Reginald Ray, einem erfahrenen Meditierenden, geht es darum, wieder Zugang zum Körper zu finden, bzw. diesen mit in die spirituelle Praxis einzubeziehen. Er tut dies in seinem Buch ausgehend von seiner Erfahrung mit dem tibetischen Buddhismus. In der Achtsamkeitsmeditation kann es nicht darum gehen,
den Körper und seine Bedürftigkeiten und Empfindungen auszublenden oder auszuschalten. Er gehört…mehrReginald Ray, einem erfahrenen Meditierenden, geht es darum, wieder Zugang zum Körper zu finden, bzw. diesen mit in die spirituelle Praxis einzubeziehen. Er tut dies in seinem Buch ausgehend von seiner Erfahrung mit dem tibetischen Buddhismus. In der Achtsamkeitsmeditation kann es nicht darum gehen, den Körper und seine Bedürftigkeiten und Empfindungen auszublenden oder auszuschalten. Er gehört mit zum Ganzen, kann uns viel Wertvolles über uns verraten. Meditation geschieht nicht im "Denken", sie ist eine ganzheitliche, integrierte Erfahrung all dessen, was im Moment gerade ist - Gedanken, Gefühle, Empfindungen steigen in der Stille auf, wobei die Pausen zwischen diesen verschiedenen "Wolken", die am Himmel unseres Bewusstseins vorüberziehen, immer wahrnehmbarer werden.
Reginald Ray lädt zur Verkörperung ein, dazu, den Körper ganz bewusst als Helfer in unserer Entwicklung zu verstehen. Mit dem Körper zu meditieren ist - ähnlich wie bei den bekannten Programmen von Jon Kabat-Zinn - ein Eingangstor in diese Praxis: Wir lernen, die Aufmerksamkeit bewusst durch den ganzen Körper, in jedes einzelne Körperteil zu lenken. Das kann man auch wunderbar zwischendrin in den Alltag integrieren: z.B. beim Laufen mal ganz bewusst die Fußsohlen spüren, geradezu mit den Füßen "sehen". Es ist ein Weg zum "erweckten" Körper. Erleuchtung, die nicht nur in irgendwelchen spirituellen Höhen irgendwann einmal stattfindet, sondern häppchenweise ganz klar im Hier und Jetzt spürbar ist und angenehme Resultate wie ein gestärktes Körpergefühl mit sich bringt. Beim Üben wird sogar spürbar, dass der Körper seinen eigenen Plan hat. Durch die Empfindungen, die uns eine körperbewusste Meditation erschließt, erhalten wir wertvolle Hinweise auf unseren Weg - wir können auf unser Körperfeedback vertrauen. Es ist auch weniger manipulierbar als vom Verstand zusammengebastelte Erklärungsmodelle, ein direkter Zugriff auf die implizite Körperweisheit, in der unser ganzes Erfahrungsspektrum gespeichert ist und die für das ganze Selbst gilt.
"Die Intelligenz des Körpers" erklärt diese Zusammenhänge sehr klar und basierend auf den eigenen Erfahrungen des Autors. Die jüngsten Erklärungen aus Neurobiologie und Entwicklungspsychologie finden genauso Platz wie Querschläge zur östlichen Philosophie (z.B. ebenfalls im Körper angelegtes Karma). Im Anhang gibt es einen recht schmalen Übungskatalog - diese Übungen haben es aber in sich, bieten den Einstieg in eine ganz neue Erfahrung der eigenen Körperwahrnehmung. Und führen allmählich über den guten Kontakt mit der eigenen Körperlichkeit in die Verbundenheit und das Gefühl der Einheit mit der gesamten Schöpfung, das den Buddhismus auszeichnet.
Ein fazinierendes Buch, dem es erstaunlich gut gelingt, inneres Erleben in Worte zu fassen, und das vor allem das große Verdienst hat, ausdrücklich den Leib als wichtigen Bestandteil der spirituellen Entwicklung mit an Bord zu nehmen! Damit trifft es auch sehr den Zeitgeist. Besonders empfehlenswert für alle, die bereits in irgendeiner Art mit dem Körper arbeiten, Osteopathen, Physiotherapeuten, Yoga-Lehrer - und all die, die neugierig sind, ihre Bewusstheit um das große Universum des eigenen Körpers zu erweitern!