Land, dessen politische Auseinandersetzungen sich gegen das eigene Volk richtete, dessen Militär sich berufen fühlte, sein Demokratieverständnis der Wirtschaft und Machtanspruch der Oberschicht zu unterwerfen. Allende entgeht der blanken Schwarz-Weiß Malerei, in dem sie anhand einer Familiengeschichte zeigt, wie über Generationen die Politik die Menschen zerstört, wie das Streben nach Besitz eine Härte erfordert, die Unrecht erschafft. Allende webt den Mythos eines Geisterhauses, in das die Menschen nach ihrem Versagen zurückkehren, um ihre Wunden zu lecken. Unrecht wird mit Unrecht vergolten. Die Inthronisierung einer Militärdiktatur dient nicht dem Zweck, das Land zu befrieden. Esteban Trueba, den wir durch die jüngere Geschichte begleiten und dessen moralischen Maßstäbe ihn nicht vor Verblendung schützen, muß miterleben, wie erst seine Frau dem Schweigen verfällt, und er selber beginnt, mit einem Geist zu leben. Ein wunderbares Gleichnis für ein Land, das hat bitter lernen müssen, seine Zerrissenheit zu überwinden. Ein pittoreske Zeitgemälde, das es schafft, ein Gefühl für den Schrecken über die Grenzen hinaus zu versenden, den Chile zu der Zeit befallen hat, und gleichzeitig die Möglichkeit eröffnet, die Liebe zu diesem Land zu erneuern.