Zum Siebzigsten Geburtstag von Barbra Streisand schrieb die Süddeutsche Zeitung: “Die selbst für wesentlich zierlichere Näschen obligatorische Operation hat sie verweigert - und am Ende wurde sie nicht trotzdem, sondern deswegen zur Ikone. Die einzige, waschechte Feministin, die es in Hollywood
geschafft hat, obwohl sie immer zugab, dass sie eine ist.”
Bis vor kurzem hätte ich einen solchen…mehrZum Siebzigsten Geburtstag von Barbra Streisand schrieb die Süddeutsche Zeitung: “Die selbst für wesentlich zierlichere Näschen obligatorische Operation hat sie verweigert - und am Ende wurde sie nicht trotzdem, sondern deswegen zur Ikone. Die einzige, waschechte Feministin, die es in Hollywood geschafft hat, obwohl sie immer zugab, dass sie eine ist.”
Bis vor kurzem hätte ich einen solchen Satz wahrscheinlich überlesen. Und wenn er mir aufgefallen wäre, hätte ich mir die Frage gestellt: Was ist eigentlich eine Feministin? Dieselbe Frage stellt Caitlin Moran in ihrem Buch “How to be a woman” und mit dem von ihr auf Seite 101 vorgeschlagenen Schnelltest kann man sie auch gleich selber beantworten: “ a) Haben Sie eine Vagina? b) Möchten Sie selber über sie bestimmen? Sie haben beide Fragen mit “Ja” beantwortet? Herzlichen Glückwunsch! Sie sind eine Feministin.”
Caitlin Moran legt ein rasantes Tempo vor. Da sie schreibt wie sie spricht, hat man beim Lesen das Gefühl einer Gedankenlawine zu folgen. Man muss sich zwingen langsam und genau zu lesen. Vieles ist es einer genaueren Reflexion Wert. Moran erörtert diverse Bereiche. Pubertät, Erotik, Pornographie, Schambehaarung (bzw. die Methoden zur Entfernung derselben), Mode, Kosmetik, Kinder, Abtreibung, Schönheitsoperationen. Ihre Gedankengänge sind oft schräg, der Humor ist britisch und schwarz. Die Sprache ist unverblümt, derb und sehr direkt. Teilweise hat mich das gestört, manchmal hat es mich genervt, oft habe ich die Kraftausdrücke aber einfach ignoriert oder überlesen.
Neben Herz und Schnauze beweist die Autorin auch Mut. In dem Kapitel über Abtreibung legt sie eine sehr persönliche Entscheidung schonungslos offen. In ebenso drastischen wie einfühlsamen Worten plädiert sie für die freie Wahl jeder Frau diese Entscheidung betreffend. Ihre Sichtweise hat mich berührt und sehr nachdenklich gemacht.
Im Abschnitt über ihre Pubertät fällt folgender Satz: “Die Wandlung meines Körpers von etwas, das wenig mehr kann als kacken und puzzeln, in eine Art Zauberladen, der eines Tages sogar Babys im Angebot haben wird, nimmt fast meine ganze Zeit in Anspruch.“ Der “Zauberladen Frau” als Endprodukt der pubertären Metamorphose. Eine schöne Analogie wie ich fand.
“Feminismus ist nichts anderes als die feste Überzeugung, dass Frauen genauso frei sein sollten wie Männer”. Nach der Lektüre hat man eine Ahnung davon, wie das gehen und wie die Inhaberin des “Zauberladens” dabei sogar noch Spaß haben könnte.