Vor Jahren gerieten meine Schwester und ich in Streit, weil ich mit ihren Kindern Bucheckern gesammelt und gegessen hatte. Meine Schwester fiel aus allen Wolken, weil ich den Kleinen so einen Unsinn (Unkrautessen, etc.) beibrachte und ich, weil sie offenbar vergessen hatte, wie herrlich Sauerampfer
und Konsorten schmecken und dass wir selbst als Kinder beim Spielen so etwas nicht nur in den Mund…mehrVor Jahren gerieten meine Schwester und ich in Streit, weil ich mit ihren Kindern Bucheckern gesammelt und gegessen hatte. Meine Schwester fiel aus allen Wolken, weil ich den Kleinen so einen Unsinn (Unkrautessen, etc.) beibrachte und ich, weil sie offenbar vergessen hatte, wie herrlich Sauerampfer und Konsorten schmecken und dass wir selbst als Kinder beim Spielen so etwas nicht nur in den Mund nahmen, sondern auch aßen. Doch während sie sich den wilden Köstlichkeiten der Natur konsequent verweigert, esse ich sie heute noch sehr gerne.
Anfang des Jahres erschien Meine liebsten Wildpflanzen rohköstlich - sicher erkennen, vegan genießen. Darin geht es, wie der Titel schon verrät, nicht unbedingt um das, was in unseren Gärten wächst, obwohl so einiges natürlich auch darin vorkommt. Doch während meine Schwester in ihrem Garten fleißig Unkraut jätet und fluchend entsorgt, landet, was wild in unserem wächst, meist in der Küche, wird als Salat oder gekocht serviert. Künftig wird es noch abwechslungsreicher zubereitet. Denn Volms Buch beweist, dass Rohkost nicht gleich Rohkost ist und welch schmackhafte, kulinarisch-anspruchsvolle Menükreationen dabei herauskommen können.
Von Volm stammt auch das Buch Rohköstlich. Bereits das war eine gelungene Kombination von Rohkostratgeber, Wildkräuterkunde und 70 einfach nachzuarbeitenden Rezepten. In Meine liebsten Wildpflanzen rohköstlich informiert die Autorin und Ernährungsberaterin zunächst über Grundsätzliches. Welche Wildpflanzen man essen kann und wo man sie am besten sammelt. Aber auch wie Wildpflanzen schmecken, wie man sie nachhaltig ernten und in welcher Dosierung man sie gefahrlos verwenden kann; was man über ihre Inhaltsstoffe und deren Wirkweise wissen muss.
Denn: Obwohl die wenigsten Pflanzen wirklich absolut gefährlich giftig sind, muss man nicht nur berücksichtigen, welche Pflanzenteile man verzehrt. Gerade für Neulinge ist auch die Dosierung wichtig, weil man sich erst an die Kost gewöhnen muss oder eventuell von einem Zipperlein geplagt wird. Sofern allerdings Letzteres der Fall ist, kann man die Wildpflanzenküche auch hervorragend präventiv oder kurativ für die Gesundheit nutzen. Volm selbst beispielsweise reagierte früher auf Birkenpollen allergisch und wurde von Heuschnupfen geplagt. Nach der Umstellung auf Rohkost mit Wildpflanzen besteht dieses Problem zwischenzeitlich nicht mehr.
Direkt bei den über 40 vorgestellten Wildpflanzen, die im Anschluss an die allgemeine Einführung folgen, finden sich appetitliche Rezepte. Bei mancher Anregung benötigt man die eine oder andere gekaufte Zutat. Allerdings ist es heutzutage recht leicht an diese heranzukommen (etwa an eine glutenfreie Sojasoße). Im Buch finden sich übrigens praktischerweise neben den einzelnen Rezepten auch ganze, jahreszeitliche Menüvorschläge.
Eine Übersicht der vorgestellten Wildpflanzen, ein Register und Hinweise zu weiterführender Lektüre, Internetadressen, Seminarangeboten und Bezugsquellen runden das Buch ab.
Mit dem ganzen Buch richtet Volm sich nicht ausschließlich an überzeugte Praktiker. Sie spricht auf anschaulich-informative Weise auch Neugierige wie mich oder absolute Neulinge an, die einfach ihren Speiseplan gesund erweitern, neue Zutaten kennenlernen oder alternative Rezepte probieren wollen. Die appetitanregenden Fotos tragen ebenfalls dazu bei.
Fazit:
Eine gelungene Mischung aus lebendig aufgemachten Informationen und gut nachvollziehbaren Anregungen. Momentan gibt es draußen zwar Wildpflanzen zum Ernten, doch außer dem Vogelmiere-Smoothie habe ich bislang noch nichts nachgemacht. Obwohl ich mich nicht mit Rohkost oder 100%ig vegan ernähre und in diversen Rezepten allenfalls etwas im Ofen getrocknet aber nicht gekocht wird, ist das das Buch eine Bereicherung meines Kochbuchregals. Ich werde die Anregungen mit Sicherheit in den kommenden Monaten sukzessive probieren und es meiner Schwester empfehlen :-D.
2013 Antje Jürgens (AJ)