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Ungeachtet aller Börsenturbulenzen schreitet der Strukturwandel zur neuen Ökonomie voran. Die Zahl der Internet-Nutzer steigt kontinuierlich und mit hohem Tempo, der elektronische Handel entsteigt den Kinderschuhen, und die Organisation von Produktionsabläufen von der Materialbeschaffung bis zum After-Sales-Service wird zunehmend digitalisiert und integriert. Der Übergang zur neuen Ökonomie ist kein sektorspezifisches Phänomen, sondern ein branchenübergreifender Prozess, der durch das Vordringen von Informationsgütern in praktisch alle Wirtschaftsbereiche geprägt ist. Dieser Strukturwandel hat…mehr

Produktbeschreibung
Ungeachtet aller Börsenturbulenzen schreitet der Strukturwandel zur neuen Ökonomie voran. Die Zahl der Internet-Nutzer steigt kontinuierlich und mit hohem Tempo, der elektronische Handel entsteigt den Kinderschuhen, und die Organisation von Produktionsabläufen von der Materialbeschaffung bis zum After-Sales-Service wird zunehmend digitalisiert und integriert. Der Übergang zur neuen Ökonomie ist kein sektorspezifisches Phänomen, sondern ein branchenübergreifender Prozess, der durch das Vordringen von Informationsgütern in praktisch alle Wirtschaftsbereiche geprägt ist. Dieser Strukturwandel hat weit reichende Konsequenzen für die Wettbewerbsstrategien von Unternehmen und Qualifikationsanforderungen auf den Arbeitsmärkten, die Wettbewerbs- und Regulierungspolitik, die Sozial- und Steuerpolitik sowie die globale Wirtschaftsordnung. Die damit verknüpften Herausforderungen werden von den Autoren herausgearbeitet und mit Blick auf den wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf analysiert.

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Autorenporträt
Henning Klodt, Institut für Weltwirtschaft, Kiel

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2003

Wirtschaftsbuch
Was von der New Economy bleibt
Die New Economy ist tot, es lebe die New Economy – so etwa könnte die Botschaft von Henning Klodt und seinen Koautoren aus dem Kieler Weltwirtschaftsinstitut zusammengefasst werden. Die Neue Ökonomie lebe tatsächlich, versichert der ehemalige Präsident des Instituts, Horst Siebert, im Vorwort. Im Folgenden geht es darum, festzustellen, was von dieser Ökonomie – viele Aktionäre haben sie in wenig guter Erinnerung – geblieben ist und was noch kommen könnte: „Wer die volkswirtschaftliche Bedeutung des Strukturwandels zur neuen Ökonomie erfassen will, muss über den Tellerrand des aktuellen Börsengeschehens hinausschauen.” Fest steht: Die New Economy hat der Wirtschaft viele wichtige Diskussionen beschert, darunter die über die zunehmende Bedeutung der Finanzmärkte, über Liberalisierung und Globalisierung.
Wichtig ist es, den Begriff New Economy zu verstehen. Eine einheitliche Definition existiert nicht. Charakteristisch scheint ein hohes Potenzialwachstum zu sein, wobei das durch Innovationen vorangetriebene Produktivitätszuwachs den wichtigsten Motor dieser Bewegung ausmacht. Klodt sieht die Weltwirtschaft in einer Umbruchphase; die industrielle Ökonomie gehe in eine neue Form über, die durch Erzeugung, Verarbeitung und Verbreitung von Informationen geprägt sei. Ähnlich wie beim Übergang zur industriellen Revolution vollziehe sich der Übergang zur neuen Ökonomie mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen und Regionen. Heute sei der Wettbewerb aber unumkehrbar global geworden ist.
Die Untersuchung geht der Frage nach, ob sich im Strukturwandel und beim Produktivitätswachstum schon Spuren der neuen Ökonomie erkennen lassen. Welche Rolle spielt die Informations- und Kommunikationstechnik (IT)? Zu dieser Frage stellen die Autoren unter anderem fest, dass durch die Entwicklung des World Wide Web die Verbreitung der PCs in den Privathaushalten, aber vor allem in den Betrieben, hohe Akzeptanz gefunden hat. Veränderungen sind eindeutig auf der Mikroebene, etwa bei der Veränderung der Unternehmensstrukturen zu finden. Information ist inzwischen zu einem handelbaren ökonomischen Gut geworden: „So sind beispielsweise Informationen über Kundenpräferenzen durch die IT prinzipiell leichter verfügbar zu machen”.
Aber Klodt stellt auch fest, dass die IT die Transparenz der Wirtschaft zwar erhöhen kann, dies aber nicht zwangsläufig heißt, dass es auch tatsächlich zu mehr Transparenz kommt. Dennoch steht die zunehmende Bedeutung von Informationen als Produktionsfaktoren und als Produkte – als Ergebnis technischer Innovation – im Zentrum der neuen Ökonomie. In einem Kapitel über neue Regeln für die neue Ökonomie analysieren Klodt & Co., welche neuen Herausforderungen sich für den Staat ergeben, national, international und supranational. Die neue Ökonomie setzt keine fundamentalen Gesetzmäßigkeiten außer Kraft. Aber sie verändert die Rahmenbedingungen, unter denen die Unternehmen – und entsprechend auch der Staat – auf den Güter- und Finanzmärkten handeln.
Das Buch ist klar strukturiert und bietet dem Leser einen Überblick über das, was die neue Ökonomie ist, aber auch über das, was sie nicht ist. Der Strukturwandel zur neuen Ökonomie ist in vollem Gange. Das machen die Autoren deutlich.
Indira Gurbaxani
Henning Klodt et al.: Die neue Ökonomie: Erscheinungsformen, Ursachen und Auswirkung,
Springer, Berlin, Heidelberg, New York 2003, 248 Seiten, 64,95 Euro.
Zum Thema
Tausend Wörter
Peter Wippermann (Hrsg.): Duden. Wörterbuch der New Economy, Bibliographisches Institut, Mannheim, 2001, 288 Seiten, 12,90 Euro
Die New Economy hat nicht nur das Wirtschaftsleben verändert, sondern auch die Sprache. Viele unbekannte Begriffe sind aufgetaucht, manches herkömmliche Phänomen wird plötzlich nur noch auf englisch ausgedrückt. Das Wörterbuch erläutert rund 1000 dieser neuen Begriffe und Redewendungen.
IT und mehr
Douglas F. Aldrich und Martin Sonnenschein: Digital Value Network. Erfolgsstrategien für die Neue Ökonomie, Verlag Gabler 2000, 200 Seiten, 29 Euro.
Kevin Kelly: NetEconomy. Zehn radikale Strategien für die Wirtschaft der Zukunft, 237 Seiten, Econ Tb. 8,45 Euro.
Beide Bücher verdeutlichen den Bedeutungszuwachs, den der IT-Bereich für die Industrie, ihre Produkte, ihre Märkte und ihre Organisation erlangt hat.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.06.2003

Die digitale Revolution unter der Lupe der Wissenschaft
Drei Bücher zu Erscheinungsformen, Folgen und Perspektiven der Neuen Ökonomie

Henning Klodt et al.: Die Neue Ökonomie. Erscheinungsformen, Ursachen und Auswirkungen. Springer-Verlag, Berlin 2003, 243 Seiten, 64,95 Euro.

Horst Siebert (Herausgeber): Economic Policy Issues of the New Economy. Springer-Verlag, Berlin 2002, 249 Seiten, 69,95 Euro.

Peter Fischer/Christoph Hubig/Peter Koslowski (Herausgeber): Wirtschaftsethische Fragen der E-Economy. Physica-Verlag, Heidelberg 2003, 432 Seiten, 69,95 Euro.

Typisch Wissenschaft, mag man sich denken: Da hat Otto Normalanleger die Neue Ökonomie in Geist und Portfolio abgehakt, und nun kommen die wissenschaftlichen Sammelbände daher, in denen etwas aufgearbeitet werden soll, an das wir doch eigentlich gar nicht mehr erinnert werden wollen. Brauchen wir jetzt noch Symposien, Sammelbände und Studien zur Neuen Ökonomie?

Ja, sagen die Ökonomen. Sie glauben, daß man diese Studien nicht nur braucht, um neue Forschungsgelder einzusammeln, nein, sie setzen vielmehr auf die lange Frist: Die digitale Revolution habe bereits zu schleichenden Umwälzungen geführt, verändere die Welt in diesem Moment und werde sie in den kommenden Jahren noch viel mehr auf den Kopf stellen. Das sei Herausforderung genug für die Politik, die dabei selbstverständlich der Hilfe der Wissenschaft bedürfe - auch wenn diese Hilfe nicht immer willkommen ist. Abstrahiert man von den Börsenexzessen des Jahres 2000 und dessen Internet-Pleiten, die man als eine Art Wachstumsschmerzen eines neuen Zeitalters interpretieren könnte, so bleibt eine Fülle von Themen, über die man ausgiebig kontrovers diskutieren und theoretisieren kann.

In der Studie von Henning Klodt samt Koautoren werden die wichtigsten Fragen, die man im Zusammenhang mit der Neuen Ökonomie ansprechen kann, erörtert: Welche Produktivitätswirkungen hat die Digitalisierung der Wirtschaft? Wie verändern sich die Produktions- und Unternehmensstrukturen in der Neuen Ökonomie? Was passiert auf den Gütermärkten, in der Finanzbranche und auf den Arbeitsmärkten? Und vor allem: Braucht eine Neue Ökonomie auch eine neue Politik?

Das ist annähernd auch der Themenkreis, der in dem von Horst Siebert herausgegebenen Sammelband in verschiedenen Beiträgen behandelt wird: Hat die Neue Ökonomie sichtbare Spuren in den makroökonomischen Rahmendaten hinterlassen? Sehr empfehlenswert ist hierzu der Beitrag von Kevin Stiroh. Sein Urteil ist ernüchternd: " . . . much of the new economy discussion is not really so new and remains squarely based on old economic theories and models." Dieser Satz bringt auch die größte Schwäche der gesamten Diskussion um die Neue Ökonomie auf den Punkt: Sie gleicht der Suche nach einer schwarzen Katze in einem dunklen Raum - mit verbundenen Augen.

Das beginnt schon mit der Definition des Phänomens: Wenn überhaupt, so wird die Neue Ökonomie zumeist über ihre Erscheinungsformen - Aktienkurse, Produktivitätseffekte, niedrige Inflation, steigende Beschäftigung - oder über ihre Technologien - Internet, Computer, Chips - definiert. Auch auf der theoretischen Ebene finden sich zwar viele lose Enden einer Diskussion - Netzwerkeffekte, natürliche Monopole, externe Effekte und Transaktionskosten (lesenswert dazu ist der Beitrag von Eli Salzberger) -, doch bisher fehlt ein konsistenter theoretischer Rahmen, der hinlänglich bekannte Theorie-Puzzleteile zu einem neuen, konsistenten wirtschaftstheoretischen Weltbild zusammenfügt.

Vielleicht liegt die Ursache dieser Probleme auch darin, daß der Begriff Neue Ökonomie suggeriert, daß man ein gänzlich neues Theoriegebäude vor sich hat, das es zu erschließen gilt. Doch möglicherweise verhält es sich eher so, daß die Lehrbücher nicht neu geschrieben werden müssen, daß nur einige Kapitel neu zu gewichten sind und daß den in den Sammelbänden angeschnittenen Themenkreisen ein wenig mehr Platz in den Lehrbüchern eingeräumt werden muß. Einige Themen werden sich aber trotz Neuer Ökonomie nicht ändern: Bisher fokussiert sich das wirtschaftspolitische Fazit zum Thema Neue Ökonomie vor allem auf den damit verbundenen Strukturwandel, den Übergang von der Industriegesellschaft ins Informationszeitalter. Die wirtschaftspolitischen Rezepturen zum Thema Strukturwandel sind hinlänglich bekannt und werden von der Politik bereits seit Jahren ignoriert. Das soll und wird Ökonomen nicht davon abhalten, sich weiterhin mit der Neuen Ökonomie zu beschäftigen - und wer dies tun will, ist mit beiden Bänden sehr gut bedient.

Wem die wirtschaftspolitischen und wirtschaftstheoretischen Fragezeichen, die hinter dem Begriff Neue Ökonomie stehen, noch nicht groß genug sind, der kann sich in die Diskussion um die Wirtschaftsethik einer Informationsgesellschaft stürzen. Vor allem daß digitale Güter rasch und kostengünstig zu kopieren und verbreiten sind, lädt zu solchen Betrachtungen ein. Aber auch in Konsum, Produktion und Arbeitswelt verändert sich das Leben - was automatisch auch zu ethisch-philosophischen Betrachtungen einlädt. Wer hier streiten, sinnieren und debattieren will, kann zu dem Sammelband von Fischer, Hubig und Koslowski greifen, dessen Beiträge sich diesen Fragen nähern, aber noch viel Raum für weitere Diskussionen lassen.

Viele Fragen, viele Antworten und noch mehr Meinungen: Es bleibt noch viel zu tun. Doch unabhängig, was dabei herauskommt, unabhängig davon, ob es die Neue Ökonomie wirklich gibt oder nicht, zumindest eines steht fest: Sie sorgt dafür, daß der Wissenschaft die Themen nicht ausgehen.

HANNO BECK

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