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In Andreas Latzkos erfolgreichstem, 1917 erschienenen Buch "Menschen im Krieg" wird die Fratze des Krieges 12 Jahre vor Remarques Roman "Im Westen nichts Neues" ungeschminkt und unverhüllt sichtbar. Es sind Novellen von der Front des Ersten Weltkrieges, aus den Schützengräben, Lazaretten und aus den Städten, die zu den Kriegsgewinnern gehörten - nicht die politischen Ereignisse werden geschildert, auch nicht taktisch-militärische Überlegungen, sondern der Alltag und das Befinden der Soldaten, deren Bewusstsein und dunkle Instinkte. Man begegnet ihrer realen Qual, ihrem Ausgeliefertsein an eine…mehr

Produktbeschreibung
In Andreas Latzkos erfolgreichstem, 1917 erschienenen Buch "Menschen im Krieg" wird die Fratze des Krieges 12 Jahre vor Remarques Roman "Im Westen nichts Neues" ungeschminkt und unverhüllt sichtbar. Es sind Novellen von der Front des Ersten Weltkrieges, aus den Schützengräben, Lazaretten und aus den Städten, die zu den Kriegsgewinnern gehörten - nicht die politischen Ereignisse werden geschildert, auch nicht taktisch-militärische Überlegungen, sondern der Alltag und das Befinden der Soldaten, deren Bewusstsein und dunkle Instinkte. Man begegnet ihrer realen Qual, ihrem Ausgeliefertsein an eine Maschine, deren Zweck letztlich nicht mehr verstanden werden kann. Selbst wem es gelingt, diesem "Duell der Munitionsindustrien" zu entkommen, bleibt ohne Hoffnung zurück. Die Davongekommenen müssen das weitere Leben mit ihren körperlichen und seelischen Verletzungen fristen. Latzko war es ein Anliegen, die Menschen mit seiner Sprache zu packen und ihnen weh zu tun, denn nur was den Menschen durch Erwecken seiner Phantasie zwingt, am eigenen Leib zu fühlen, fügt er seinen Mitmenschen nicht mehr zu.Das in erster Auflage anonym publizierte Werk wurde in 30 Sprachen übersetzt und in allen kriegführenden Staaten verboten. Der Pazifist Latzko wurde, anders als Karl Kraus es in der "Fackel" forderte, vergessen. Dabei mitgeholfen hat die massive Ablehnung der Nationalsozialisten gegenüber dem Altösterreicher und seinem Werk - "Menschen im Krieg" gehörte zu jenen Büchern, die am 10. Mai 1933 den Bücherverbrennungen in Nazideutschland zum Opfer fielen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.12.2014

Andreas Latzkos
„Menschen im Krieg“
Jeder kennt Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“, aber wer spricht noch von Andreas Latzko und seiner Novellensammlung „Menschen im Krieg“, die 1917 in Zürich anonym erschien und über ein Jahrzehnt lang das international bekannteste Anti-Kriegsbuch deutscher Sprache war? Latzko, als Sohn einer ungarisch-jüdischen Großbürgerfamilie 1876 in Budapest geboren, siedelte kurz vor Kriegsausbruch nach München über und kehrte 1918 dorthin zurück. Wegen seines Engagements für die Räterepublik aus Bayern ausgewiesen, lebte er bis 1931 in Salzburg und danach in den Niederlanden, wo er 1943 starb. Als Reserveoffizier des k.u.k. „Ersatzheeres“ war Latzko 1915 an die Isonzo-Front geschickt worden und dort psychisch so schwer erkrankt, dass er sich 1916, nach monatelangen Lazarett-Aufenthalten, zur Rehabilitation nach Davos begeben musste. Dort entstanden, unter dem Eindruck seiner Erlebnisse und der Isonzo-Reportagen der Journalistin Alice Schalek, jene sechs Novellen, die in 15 Sprachen übersetzt wurden und zu den wichtigsten und erschütterndsten Beispielen pazifistischer Literatur zählen. Latzko schildert den Irrsinn und die mörderische Obszönität des Krieges aus der Perspektive der Verwundeten und Traumatisierten mit einer Schonungslosigkeit, gegen die alle medial erzeugten Bilder, ob dokumentarisch oder fiktional, wie weichgezeichnet wirken. Diese Prosa, die ein damals noch unerhörtes Entsetzen in Worte fasst, führt vor Augen, woran die Menschheit sich seitdem in zahlreichen Eskalationsschritten gewöhnt hat, und stellt unbarmherzig die Fragen, die auch in unserer Zeit immer wieder von munterem Waffengeklirr übertönt werden.
KRISTINA MAIDT-ZINKE
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