In rund 650 deutschen Orten und Städten erinnern mehr als 30.000 Stolpersteine an jüdische NS-Opfer, die im Dritten Reich verfolgt, enteignet, verschleppt und ermordet wurden. In Neubrandenburg erinnert so ein Stolperstein an das Schicksal von Else Kallmann (geb. 1878), die 1942 deportiert und
schließlich in Polen ermordet wurde.
Ihre Enkeltochter Irene M. Tschermak erzählt nun in ihrem…mehrIn rund 650 deutschen Orten und Städten erinnern mehr als 30.000 Stolpersteine an jüdische NS-Opfer, die im Dritten Reich verfolgt, enteignet, verschleppt und ermordet wurden. In Neubrandenburg erinnert so ein Stolperstein an das Schicksal von Else Kallmann (geb. 1878), die 1942 deportiert und schließlich in Polen ermordet wurde.
Ihre Enkeltochter Irene M. Tschermak erzählt nun in ihrem halbautobiografischen Roman die Geschichte ihrer jüdischen Familie, die in Neubrandenburg eine Kolonialwarenhandlung betrieb. Im Mittelpunkt steht ihre Mutter, Antonia Müller, die Ehefrau des Cellisten Alfred Müller. Als die Eltern nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten ihr Geschäft zwangsverkaufen müssen, muss die Familie Neubrandenburg den Rücken kehren und landet schließlich in Berlin.
Die „privilegierte Mischehe“ mit Alfred bewahrt Antonia zunächst vor größeren Repressalien und so versucht die Familie in der Reichshauptstadt, die immer mehr ins Kriegsgeschehen hineingezogen wird, diese schlimme Zeit zu überstehen und dem Wahnsinn zu trotzen. Durch ständig neue „Judengesetze“ wird die Lage jedoch immer prekärer. So wird ihre Mutter Else ins Ghetto Piaski deportiert, wo sie offiziell an Diphterie verstirbt. Als ihr Ehemann Alfred in den letzten Kriegswochen an der Front verschollen ist, will sich Antonia das Leben nehmen. Doch sie wird gerettet und mit großer Opferbereitschaft meistert sie mit ihre kleinen Familie die schwierigen Nachkriegsjahre.
Irene M. Tschermak erzählt ihre Familiengeschichte sehr authentisch, dabei kann sie auf zahlreiche Fotos und Briefe zurückgreifen, auch auf zwei Kassetten, auf denen ihre Großmutter ihre Erlebnisse festgehalten hatte. In die Schilderung des schwierigen Alltagslebens lässt die Autorin auch immer wieder die politischen Ereignisse und das Kriegsgeschehen jener Jahre einfließen. Ein Tatsachenroman, der bedrückende Erinnerungen wachruft.