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NoaS
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Dresden

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2015
Die Liegenden
Serra, Michele

Die Liegenden


sehr gut

Das Buch wäre schon als fiktives literarisches Werk beindruckend. Vielschichtig, formal überzeugend, zum Brüllen komisch und gleichzeitig traurig, tragisch, fast verzweifelt. Dabei ist es gar kein Roman, sondern der - vielleicht etwas pointierte - Erfahrungsbericht eines Vaters, den sicher viele andere Väter (und wahrscheinlich auch Mütter) pubertierender "Kinder" (bzw. junger Erwachsener) gut nachempfinden können. Insgesamt vielleicht ein bisschen sehr "bitter" geraten, ist man - ganz zum Schluss - richtig erleichtert, dass die Geschichte doch noch eine (schor gar nicht mehr erwartete) positive Wendung nimmt.

Bewertung vom 04.03.2015
Auf einen Tee in der Wüste
Jordana, Schwester;Rohmann, Iris

Auf einen Tee in der Wüste


ausgezeichnet

Schwester Jordana lässt den Leser mit einfachen Worten spüren, was Weisheit ist. Eine Ordensfrau, die fest im eigenen Glauben verankert ist, aber gleichzeitig, lebensfroh, weltoffen und interessiert anderen Kulturen, Religionen und vor allem Menschen begegnet, uns an ihren Erfahrungen, Gedanken und Zweifeln teilhaben lässt und sich auch nicht scheut, Absonderlichkeiten der eigenen Religion als solche zu beschreiben (Wenn sie z.B. die Grabeskirche in Jerusalem - immerhin der "heiligste" Ort der Christenheit - als "religiösen Jahrmarkt" bezeichnet; eine Einschätzung, die ich aus eigener Anschauung nur bestätigen kann). Sie lebt und vermittelt eine Toleranz, wie man sie den Konfliktparteien im Nahen Osten (und wo auch immer in der Welt) nur wünschen kann.

Bewertung vom 03.03.2015
Blutsbrüder
Haffner, Ernst

Blutsbrüder


ausgezeichnet

Das Buch - das in einer fast reinen Männer-(bzw. Jungen-)Welt spielt - kann man als Sozialstudie lesen. Vor allem aber ist es eine eindrucksvolle Schilderung des Schicksals Jugendlicher in Grenzsituationen, in einem von Armut und Gewalt geprägten Umfeld. Beeindruckend und berührend sind bei aller äußerlichen Härte und Brutalität vor allem die gleichwohl immer durchscheinenden zwischenmenschlichen, emotionalen, teilweise fast zärtlichen Momente, die Zuversicht und der Lebensmut der Protagonisten, trotz aller Widrigkeiten, Gefahren und Rückschläge. Einige Szenen des Buches werden unvergesslich bleiben und das Bild der beginnenden 30er-Jahre wird um eine bedeutende Facette bereichert. Sogar die bald danach einsetzende politische Entwicklung in Deutschland (die der Autor zum Zeitpunkt der Entstehung des Werkes noch nicht kennen, allenfalls ahnen konnte) wird vor dem Hintergund der geschilderten Schicksale verständlicher.

Bewertung vom 03.03.2015
Menschen im Krieg
Latzko, Andreas

Menschen im Krieg


ausgezeichnet

Ironisch, sarkastisch, komisch und erschütternd gleichzeitig. Großartig und unbedingt lesenswert !

Bewertung vom 03.03.2015
Und alles war still
Lasky, Melvin J.

Und alles war still


gut

Man merkt dem Buch an, dass es nicht als einheitliches Werk (sondern als Tagebuch) geschrieben wurde - auch wenn die Formulierungen vermuten lassen, dass der Autor an eine spätere Veröffentlichung gedacht hat. Die Auswahl der Texte erfolgte posthum, also nicht vom Autor selbst und hätte ruhig etwas "strenger" ausfallen dürfen. Das Buch hat "Längen", Wiederholungen und immer wieder Passagen, die weniger interessant sind.
Insgesamt bietet es aber dennoch einen neuen, interessanten Blick auf ein Deutschland, das seine schlimmsten Tage gerade hinter sich hat, seine Zukunft noch nicht wirklich sieht und trotz allem den Alltag "irgendwie" bewältigt. Gezeichnet wird ein bemerkenswert differenziertes, teilsweise geradezu postives Bild des zerstörten Deutschland - vor allem wenn man bedenkt, dass der Autor der Sohn polnischer Juden ist. Die "eigene" (amerikanische) Politik wird vom Autor - ebenso bemerkenswert - überraschend selbstkritisch bewertet.