Denke ich an Weihnachten, treten mir neben äußeren Gegebenheiten wie dem geschmückten Tannenbaum, dem warm gedimmten Kerzenlicht und dem verlockenden Plätzchenduft die Werte in den Sinn, für die dieses Fest bekannt ist: die vom Alltag entrückte Seelenruhe, die familiäre Rückbesinnung und der
harmonische Frieden, kurzum, man fühlt sich, als würde die ganze Welt wieder gut werden. Um aus der…mehrDenke ich an Weihnachten, treten mir neben äußeren Gegebenheiten wie dem geschmückten Tannenbaum, dem warm gedimmten Kerzenlicht und dem verlockenden Plätzchenduft die Werte in den Sinn, für die dieses Fest bekannt ist: die vom Alltag entrückte Seelenruhe, die familiäre Rückbesinnung und der harmonische Frieden, kurzum, man fühlt sich, als würde die ganze Welt wieder gut werden. Um aus der stressgeprägten Klausurphase in diesen weihnachtlichen Einklang zu gelangen, nahm ich die Lektüre „Ein Engel für Miss Flint“ zur Hand. Welche Eindrücke ich aus ihr gewinnen durfte, erfährst du in der folgenden Rezension.
Die für ihre „Dustlands“-Reihe auch bereits in Deutschland bekannte Autorin Moira Young erzählt in diesem Roman eine kurzweilige und spaßige Geschichte, die sofort ins Herz geht. Mit ihrem herrlich unkomplizierten Umgang mit der Sprache ermöglicht sie den Leser*innen einen sofortigen Einstieg in die Handlung. Es lässt sich einfach lesen, hat eine überschaubare Anzahl an Buchseiten – und ist somit als winterliche Lektüre ebenfalls für „Lesemuffel“ geeignet.
Die stetige Konzentration auf die beiden Hauptfiguren gibt der Geschichte genügende Stabilität und einen stetigen Orientierungspunkt für den Leser. Die charakterliche Ausarbeitung gelingt der Autorin dabei unverkrampft und gut. Dennoch hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen über Davy gewünscht, da sein gedanklicher Horizont, z.B. in Form seiner Motive, trotz seiner prominenten Position innerhalb des Romans etwas blass und karg bleibt.
Young entwirft einen auf lange Dauer überschaubaren und doch einige Überraschungen bietenden Roadtrip, der sich als eine fesselnde Gefühlsachterbahn entfaltet. Dabei behält sie jederzeit die aufschäumende Waage zwischen den Emotionen, sodass weitreichende humorvolle Elemente durch tiefgreifende, ernste Thematiken gebrochen werden. Sie findet schließlich zu einem versöhnlichen, ja geradezu rührenden Ende, welches den Leser mit gemischten Gefühlen, aber sicherlich nicht kalt ums Herz zurücklässt.
Während ihres durchgängigen und einprägsamen Engelmotivs entwickelt die Autorin innerhalb der Geschichte einige interessante Ansätze: dass das engelhafte Wesen beispielsweise nach außen nicht kommunizieren könne oder man sich die Frage, wie man sein Leben nutzt, stellen möge. „Ein Engel für Miss Flint“ ist durch und durch eine Lektüre fürs Herz.
Im Vergleich zu anderen Werken fällt jedoch auf, dass die Handlung an einigen Stellen doch zu kitschverklebt ist. Subtilere Ansätze hätten dem Antlitz der Lektüre ein wenig mehr Bodenständigkeit und eine tiefer im Gedächtnis bleibende Wirkung verliehen. Wer kann so etwas einem so wunderbaren weihnachtlichen Roman aber verübeln?
„Ein Engel für Miss Flint“ ist ein märchenhafter Winterroman, der ins Herz geht und einige gemütliche Lesestunden bereitet.
Ich vergebe sehr gerne vier von fünf möglichen Sternen.