Psychogramm einer Ehe
Eheprobleme lösen sich nicht, indem man seinen Koffer packt und nach Amsterdam fährt, um dort etwas zu erleben. Das muss auch Stephan, ein ehemals sehr erfolgreicher Weinverkäufer erfahren, als er sich nach Amsterdam begibt, weil seine egozentrische Ehefrau Lena nicht mit
ihm gemeinsam nach Paris fliegen will.
Es ist die „Sprachlosigkeit“ in einer Ehe, die direkt in den…mehrPsychogramm einer Ehe
Eheprobleme lösen sich nicht, indem man seinen Koffer packt und nach Amsterdam fährt, um dort etwas zu erleben. Das muss auch Stephan, ein ehemals sehr erfolgreicher Weinverkäufer erfahren, als er sich nach Amsterdam begibt, weil seine egozentrische Ehefrau Lena nicht mit ihm gemeinsam nach Paris fliegen will.
Es ist die „Sprachlosigkeit“ in einer Ehe, die direkt in den Abgrund führt.
Der Autor, Jo Stammer, schreibt eine schonungslose Sprache, eine Sprache, die sich in extremer Wortgewalt manifestiert, bis hin zu Verletzungen des Partners, wie man sie nur durch die entsprechende Wortwahl treffen kann. Aber dann treffen sie zielsicher.
Immer wieder versucht Stephan obwohl er privat wie geschäftlich einen Fehler nach dem anderen begeht, seine Frau zurückzugewinnen. Diese widersetzt sich mit allen Mitteln, denn sie möchte sich ihre eigenen Fehler nicht eingestehen.
Der Ausflug nach Amsterdam erweist sich als gefährliches Unterfangen, denn er gerät in die Hände eines paranoiden, psychisch gestörten Junkies, der ihn direkt in die Hölle führt. Plötzlich ist er in einen Mord verwickelt und weiß nicht weshalb.
Man ist als Leser geschockt von der psychischen Gewalt, von der zerstörerischen Kraft der Worte, denn beide Partner schenken sich nichts, jeder ist sich selbst der Nächste. Präzise und differenziert beschreibt der Autor diese sich scheinbar ins Unendliche windende Spirale, immer und immer wieder sich wiederholend, in abstruse Anschuldigungen und Verdächtigungen mündend und baut so für den Leser eine kaum hinnehmbare Spannung auf.
Ehrlich gesagt war ich manchmal dermaßen wütend auf Lena, dass ich versucht war, sie endlich endlich zum Schweigen zu bringen. Und das hat mich persönlich sehr getroffen, wie konnte ein Buch es schaffen, mich zu einer derartigen Reaktion zu veranlassen.
Die reinste psychische Folter, nicht nur für Stephan, den Ehemann, sondern auch für den Leser. Respekt dafür.
Es ist schwere Kost, die Jo Stammer hier präsentiert, man wird regelrecht in diesen Strudel der Gefühle hineingerissen, aber äußerst spannend und auf jeden Fall lesenswert.