Wahllos-krampfhaft zusammengetragene, durchaus interessante Texte in eigenartigem Format
Zugegeben, was der Titel verspricht, befindet sich auch im Buch. Dass ein guter Teil der Bräuche aus Deutschland und der Schweiz stammen, schließt ja der Titel ebenfalls nicht aus. Allerdings ist es in meinen
Augen ein kunterbuntes Durcheinander, das bei manchen Beiträgen den Eindruck erweckt: Hauptsache,…mehrWahllos-krampfhaft zusammengetragene, durchaus interessante Texte in eigenartigem Format
Zugegeben, was der Titel verspricht, befindet sich auch im Buch. Dass ein guter Teil der Bräuche aus Deutschland und der Schweiz stammen, schließt ja der Titel ebenfalls nicht aus. Allerdings ist es in meinen Augen ein kunterbuntes Durcheinander, das bei manchen Beiträgen den Eindruck erweckt: Hauptsache, das Buch wird voll! Und weil bei manchen Beiträgen die „Suppe sehr dünn“ ist, wurde das Buch in kleinem Querformat gedruckt und mit mehr oder weniger themenbezogenen ganzseitigen (kleinseitigen) Bildern versehen.
Beispiele bei Bildern: Der Oberteil einer Steinfigur beim Kapitel „Schalten und walten“ – in welchem Bezug diese Figur zum Artikel steht, konnte ich nicht erlesen. Gleiches gilt für das Bild mit brennenden Kerzen bei „Musste es überhaupt der 1. Jänner sein?“ Beim Kapitel „Abschied vom alten Jahr“ sieht man ein helles Winterbild eines jungen Waldes, eigentlich Sträucher.
Textbeispiele: „Dinner for one“ und „Neujahrsbock, Pelzböcke und Strohbären“ (in ganz Deutschland) sind gerechtfertigte „Geschichten und Bräuche“, wenngleich „Dinner for one“ auch so eine „Grenzgeschichte“ ist. Weniger verständlich der Beitrag „Sieben Punkte müssen es sein“, in dem zwei Seiten über Marienkäfer, Mutter Gottes und Blattläuse geschrieben wird. Erst im letzten Satz erschließt sich ein möglicher Zusammenhang mit dem Buchtitel und der ist versteinert und 20 000 Jahre alt. Beim Schornsteinfeger erfährt man etwas aus früheren Feuerordnungen und von Emissionen – nicht uninteressant, nur bringe ich derartige Informationen nicht mit dem Jahreswechsel in Zusammenhang. Wohl das Kapitel über Feuerwerke zu Silvester und die extrem hohe Feinstaubbelastung. Gut geschrieben Herr Kriechbaum, doch „Borstenvieh und Donauwalzer“ haben zumindest mir etwas Unterhaltsames signalisiert und da wie will der Leser vielleicht jetzt nicht Vergleichszahlen über die Feinstaubbelastung lesen. ISO- und DIN-Regeln müssen in einem einigen Kapitel für „Dez.“ und 31-12-2017, 23:59:59 Uhr usw. herhalten (wahrscheinlich im nächsten Buch dann für Ostern).
Und noch ein Beispiel, weshalb ich mit diesem Buch nicht ganz zurechtkomme. Ein Vierzeiler von Joachim Ringelnatz leitet eineinhalb Seiten mit den Worten „Für spöttische Kommentare war Ringelnatz immer gut“ ein. Fällt unter (wahllose) Geschichten.
Nach Neujahrsschreien im Allgäu, dass Fondue und Raclette „echte Silvesteressen“ sind und leichten Schlägen fürs Wohlergehen, kommen doch auch noch einige alpenländische Bräuche zur Sprache. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der in meinen Augen übermäßig dicke Harteinband und die eigenartige Absatzgestaltung (mal zwei Zeilen Abstand, dann wieder gar keine Zeile Abstand zwischen Absätze). Irgendwie wirkt dieses Buch vom Autor „wie von losen Blättern in der Schublade herumliegend“ geschrieben und vom Verlag billig produziert.
Aber, und das ist Grund, weshalb ich das Buch dann doch bis zum Ende gelesen habe: Kriechbaum versteckt in den 240 Kleinseiten durchaus viel Wissenswertes.